Das Herz Von Elowia
Viel Spaß Sir.«
Wahrheit
Lilith wachte nach einer kurzen Nacht auf. Ein Blick in die Runde verriet ihr, dass auch die anderen Krieger kaum geschlafen haben konnten. Tiefe Augenringe und schlaffe Gesichtszüge zeichneten die Krieger. Lilith schlurfte mit vom Schlaf verklebten Augen zu Antara, dessen Augen rot gerändert waren. Sie wirkte um keinen Deut erholter als sie selbst. Antara gähnte verhalten und biss lustlos in eine Dattel, wobei sie Lilith müde anblinzelte.
»Wo ist Jolan?«, wollte Lilith wissen und griff nach einem Stück Brot, was zusammen mit den Datteln in einem großen Korb lag. Es klebte unangenehm von den zuckersüßen Früchten.
»Noch in seinem Zelt, ich wollte ihn nicht wecken«, sagte Antara und deutete auf das schmucklose Zelt hinter ihr.
Gerade als sich Lilith wieder abwenden und sich ihrem verklebten Brot widmen wollte, hörte sie, wie die Zeltplane zurückgeschlagen wurde. Jolan trat ins Freie hinaus. Sein fahler Teint sprach für eine ebenfalls durchwachte Nacht, doch außer der Müdigkeit hatte sich noch etwas auf sein Gesicht geschlichen: Härte, gnadenlose Härte. Jetzt glich er schon mehr seinem Vater.
Mit entschlossenen Schritten und in voller Kampfmontur, das Schwert angriffslustig in seiner Hand, als wolle er sich sofort ins nächste Gefecht stürzten, ging er in die Mitte des Kreises und raunte: »Männer und Frauen, die Sucher haben uns wieder gelehrt, dass sie es nicht wert sind, Gnade zu empfangen. Wir werden die Verantwortlichen dieses Massakers finden und sie hinrichten.« Er machte eine Pause und sein wilder Blick irrte durch die Reihen, als er weiter sprach: »Ich werde nicht eher ruhen, bis wir die Schuldigen gefunden haben.«
Die Menge johlte verhalten, bis ein gellender Warnruf sich dazwischen mischte. »Totenflieger«, brüllte eine männliche Stimme.
Lilith spürte, wie ein kalter Schauer über ihren Rücken lief und ihr Diamant aufflammte. Fast hatte sie das Gefühl ihr Juwel würde das Tier rufen.
Antara war zu Jolan geeilt. Jetzt hatten sie sich dicht an dicht gedrängt und bildeten mit den anderen Kriegern einen Kreis, die Schwerter in die Höhe gereckt. Lilith hob ihren Kopf und blickte in die geifernden und gierigen Augen des Tieres. Die Kiefer des Tieres schnappten in die Luft und die Flügel trugen es in trägen Kreisen über seine Opfer. Es ließ sich Zeit, es machte seine Beute mürbe. Die Intelligenz glitzerte in seinen feurigen Augen und der Totenflieger zog seine Kreise enger, ohne dabei den tödlichen Spitzen der Schwerter zu nahe zu kommen.
Lilith sah, wie die Muskeln der Männer anfingen zu zittern. Ewig würden sie sich nicht verteidigen können, und sobald einer seine Waffe sinken lassen würde, würde das Tier ihnen zu Leibe rücken.
Lilith streckte ihre Hand aus und sie fing ein leises Wispern auf. Es war ein tiefes Murmeln, fast wie ein Gewittergrollen, das in weiter Ferne erscholl.
*Dämonenkind, was tust du hier?*
Lilith riss erschrocken ihre Augen auf. Sie hatte für einen Moment das Gefühl gehabt, eine Stimme gehört zu haben.
Wie hypnotisiert stierte sie das Wesen über ihr an. Es erwiderte ihren Blick neugierig und auf seine Art und Weise liebevoll.
Und wieder hörte sie das dunkle Grollen. *Was tust du hier? Ich habe Hunger. Schrecklichen Hunger. Verschwinde von hier.*
»Hau ab«, brüllte Lilith und schwenkte ihre Arme in der Luft.
Sie nahm aus den Augenwinkeln war, wie sie Jolan entgeistert anstarre und schrie: »Lilith? Was tust du da? Komm her, bevor es dich frisst.«
Lilith rannte dem Wesen entgegen, was immer näher auf sie zu flog. »Hau ab«, wiederholte sie noch einmal schrill. Sie hatte weniger Angst um die Krieger, als um das Tier. Auch, wenn sie es sich nicht eingestehen wollte, empfand sie so etwas wie Sympathie das Tier, welches aus einem Reich stammte, dass sie nie kennengelernt hatte, aber ein Teil von ihr war.
Doch der Totenflieger ließ sich nicht von ihrer Warnung beirren und kam immer näher. Die verschlagenen Augen lechzend auf die Diamanten der Krieger gerichtet, murrte er: *Ich hab Hunger. Viel Hunger. Ich brauche Essen.*
Liliths Augen füllten sich mit Tränen, als sie die Verzweiflung des Tieres spürte. Sie holte langsam ihren Stein hervor und hielt ihn empor. »Hier nimm etwas davon.«
Jolan hatte sich aus dem Kreis gelöst und hechtete in ihre Richtung. Er musste sie zweifelsohne für verrückt halten, denn Lilith konnte sich ausmalen, dass er, genau wie die anderen, die Stimme des Wesens nicht hören konnte.
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