Das Herz
ein diffuses Etwas, so groß wie ein Ettin und immer noch weiter wachsend, mit gewaltigen Händen, die spitze Krallen hervortrieben. Das Etwas hatte Augen wie nebelverhangene Sterne und ein Maul wie ein dunkler Höllenschlund. Ein unglücklicher Soldat, der nicht rechtzeitig geflohen war, wurde von einem der Trickster ergriffen und dem Etwas hingeschoben. Es packte den schreienden Xixier mit Klauen, die wie Tonziegelscherben klickten und klackten, hob ihn an sein klaffendes Mundloch,
schluckte
ihn bis an die Schultern und biss dann zu. Als der restliche Körper des Xixiers, immer noch zuckend, dem Monster vor die Füße fiel, warf einer der Trickster eine Lampe, aber sie prallte von der Steinhaut des Dämons ab und verspritzte Feuerkleckse auf die gesamte Zeltwand.
»Weg hier!«, rief Langstrich, der bereits zum Zeltausgang stürzte. »Eine Steinschluckerin können wir nicht töten!«
Überall züngelten Flammen. Barrick arbeitete sich durch den Rauch und folgte den Trickstern ins Freie. Gleich darauf brach, brüllend wie ein Stier, dem man die Fußsehnen durchtrennt, das Etwas, das Tanyssa gewesen war, in einem Funkenregen durch die brennende Zeltwand.
Zu wem soll ich jetzt beten?,
fragte sich Barrick, als er sich ein weiteres Mal aufrappelte.
Die Götter schlafen ja!
Pfeile schwirrten an ihm vorbei. Andere Qar eilten herbei, doch obwohl ein Dutzend Pfeile den Dämon trafen, prallten auch sie ab, ohne dass das Monster sie auch nur zu bemerken schien. Selbst die Feuerblumenstimmen waren vor Verwirrung oder Furcht verstummt.
»Flieh, Barrick Eddon!«, rief Langstrich. »Ein solches Ungeheuer kann man nicht töten. Es ist zu stark ...!«
»Nein! Es wird Dutzende unserer Krieger umbringen, wenn wir es entkommen lassen!«, rief er zurück. Das Monster hatte Schwarzrückens Pferd gepackt; der Trickster war zwar abgesprungen und entkommen, aber die Steinschluckerin riss jetzt das Tier bei lebendigem Leib in Stücke. Brüllend, so laut er konnte — nicht nur, um sich selbst anzufeuern, sondern auch um die Schreie des Tiers zu übertönen —, hob Barrick sein Schwert auf, rannte auf das Monster zu und hieb auf dessen Arm ein. Es war, als attackierte er eine Mauer; das Ungeheuer schien es kaum zu spüren. Andere Qar eilten hinzu und stachen mit Speeren auf den Dämon ein, bewirkten aber auch nicht mehr als Barrick. Die Steinschluckerin packte die, die ihr zu nahe kamen, und zerriss sie mit fürchterlicher Kraft und Schnelligkeit. Barrick hob einen Speer auf und schleuderte ihn, doch auch er prallte wirkungslos ab. Die unmenschliche Silhouette erhob sich vor dem brennenden Zelt, ein Opfer in jeder Klauenhand. Barrick konnte nicht erkennen, ob die verstümmelten Leichen Pferde oder Qar gewesen waren.
Die blutige Krallenhand der Bestie schloss sich um ihn, und diesmal war alles, was Barrick tun konnte, mit der Klinge immer wieder darauf einzuhacken, bis ihn das Monster auf den Boden warf, wie jemand, der von Stechfliegen geplagt wird. Der Aufprall quetschte Barrick die Luft aus der Lunge; kurz überflutete ihn Schwärze, als wäre er in einen kalten, lichtlosen Fluss gestürzt. Er fühlte, wie ihn die Feuerblume umfing, als wollte sie ihm das Hinübergleiten ins wartende Dunkel erleichtern, doch dann hörte er einen der Trickster schreien und schwamm wieder empor zum Licht und zur Welt.
Als er auf die Beine zu kommen versuchte, legte sich eine riesige, eiskalte Hand um ihn. Er roch Atem, der wie geschmolzenes Eisen stank, als ihn die Steinschluckerin an ihr klaffendes Maul führte. Die Kraft war aus Barricks Körper entwichen wie Sägemehl aus einer Stoffpuppe. Aus dem Augenwinkel sah er Flammen, jetzt jedoch an einem gänzlich unerwarteten Ort — draußen auf der Bucht, mächtige Flammenbanner über den Schiffen des Autarchen. Er konnte sich nicht denken, was das zu bedeuten hatte, und da es ohnehin sein letzter Moment war, interessierte es ihn auch nicht sonderlich. Eine Stimme stieg aus seinem Gedächtnis empor — nicht die Feuerblume, nein, der alte Shaso, der ihn beschimpfte:
»Du bittest immer um Schonung, wenn du müde bist, aber deine Feinde wird das nicht interessieren!«
Dieses Monster glaubt, mich bereits getötet zu haben ...!
Das schwarze Maul klaffte direkt vor ihm. Er wusste, er hatte nur diese eine Chance. Im Griff des Ungeheuers nahm er alles zusammen, was noch an Kraft in ihm war, und rammte sein Schwert, so tief er konnte, in den dunklen Schlund.
Seine Klinge verschwand, durch das krampfartige
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