Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Herz

Das Herz

Titel: Das Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
Muskeln und Sehnen schienen sich bereits so weit erholt zu haben, dass er sich wieder kampffähig fühlte. Es war, als ob die Kräfte all der Könige in ihm zusammengeflochten wären wie die Fasern eines Seils, als ob sie alles an ihm stärkten, ihn zu einem neuen, mächtigeren Wesen machten.
    Gottähnlich.
Das war das Wort — es gab Momente, da fühlte er sich fast wie ein Gott. Die Feuerblume war wie geschmolzenes Silber in seinen Adern, erfüllte ihn mit Wärme, verlieh ihm Kraft und Gewicht. Trotz allem, was ihm Shaso beigebracht hatte, wäre er sonst nur ein verkrüppelter Junge von sechzehn Jahren gewesen, der diesen Kampf niemals überlebt hätte. Stattdessen hatte er mindestens ein halbes Dutzend Männer getötet und ein weiteres Dutzend verwundet; seine Klinge hatte Mal um Mal den Weg durch die Deckung der Xixier gefunden wie ein Blitz.
    Als er auf das nächste Kämpferknäuel zustürmte, drehten sich einige der Xixier um und erblickten ihn. Sie schrien erschrocken auf. Etwas Heißes, Ekstatisches stieg in Barrick Eddons Brust empor, als umfingen Feuerhände sein Herz.
    Sie fürchten mich!
    Als er den Rand des Getümmels erreichte, sah er endlich Saqri, Hammerfuß und die anderen Qar-Führer. Die Königin und ihre Freunde waren in einem wirbelnden Kampfgemenge nahe dem Zentrum des xixischen Lagers gefangen. Der Mond war jetzt aufgegangen, und in seinem knochenbleichen Schein sahen Barricks Katzenaugen Farben, Einzelheiten ... alles. Er erkannte sogar die furchtverzerrten Gesichter der Männer, mit denen Saqri kämpfte — die sie vernichtete, besser gesagt, denn wenn Barricks Klinge wie ein Blitz gewesen war, war der Speer der Königin etwas noch Schnelleres und Tödlicheres, vielleicht ein himmlischer Blitzstrahl, wie er einst den Gipfel des Xandos selbst umzuckt hatte.
    Doch die Xixier hatten immer noch so viele Soldaten, dass sie Saqri und die Ettins unter einem Berg von Toten begraben konnten. Reiter aus den fernen Winkeln des umkämpften Lagers sprengten jetzt in großer Zahl auf die Qar zu, und diese Neuankömmlinge waren im Gegensatz zu den ersten Verteidigern in voller Rüstung. Schlachtenbanner in den Farben eines halben Dutzends xixischer Kompanien wehten über ihnen, Pferdeschweife schlugen und Lederzaumzeug klimperte von metallener Zier.
    Während Barrick noch hinschaute, setzten sich drei Reiter vom Rest ab und sprengten genau auf ihn zu. Die Vernunft hätte geboten, sich in den Schutz der restlichen Qar zurückfallen zu lassen, aber etwas in Barrick loderte und verwehrte ihm, das Vernünftige zu tun.
    Ich bin jahrelang weggerannt. Nie wieder. Mein Banner ist mein Blut — wenn sie es wollen, sollen sie kommen und es sich holen!
    »Für Weißfeuer! Für Kupilas!«, rief er und sprang vorwärts, um sich besser zwischen den anstürmenden Pferden zu postieren. Etwas Schwarzes flog auf ihn zu, und er ließ sich aus dem Schwung des Sprungs heraus zu Boden fallen, als der Pfeil an ihm vorbeischwirrte. »Für Krummling!«, rief er, als er wieder aufsprang.
    Etwas knallte dumpf auf der Bucht hinter ihm, aber Barrick hatte keine Zeit, sich umzudrehen. Der erste Reiter war schon da; halb aus dem Sattel gebeugt, schwang er eine lange, metallbeschlagene Keule. Barrick fing den Schlag mit dem Schild ab und schaffte es, einen Hieb gegen den Rücken des Reiters zu führen, doch seine Klinge prallte von der Rüstung des Xixiers ab. Als der Reiter vorbei war, nahm Barrick es mit den anderen beiden auf, die lange Äxte mit kleinem Blatt schwangen. Statt zurückzuweichen, stürmte er vorwärts, sodass ihre Äxte im falschen Moment herabsausten. Er führte eine Finte gegen den einen, stach dann dem anderen seine Klinge genau unter der Achsel in die Rippen. Der Xixier klammerte sich an seinem Sattel fest und fiel nicht vom Pferd, schrie aber vor Schmerz und blutete heftig.
    Wieder knallte es wie Donner, und aus dem Augenwinkel sah Barrick inmitten der Qar eine mächtige Explosion aus Feuer, Rauch und Sand und Körper, die durch die Luft flogen. Die Schiffe im Hafen! Die Seeleute des Autarchen feuerten aus ihren Schiffskanonen, doch in ihrem Eifer trafen sie nicht nur Qar, sondern auch ihre eigenen Leute!
    Die drei Reiter hatten ihre Pferde gewendet und sprengten wieder auf ihn zu, diesmal langsamer, um ihre Überzahl besser zu nutzen.
    Überrasche sie,
drängten die Stimmen. Tausend verschiedene Pläne, was er tun könnte, standen vor ihm, so als läse er alle Seiten eines Buchs gleichzeitig. Er tat ein paar

Weitere Kostenlose Bücher