Das Herz

Titel: Das Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams

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Herz pumpte noch schneller. Konnten sie wirklich so viel Glück haben, den Autarchen selbst in seinem Feldlager zu finden?
    Mehrere der Männer verschwanden im Zelt. Barrick und die Trickster fielen über die übrigen her und schlugen sie in die Flucht. Rätselzung tötete einen mit einem schnellen Stoß ins Auge, während seine Vettern die übrigen beschäftigten. Barrick schwang sich aus dem Sattel und stieß die Zeltklappe auf.
    Ein halbes Dutzend Männer standen schützend vor einer Ecke des luxuriösen Zelts, in dem so viele Lampen brannten, dass es taghell wirkte. Hinter ihnen, fast verdeckt, war eine kleinere Gestalt mit dunklem Haar. Barrick fühlte das Blut in seinen Adern rasen — heiliges Blut, göttliches Blut. Ruhig richtete er sein Schwert auf die Soldaten, als könnte er sie allesamt mit einem Stich durchbohren, was sich in diesem rauschhaften Moment durchaus nicht unmöglich anfühlte.
    Vorsicht — du wirst dich übernehmen ...
warnte Ynnirs leise Stimme, aber Barrick hörte sie kaum über dem triumphierenden Tosen in seinem Kopf.
Finde dich selbst, Menschenkind.
    Oh, ich habe mich doch gefunden,
dachte er.
Und unseren Feind habe ich auch gefunden.
»Komm heraus, Sulepis, du Feigling!«, brüllte er die halb von den Soldaten verdeckte Gestalt an. »Du hast mit Menschenleben um dich geworfen, als wären es Steine. Jetzt erprobe deinen eigenen Arm!«
    Die Person, die hervortrat, war nicht der Mann, den Barrick erwartet hatte. Ja, es war überhaupt kein Mann, sondern eine stämmige Frau mit kurzgeschnittenem Haar. Sie war eindeutig Xixierin, aber breiter gebaut als alle Wachen. In ihren kleinen Augen lag etwas Brutales.
    »Wer du bist, Floh?«, fragte sie mit einem starken Akzent und einer tiefen, rauhen Stimme.
    »Der Tod des Autarchen — und deiner auch, wenn du ihn versteckst, Weib.«
    Die Frau lachte, entblößte verfärbte Zähne. »Ich nicht Frau von Autarch! Ich Tanyssa — ich Königliche Vollstreckerin von Frauenpalast!« Sie hob die überraschend großen Hände, um zu zeigen, dass die eine ein langes Messer hielt und die andere eine rote Seidenschnur. »Komm. Ich schicke dich in Hölle.«
    Der alte Barrick hätte Zeit mit närrischen Skrupeln vergeudet, weil der Gegner eine Frau war, dieser Barrick aber trat, sein Schwert schwingend, auf sie zu. Die Wachen formierten sich vor ihm zu einer dichten Wand — offenbar wog das Leben der Vollstreckerin mehr als ihr eigenes —, und Barrick wurde jäh bewusst, dass er sich da ein Problem aufgehalst hatte, das vielleicht selbst die Kräfte überstieg, die ihm die Feuerblume verlieh. Er schaffte es, zwei der Wachen zu töten, aber die anderen vier umstellten ihn, und Vollstreckerin Tanyssa versuchte gerade, mit ihrem Messer seine ungeschützte Flanke zu erreichen, als drei dunkle Schemen mit glühend gelben Augen ins Zelt schlüpften.
    »Benötigst du irgendwelche Hilfe, Barrick Eddon?«, fragte Langstrich.
    Barrick wehrte einen mörderischen Schwerthieb gegen seinen Hals ab und wich dann mit einer Drehung dem langen Messer der Frau aus. »Doch, ja, ich würde sie annehmen.«
    Im nächsten Moment waren die Trickster zwischen den Wachen: Elfenbeinerne
Rashayi
bohrten sich in Fleisch und selbst durch xixische Plattenpanzer. Barrick sprang über einen der Frischgetöteten hinweg, das Schwert auf die Frau gerichtet, die sich schnell umdrehte, um etwas aus einem goldenen Kästchen zu nehmen.
    »Wo ist der Autarch?«, herrschte Barrick sie an, die zitternde Klingenspitze nur einen Zoll vor ihrem Rücken. »Wo ist er?«
    Sie drehte sich langsam um: Ihre Finger hielten ein kleines Stück von trübem Kristall, und sie grinste wie ein Wasserspeier. »Das für Schutz von Goldener«, sagte die Vollstreckerin, und in ihrem Ton lag eine gewisse Befriedigung. »Goldener jetzt weg — ich benutze für töten
dich!«
Und vor Barricks Augen steckte Tanyssa den trüben Stein wie eine Süßigkeit in den Mund.
    Sand flog auf, als käme er aus allen Ecken des Zelts, eine wirbelnde Wolke, die Barrick die Sicht nahm, doch der Sand fegte an ihm vorbei, als ob die Vollstreckerin sein Ziel wäre, umfloss sie, bedeckte ihren Körper mit winzigen Steinpartikeln. In dem Sandsturm erloschen die meisten Lampen. Die Wachen, die sich plötzlich gar nicht mehr für Barrick und die Qar zu interessieren schienen, stießen schrille Schreckensschreie aus und rannten zum Zeltausgang.
    Das, was Tanyssa gewesen war, schien immer größer und formloser zu werden, war keine Frau mehr, sondern