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Das Herz

Das Herz

Titel: Das Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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nicht minder grauenerregende Exemplare traten hinzu, eines noch mit der Hand am Mund, als fräße es etwas. Sie waren wie drei menschenförmige Wirbelstürme, als ob Staub und Schutt emporgesaugt und herumgewirbelt worden wären und sie bedeckt hätten wie Moos einen Stein, nur tausendmal so schnell. Die Gestalten wuchsen noch weiter in die Breite und Höhe. Während Vansen sie noch verblüfft anstarrte, hörte er hinter sich die Schreckensschreie der Funderlinge.
    »Verfluchte xixische Teufelei!«, stöhnte Vansen. »Kupfer? Wo seid Ihr? Ich brauche Eure Männer und ihre Speere!«
    Ohne abzuwarten schleuderte er seine Wächteraxt auf die vorderste der Kreaturen. Die Waffe prallte an der wirbelnden, schemenhaften Masse so wirkungslos ab wie ein Schneeball an einem Belagerungsturm. Vansen riss einem schreckstarren Funderling den Speer aus der Hand, ging auf die Wesen los und stach nach ihnen wie nach einem wütenden Keiler, aber die Dämonen wichen keinen Schritt zurück. Sie waren jetzt alle drei riesig, unförmig und konturlos, schritten aber dennoch auf zwei Beinen voran, während sie mit serviertellergroßen Krallenhänden nach den Verteidigern hieben. Und sie bewegten sich erstaunlich schnell — die erste Kreatur hätte Vansen fast mit einem Schlag enthauptet.
    »Helft dem Hauptmann, Söhne der Zunft!«, rief Malachit Kupfer. »Die Alten der Erde blicken auf euch — lasst ihn nicht allein kämpfen!«
    Prompt kämpften sich Funderlinge an seine Seite, stachen tapfer auf die Wesen ein und duckten sich mit etwas Glück unter den Hieben der steinscharfen Krallen weg; einige aber wurden stehend zerfetzt; einen schleuderte der Schlag eines missgestalteten Handrückens mit solcher Wucht gegen Ferras Vansen, dass dieser ins Taumeln geriet. Vansen schlug mit dem Kopf gegen die Steinbalustrade der Galerie, und als er sich aufzurichten versuchte, um weiterzukämpfen, schien alles um ihn herum zu wabern wie unter Wasser.
    Eine winzige weiße Gestalt fiel aus dem Dunkel über ihm, aber Vansen konnte das ebenso wenig deuten wie das bizarre, blubbernde Gebrüll, mit dem die teuflischen Kreaturen sich eine Bahn durch die schreienden Funderlinge mähten. Dann wurde ihm bewusst, dass er eine kleine, schlanke Frau in einer weißen Rüstung anstarrte, die direkt vor ihm stand. Neben ihr baumelte noch das Seil, an dem sie herabgeklettert war.
    »Wir Mitglieder des Volkes haben Euch schlechte Dienste erwiesen, Ferras Vansen«, sagte sie mit einer so lieblichen, ruhigen Stimme, dass er sich fast schon sicher war, das alles nur zu träumen. »Jetzt werden wir uns bemühen, es wiedergutzumachen, jedenfalls zu einem gewissen Grad.«
    Sie war eine Qar, so viel war klar, aber er hatte sie noch nie zuvor gesehen. Erneut fragte er sich, ob es nicht ein Traum war ... oder der Tod. »Wer ... wer seid Ihr?«
    »Ich heiße Saqri. Ich muss jetzt weiter.«
    Immer mehr Gestalten fielen um ihn herum aus dem Dunkel, glitten an Seilen herab und sprangen auf die Galerie, um sich sofort in den Kampf mit den krallenbewehrten Dämonen zu werfen. Vansen wollte aufstehen, aber sofort drehte sich alles so wild um ihn, dass er wieder zurücksank und es nicht mehr versuchte; er konnte nichts weiter tun, als auf dem Steinboden zu liegen und der bizarren Musik des erbitterten Kampfes zu lauschen, dem Klirren steinerner Krallen auf glatten Qar-Rüstungen. Lichtblitze ließen die gemeißelten Verzierungen der Labyrinthwände in scharfem Relief hervortreten und erhellten Dutzende — nein, Hunderte! — weiterer Qar, die sich wie graziöse Spinnen auf die Galerie hinabließen.
    Einer der Dämonen starb, als ein Qar-Pfeil sich bis zur Befiederung in sein Auge bohrte. Er schlug noch eine ganze Weile gurgelnd um sich, ehe das Leben schließlich aus ihm entwich. Ein zweiter stolperte im Angreifen und wurde sofort mit Qar-Speeren attackiert, bis er, gänzlich außer sich, über die Brüstung stürzte — sein Gebrüll hallte noch herauf wie ferner Donner. Der letzte wurde, soweit Vansen erkennen konnte, irgendwie von innen in Brand gesteckt und verendete als qualmende Masse mitten auf der Galerie; zurück blieb ein Kadaver, der aussah wie ein vom Blitz getroffener Kamin.
    Pochenden Schmerz in Arm und Bein, richtete Vansen sich auf und versuchte zu verstehen, was da vor sich ging. Wo waren die restlichen Soldaten des Autarchen? Warum hatten sie ihren Angriff abgebrochen? Hatten seine Funderlinge die Xixier tatsächlich im letzten Moment mit Hilfe der Qar besiegt?
    Ein

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