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Das Herz

Das Herz

Titel: Das Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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wegkommen würde. »Jetzt nimmer.« Giebelgaup tätschelte Mockel, um sie zu beruhigen — die Flattermaus war nervös von dem ganzen Lärm und der langen Zeit unter der Erde. »Fliegt schneller, selbge, als irgendjemand laufen kann — wir zwei kommen heil hinaus. Geht jetzt und rettet den Kerl da, Bruder. Die Zeit drängt.«
    Antimon wollte widersprechen, fügte sich dann aber und machte ein kleines Feuer. »Gebt nicht Euer Leben für Nickel«, sagte er leise. Der Mönch saß immer noch am Boden, weinte und stöhnte jetzt aber. »Er ist es nicht wert.«
    »Aber Ihr seid's, Freund Mönch«, sagte Giebelgaup. »Fürchtet nicht um mich und Mockel. Wir kommen hier schon hinaus.«
    Antimon hob Nickel hoch und warf ihn sich über die Schulter. »Lebt wohl, Giebelgaup!«, rief er an der letzten sichtbaren Treppenbiegung. »Wartet nicht zu lang!«
    Giebelgaup winkte und wünschte jetzt schon, er hätte nicht so etwas Dummes, Heldenhaftes getan. Noch dazu, wo keiner mehr hier war, der ihn sah! Reine Torheit!
    Aber es wäre das, was meine Königin von mir erwarten würde,
dachte er.
Und was bin ich, wenn nicht ihr getreuer Dachrinnenkundschafter?
    Als er alle seine Finger und Zehen zehnmal langsam durchgezählt hatte, glitt Giebelgaup aus Mockels Sattel und nahm ein Stückchen Holz aus dem Feuer, das ihm Antimon hinterlassen hatte. Er legte die kleine Brandfackel genau in die Mitte des Sterns, und als sich das Pulver zischend entzündete, kletterte er schnell wieder in den Sattel und trieb die Flattermaus in die Luft. Sie sausten durch die Höhle und in den Treppenschacht und hätten bald schon die oberen Ebenen erreicht, wäre Giebelgaup nicht sein Versprechen eingefallen, sich zu vergewissern, dass die Pulverspuren auch richtig brannten. Also kehrte er wieder um.
    Fünf der Spuren brannten perfekt, aber die, die zum Braukeller und zur kalten Wand zurückführte, war auf halber Strecke durch die Höhle erloschen. Er landete Mockel und holte ein weiteres brennendes Holzstück, um das Pulver wieder zu entzünden. Er sah die Flammen wieder die Spur entlanglaufen, bemerkte aber auch, dass das Feuer der anderen Lunten bereits außer Sicht war. Dann ging die Pulverspur zum Braukeller wieder aus.
    Feucht geworden, selbge,
dachte er, und sein Herz raste. Er konnte die anderen Lunten nicht mehr brennen schen und hatte keine Ahnung, wie lange es dauern würde, bis das Feuer die Sprengladungen erreichte. Konnte er es wagen zu gehen? Was war, wenn der Ausfall einer Pulverspur bedeutete, dass alles nicht funktionierte? Oder wenn die Wirkung dadurch anders und viel schlimmer wäre, vielleicht sogar die Burg selbst und die Heimat seines eigenen Volkes bedrohte?
    Er rannte zum Feuer und holte noch einen brennenden Zweig, diesmal einen längeren. »Komm«, sagte er zu Mockel und lenkte sie in die nächsttiefere Höhle.
    Die Pulverspur zog sich über den ganzen Boden des Braukellers. Er wählte eine Stelle in der Mitte der Höhle und hielt die Brandfackel daran. Es zischte, das Pulver fing Feuer, und die Flammen liefen auf die Sprengschlegel im Fuß der kalten Wand zu, doch noch während er die Flattermaus wieder in die Luft trieb, raste das Feuer plötzlich die Spur entlang, um ein Vielfaches schneller als vorher.
    Bergauf,
war alles, was er denken konnte,
bergauf brennt's schneller, selbges.
    Er und Mockel schossen durch die Höhle und in den Treppenschacht. Er krallte sich so fest in den Pelz der Flattermaus, dass es kein Wunder gewesen wäre, wenn er ihr die Haare ausgerissen hätte. Die kräftigen Flügel schlugen, und die Muskeln unter ihm arbeiteten, während sie durch leeres Dunkel emporsausten. Alles, was Giebelgaup hörte, war die unglaublich schrille Stimme der Kreatur, die um einen freien Weg nach Hause schrie. Dann packte ihn plötzlich heiße Luft und presste ihn wie eine brutale Faust zusammen, und Giebelgaup der Bogenschütz und Mockel verschwanden in lautlosem rotem Licht.

43

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