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Das Herz

Das Herz

Titel: Das Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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legt er das Lauffeuer.« Der junge Bote rannte davon. Jetzt, da so viele Männer im Krieg waren, blieben als Arbeiter nur noch Kinder und Alte.
    Antimon lehnte sich zurück und wischte sich wieder Schweiß vom Gesicht. Giebelgaup konnte nicht umhin zu bemerken, dass die Hände des jungen Mönchs heftig zitterten. »Wir müssen das Lauffeuer eine Ebene höher anzünden — dort kommen alle Pulverspuren zusammen.« Antimon sah auf, als jemand angelaufen kam. »Meisterin Opalia?«, sagte er überrascht. »Was macht Ihr noch hier? Es sind doch nur noch die letzten Ingenieure hier unten.«
    »Er ist weg!«, sagte Cherts Frau. »Ich kann ihn nirgends finden!«
    »Euer Junge?« Jetzt stand Angst in Antimons Gesicht. »Flint? Der verflixte Strolch, wo steckt er denn wieder? Er kennt doch den Plan Eures Mannes — Cherts Plan. Er weiß, dass es zu gefährlich ist, jetzt herumzustreunen. Bei den Alten der Erde, was denkt er sich?«
    Giebelgaup trat an den Rand der Steinplatte. »Frau Meisterin, ich grüß Euch und hab gute Nachricht, die bei alldem ein wenig unterging. Ich hab ihn gesehen, Euren Sohn. Er war's, der uns gerettet hat, Lederschwinge und Euren ergebnen Diener, vor dem Eulenvogel, und er lässt sagen, es geht ihm gut.«
    Opalia starrte ihn mit großen Augen an und wandte sich dann hilflos an Antimon. »Was sagt er? Ein Vogel hat ihm gesagt, meinem Sohn geht es gut?«
    Es dauerte eine Weile, bis die Funderlinge aus Giebelgaups Geschichte schlau wurden, doch als er sie schließlich in groben Zügen vermittelt hatte, war Opalia immerhin etwas erleichtert, wenn auch nicht sonderlich froh.
    »Immer das Gleiche mit diesem Kind, von Anfang an ...«, murmelte sie vor sich hin.
    »Dann geht jetzt, Frau Meisterin«, sagte Antimon. »So die Alten der Erde wollen, werdet Ihr, Euer tapferer Mann und Euer Sohn bald wieder vereint sein. Vergewissert Euch, dass das Camp leer ist — ruft noch einmal laut, dass es Zeit ist, sich schleunigst in höher gelegene Bereiche zu begeben.«
    »Kommt mit mir, Antimon«, sagte sie. »Ihr solltet auch nicht zu lange warten.«
    Er schüttelte den Kopf, und Giebelgaup meinte einen seltsamen Ausdruck auf seinem Gesicht zu sehen. »Noch nicht. Ich muss noch auf Nitrit und unsere letzten Ingenieure und Luntenleger warten. Geht schon vor, Meisterin Opalia. Ich werde gleich zu Euch stoßen.«
    Als sie gegangen war und auch Antimons Funderlinge an ihnen vorbeieilten, fragte sich Giebelgaup, ob er sich nicht ebenfalls auf den Weg machen sollte. Diese Tiefen beunruhigten ihn ohnehin — schließlich war er hier nicht einfach nur unter der Erde, sondern mehrere Ebenen unter Funderlingsstadt —, aber jetzt kam auch noch die Kleinigkeit von einigen Zentnern Sprengpulver hinzu, die der kleinste Funke entzünden konnte. Schon bei dem bloßen Gedanken fröstelte ihn.
    Doch als er anhob, sich zu verabschieden, bat ihn Bruder Antimon, noch zu warten. »Die letzten werden in wenigen Augenblicken weg sein«, sagte der Mönch. »Bleibt noch ein wenig.«
    Wieder war da dieser seltsame Ausdruck auf dem Gesicht des Funderlings. Giebelgaup konnte nicht stillsitzen, gab sich aber alle Mühe, wenigstens still auf und ab zu gehen, während die letzten Ingenieure vorbeieilten und Antimon sie auf seiner Liste abhakte. Der letzte war Nitrit, Salpeters Neffe, der so lässig von der nächsthöheren Ebene herabgeschlendert kam, als wäre das, was hier geschah, für ihn etwas ganz Alltägliches, was, wenn man ihn so mit Antimon reden hörte, durchaus der Fall sein mochte.
    »Alles bereit zur Sprengung«, sagte er. »Aber die Lunte ist elend kurz. Wird nicht leicht für Euch, weit genug wegzukommen. Warum lasst Ihr mich nicht eine längere legen?«
    »Keine Zeit«, beschied ihn der Mönch. »Wenn wir etwas nehmen, das eine halbe Kerzenlänge lang brennt, ist es für die in der Tiefe zu spät, wenn das Pulver endlich hochgeht.« Er schüttelte den Kopf. »Vielleicht ist es das sowieso schon — wir haben schrecklich lange gebraucht.«
    »Schuld daran ist diese Schlange Nickel, von Cherts idiotischem Bruder ganz zu schweigen«, sagte Nitrit mit der ganzen traditionellen Verachtung des Ingenieurs für Autoritäten. »Wenn die uns nicht den Laden dichtgemacht hätten, wären wir schon vor Stunden fertig gewesen. Es ist ein Wunder, dass wir's überhaupt noch geschafft haben.«
    »Ich weiß«, sagte Antimon. »Ihr und die anderen habt hervorragende Arbeit geleistet, Bruder Nitrit.«
    Der ältere Mönch zuckte die Achseln. »Tja,

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