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Das Herz

Das Herz

Titel: Das Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Biegsamkeit einer Weidenrute. »Ich überbringe seine Grüße und seinen Dank.«
    Während ein Raunen durch die Höflinge ging, sah Briony die Frau an, bemüht, das Grau ihres Gesichts und das Rotkehlchenei-Blau ihrer Augen zu ignorieren. »Mein Bruder scheint bei Eurem Volk ein Zuhause gefunden zu haben. Das freut mich für ihn — er hatte es nicht immer leicht, hier inmitten seiner Familie und seines Volkes.«
    »Ihr scheint verärgert, Prinzessin Briony«, sagte Aesi'uah.
    »Verärgert, weil ich meinen Bruder kaum gesehen habe, seit wir alle beinah umgekommen wären?« Kurz konnte sie sich nur mit Mühe im Zaum halten. Sie atmete durch. »Ja, Ihr habt recht. Ich kann nicht umhin, mich zu fragen, warum er mich nicht besucht oder wenigstens seinem Vater die letzte Ehre erweist.«
    Aesi'uah nickte. »Dies sind seltsame Zeiten, Prinzessin. Es ist ... schwierig für ihn.«
    Briony konnte ihre Skepsis nicht verbergen. »Glaubt Ihr wirklich?«
    »Bitte, Hoheit, Ihr habt ihn zu Euch rufen lassen. Euer Bruder ist nicht selbst gekommen, aber er hat mich geschickt. Lasst mich beantworten, was Ihr an Fragen habt, und Euer Bruder wird Euch den Rest seiner Gedanken bald schon mitteilen.«
    Briony sah in die verwirrten und ängstlichen Gesichter um sie herum. Vor einem knappen Monat noch hatte Südmark im Krieg mit ebendiesen Qar gestanden. Sie wollte nicht, dass die Furcht wiederauflebte — die Situation war zu instabil. Sie schlug einen sanfteren Ton an. »Gewiss, Ratgeberin Aesi'uah. Was Ihr sagt, ist einsehbar. Wenn ich recht informiert bin, lagert Euer Volk jetzt im Fels unter uns, am Rand von Funderlingsstadt.«
    »Bis der Rest Eurer Feinde aus Funderlingsstadt vertrieben ist, halten wir es für das Beste, dort zu bleiben, ja. Gemeinsam mit unseren Funderlingsgastgebern haben wir sichergestellt, dass diese Feinde nicht in die unterirdischen Gänge entkommen können, vor allem nicht in die, die zum Festland hinüberführen.«
    »Ich weiß es zu schätzen. Und wenn diese letzten Feinde gefangen genommen sind? Was wird Euer Volk dann tun?«
    »Wir werden in unsere Lande im Norden zurückkehren. Viele unserer Überlebenden haben in den Schattenlanden Familien zurückgelassen, und Qul-na-Qar, das große Haus unseres Volkes, ist so gut wie leer. Wir sind jetzt zu wenige, um verstreut zu bleiben.«
    »Noch eine Frage, eine, die ich stellen muss — wird zwischen uns Frieden sein?«
    »Das ist, glaube ich, ein Punkt, in dem ich getrost für Euren Bruder sprechen kann. Ja, es wird Frieden sein, wenn die Menschen uns unsere Freiheit und unsere Abgeschiedenheit lassen.«
    Wieder setzte Geflüster ein; Briony ignorierte es. »Wenn mein Bruder wirklich euer Anführer ist, muss ich es aus seinem Munde hören, ehe ich ...« — schuldbewusst sah sie Eneas an — »... ehe wir uns im Namen unserer Völker auf einen solchen Pakt einlassen können.«
    Die Eremitin neigte den Kopf. »Wie Ihr meint.«
    Briony atmete wieder tief durch, machte sich bewusst, dass die Aufgabe, für das Wohl ihres Volkes zu sorgen, immer Kompromisse bedeuten würde. »Danke, Ratgeberin Aesi'uah. Das ist mir eine gewisse Beruhigung. Nun zu anderen Dingen. Was dort unter der Burg geschehen ist — ich weiß kaum, wie ich darüber sprechen soll. Ich habe viele Geschichten gehört, aber ich verstehe sie immer noch nicht ganz. Dieses ... Etwas ... dieser Riese ...«
    »Das war Zosim der Trickster, der Herr der Worte, des Weins und des Feuers. Zosim der Sohn des Todesherrn. Zosim der Gott.«
    Das Flüstern wurde intensiver, ängstlicher.
    »Verzeiht, wenn wir zweifeln«, sagte Eneas abrupt. »Aber das spottet allem, was wir Trigonatsgläubige glauben.«
    »Ihr müsst Euch ja nicht allein auf mein Wort verlassen, Prinz Eneas«, sagte Aesi'uah. »Es gibt etliche von Prinzessin Brionys eigenen Untertanen, die überlebt haben und vieles von dem bezeugen können, was geschehen ist.«
    »Kleine Leute«, sagte Eneas verdrossen. »Kallikan.«
    »Es sind dennoch meine Untertanen, Prinz Eneas«, sagte Briony, so höflich sie konnte.
Und Ferras Vansen war auch dabei,
dachte sie,
aber er will nicht mit mir reden.
Noch nicht einmal einen Tag, nachdem er vor ihr zusammengebrochen war, hatte Vansen die Burg schon wieder verlassen, um mit den Funderlingen drunten im Fels Jagd auf Durstin Krey und die übrigen Tolly-Leute zu machen. »Dennoch, Ratgeberin Aesi'uah, fällt es uns, die wir nicht dabei waren, schwer, das Ganze zu verstehen. Wo ist jetzt dieser ... Zosim?«
    »Er ist

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