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Das Herz

Das Herz

Titel: Das Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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was hätte er dann anderes tun sollen, als die Befehle ihres Vaters zu befolgen? Aber wenn er nun seine Behauptungen nicht beweisen konnte? Was dann?
    Die Möglichkeit, dass es nur eine Ausflucht war — dass sie ihn immer noch einsperren und wahrscheinlich hinrichten lassen musste —, machte alles noch schlimmer, als ob sie bei einem zu schnellen Tanz herumgewirbelt würde, stolpernd und atemlos.
    Ferras Vansen wartete immer noch an der Tür, mit einem Gesichtsausdruck, den Briony als aufreizendes Inbild edlen Leidens empfand. Er machte sie fast so wütend und unglücklich wie eben Brone. Sie winkte ihn heran, gab ihm aber keinen Hinweis, was er tun sollte. Vansen blieb vor dem Thron stehen, verbeugte sich hilflos und wartete wieder. Nachdem sie ihn eine ganze Weile stumm betrachtet hatte, sagte er schließlich: »Hoheit?«
    »Ja, Hauptmann. Danke, dass Ihr noch geblieben seid. Ich bin, wie Ihr Euch vielleicht denken könnt, im Moment ein wenig müde, wollte aber mit Euch sprechen. Was haltet Ihr von Graf Brones Vorschlag?«
    Er schien verdutzt. »Hoheit?«
    Allmählich fürchtete Briony schon, er würde überhaupt nie irgendetwas anderes sagen. »Er hat Euch als geeigneten Kandidaten für das Amt des Konnetabels empfohlen, Hauptmann. Konnetabel von Südmark? Vielleicht habt Ihr ja schon mal davon gehört? Kein ganz unbekanntes Amt hierzulande, wie man mir sagte.«
    Er wurde rot, und Briony konnte sich noch weniger leiden als zu Beginn des Gesprächs. So oft hatte sie sich danach gesehnt, diesen Mann zu sehen — warum war sie dann wieder so gemein zu ihm?
    »Die Frage habe ich schon verstanden, Hoheit, ich weiß nur nicht, warum Ihr mich fragt.«
    »Weil ich wissen möchte, ob Ihr interessiert seid, Hauptmann. Wie ich schon sagte — und auch aufrichtig meinte —, habt Ihr großartige Dinge für Südmark getan. Nicht nur für meine Familie, sondern für alle, die im Schutze der fünf Türme leben.«
    »Ich habe nur getan, was jeder getreue Diener der Eddons getan hätte, Prinzessin.«
    »Was jeder im
Geist
gern getan hätte, wozu aber die wenigsten mutig und klug genug gewesen wären. Setzt Eure Taten nicht herab.« Er wurde wieder rot. Wie konnte sie je geglaubt haben, dass dieser Mann etwas für sie empfände? Oder dass es, selbst wenn er etwas für sie empfand, etwas Tieferes und Leidenschaftlicheres wäre als die stumme Liebe eines Kleinkinds zu seiner Amme? Wie konnte ein so großer und starker Mann im einen Augenblick so tiefgründig wirken und im nächsten dermaßen tölpelhaft? Waren all seine anziehenden Eigenschaften nur Ausgeburten ihrer Phantasie? »Was ist mit dem Posten, Mann?«
    »Ich ... ich bin kein Adliger, Prinzessin.«
    »Kein Problem. Nach Euren Heldentaten würdet Ihr ohnehin nicht ohne einen Titel und etwas Land davonkommen, Hauptmann. Soll ich Euch zum Grafen machen? Obwohl ich fürchte, Ihr werdet es nicht genießen, ein Mann von Adel zu sein. Ihr scheint mir nicht der Typ, dem das Gefiederspreizen und Umherstolzieren bei Hofe liegt.«
    »Ich finde es schrecklich.«
    Sie musste wider Willen lachen. »Armer Hauptmann Vansen. Es scheint wirklich eine Grausamkeit, Euch so etwas anzutun ...«
    Er hatte zu Boden geschaut. Jetzt sah er sie an, und Briony erschrak ein wenig. In Ferras Vansens dunklen Augen war eine Glut, wie sie sie noch nie darin gesehen hatte, wie sie sie gar nicht für möglich gehalten hätte — er hatte einen Blick wie eine Kreatur, die nicht weiter zurückweichen kann und jetzt kämpfen muss.
    »Warum tut Ihr mir das an, Prinzessin, warum?«
    »Was meint Ihr, Hauptmann Van ...?«
    »Das! Das hier meine ich! Die Art, wie Ihr mit mir redet! Es war mir lieber, als Ihr mich gehasst habt. Da war es wenigstens nicht überraschend, immer wieder einen Hieb zu bekommen. Aber jetzt ... jetzt sagt Ihr, Ihr seid mir dankbar, preist meine Taten, aber dabei benehmt Ihr Euch die ganze Zeit, als ob ... als ob ...« Und obwohl er zornrote Flecken auf Wangen und Stirn hatte, hielt er plötzlich inne. Und sagte dann, mit weit ruhigerer Stimme: »Verzeihung, Hoheit. Ich hatte kein Recht.«
    »Ich gebe kein Pardon — nicht bevor Ihr mir sagt, wie ich mich benehme.«
    »Bitte ...«
    »Nein, Hauptmann Vansen, ich bestehe darauf. Ja ich befehle es Euch — sagt mir, wie ich mich benehme.«
    Sein Blick huschte verzweifelt umher, als könnte ihn vielleicht doch noch etwas aus der Falle retten, in die er sich selbst manövriert hatte, aber die Wachen gaben sich alle Mühe, so zu tun, als hörten

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