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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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gewesen sei. Ja, hatte sie gesagt, ein großer junger Mann mit roten Haaren, der die Psalmen lauter als alle anderen gesungen habe. Campion war traurig. Toby musste angenommen haben, dass sie ihn nicht wiedersehen wollte. Und während sie ihren Gedanken nachhing, spürte sie Samuel Scammells kleine Augen auf sich gerichtet. Sie kannte diesen Blick, mit dem sie von den meisten Männern bedacht wurde, ja, sogar von Pastor Hervey. Scammell sah sie an wie ein Bulle eine Färse ansah.
    In den Buchen vor dem Fenster war wieder der Ruf der Eule zu hören.
    Samuel Scammell entschuldigte sich, stand vom Tisch auf und steuerte auf den mit Steinfliesen ausgelegten Durchgang zu, der zum Abort führte.
    Als seine Schritte verhallten, richtete Matthew Slythe den Blick auf seine Tochter und fragte: «Nun?»
    «Vater?»
    «Gefällt dir Bruder Scammell?»
    Weil er ihrem Vater zu gefallen schien, gab es für sie nur eine Antwort. «Ja, Vater.»
    Scammell hatte die Tür offen stehen lassen, sodass zu hören war, wie er in den Steintrog machte. Es klang, als pisste ein Pferd aufs Pflaster, es schien gar nicht mehr aufzuhören.
    Ebenezer starrte ins Kerzenlicht. «Er scheint fest im Glauben zu sein, Vater.»
    «Das ist er, Sohn.» Matthew Slythe beugte sich vor und blickte auf die Reste auf seinem Teller. «Er ist von Gott gesegnet.»
    Das Wasserlassen dauerte an. Er muss eine Blase wie ein Ochse haben, dachte Campion. «Ist er gekommen, um zu predigen, Vater?»
    «Nein. Es gibt Geschäftliches zu regeln.» Matthew Slythe ergriff mit beiden Händen den Rand der Tischplatte. Er schien zu grübeln. Das Plätschern auf dem Abort ebbte ab, schwoll noch einmal an und ließ dann stotternd nach. Campion wurde übel. Sie hatte kaum etwas gegessen. Es drängte sie, ins Bett zu gehen, um in ihren Träumen von der Welt jenseits der hohen Eibenhecke zu schwelgen.
    Mit lauten Schritten kehrte Samuel Scammell vom Abort zurück. Matthew Slythe zwinkerte mit den Augen und setzte ein Lächeln auf. «Ah, Bruder Scammell, Ihr seid wieder da.»
    «Wirklich und wahrhaftig.» Er winkte mit seiner fleischigen Hand in Richtung Durchgang. «Ein vortrefflich eingerichtetes Haus, Bruder.»
    «Gelobt sei Gott.»
    «Wirklich und wahrhaftig.» Scammell stand vor seinem Stuhl und wartete auf das Ende der wechselseitigen Lobpreisung Gottes. Campion bemerkte einen dunklen, feuchten Fleck im Zwickel seiner Hose und blickte schnell zurück auf den Tisch.
    «Setzt Euch, Bruder, setzt Euch.» Matthew Slythe bemühte sich um einen launigen Tonfall, um jene unbeholfene Fröhlichkeit, die er nur Gästen gegenüber zeigte. «Nun?»
    «Ja, gewiss.» Scammell rückte den Stuhl zurecht und nahm Platz. «Gewiss.»
    «Und?»
    Irritiert von dem seltsamen Wortwechsel, blickte Campion auf und runzelte die Stirn.
    Scammell lächelte. Er wischte sich die Hände und trocknete sie am Überrock ab. «‹Wem ein tugendsam Weib beschert ist, die ist viel edler denn die köstlichsten Perlen. Ihres Mannes Herz darf sich auf sie verlassen, und Nahrung wird ihm nicht mangeln. Sie tut ihm Liebes und kein Leides ihr Leben lang.›»
    «Amen», sagte Matthew Slythe.
    «Gelobt sei Gott», sagte Ebenezer.
    «Wirklich und wahrhaftig.»
    Campion sagte nichts. Sie fröstelte. Ihr wurde angst und bange.
    Ihr Vater schaute sie an und zitierte aus demselben Kapitel der Sprüche Salomos: «‹Lieblich und schön sein ist nichts, ein Weib, das den Herrn fürchtet, soll man loben.›»
    «Amen», sagte Bruder Scammell.
    «Und Amen», stimmte Ebenezer mit ein.
    «Nun?», fragte Matthew Slythe.
    Samuel Scammell leckte sich die Lippen, lächelte und betätschelte seinen Bauch. «Euer Angebot ehrt mich, Bruder Slythe, und ich habe mich bereits in Gebeten mit unserem Herrn im Himmel beraten. Ich glaube zutiefst, dass ich annehmen muss.»
    «Amen.»
    Scammell sah Campion an. «Wir werden also Mann und Frau, Miss Slythe. Ein glücklicher Tag, wirklich und wahrhaftig.»
    «Amen», sagte Ebenezer.
    Mit Blick auf Ebenezer sagte Scammell: «So sind wir denn nicht nur vor Gott, sondern auch in der Familie Brüder.»
    «Gelobt sei der Herr.»
    Sie hatte es geahnt, aber nicht wahrhaben wollen. Verzweiflung und Furcht trieben ihr nun Tränen in die Augen. Ihr Vater lächelte, doch es war kein Lächeln der Zuneigung, eher das eines Feindes, der seine Freude daran hat, den Widersacher gedemütigt zu sehen. «Bruder Hervey wird am kommenden Tag des Herrn das Aufgebot bekannt geben.»
    Campion nickte. Es war ihr unmöglich zu

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