Das Hexen-Amulett (German Edition)
sollten, und beschimpfte ihren Hauptmann als dreckigen Hurensohn.
Jenseits der Tormauern ritt er nach Norden, um einen großen Bogen nach St. Giles in der Oxford Street zu schlagen. Nach einer Mordtat riet es sich, das Stadtinnere zu meiden.
Im Galopp flog er über die Moorfields, warf den Kopf zurück und lachte in Richtung des wolkenverhangenen Mondes. «Kit Aretine! Alter Gauner! Du kannst stolz auf mich sein.»
Er lachte und ritt tiefer in die Nacht hinein.
31
Sir Toby Lazender war müde. Er hatte einen Trupp von hundert Mann zur Ortschaft Wallingford geführt, die angeblich von Rundköpfen überfallen und geplündert worden war. Die Hinweise hatten sich allerdings als falsch erwiesen, und so war er unverrichteter Dinge, erschöpft und durchnässt nach Oxford zurückgekehrt, wo ihn neue Probleme erwarteten. Seine Mutter kam ihm in der Halle entgegen. «Toby!»
«Mutter?»
«Wir haben Besuch. Mein lieber Junge, du bist ja nass bis auf die Haut. Ein seltsamer Mann ist gekommen. Er besteht darauf, Campion unter vier Augen zu sprechen. Er gefällt mir nicht. Er ist betrunken und flegelig. Finde du heraus, was er will.»
Toby setzte sich auf die Truhe in der Halle. Er legte sein Schwert ab, zog Wams und Stiefel aus und ließ die Sachen von James Wright wegschaffen. «Wie ist sein Name, Mutter?»
«Devorax.» Lady Margaret schnaubte. «Ich weiß, er hat ihr das Leben gerettet, aber das entschuldigt nicht sein unverschämtes Gebaren. Er hat mich doch tatsächlich vor die Tür geschickt. Mit dem netten Sir Horace Devorax wird er gewiss nicht verwandt sein. Erinnerst du dich an ihn, Toby? Er hat in Somerset prächtige Hunde gezüchtet.»
Toby schüttelte den Kopf. «Nein, ich erinnere mich nicht. Wo sind sie?»
«Nach wie vor in Somerset, wenn ich mich nicht irre. Es sei denn, unsere Feinde haben auch Hunden den Krieg erklärt.»
Toby lächelte. «Wo sind Campion und Devorax?»
«Im Gartenzimmer. Ist es wahr, dass du uns verlassen wirst, Toby?»
Toby vermutete, dass seine Mutter gelauscht hatte. Er lehnte den Kopf mit den dunkelroten Locken an die vertäfelte Wand in seinem Rücken. «Amsterdam?»
«Ja. Es scheint, dass dort die Siegel zusammengetragen werden können.» Sie schaute ihn an. «Ich werde nicht allein in Oxford zurückbleiben, Toby.»
Er lächelte. «Verstehe.» Lady Margaret zog es nach Wiltshire in ein kleines, aber schmuckes Haus, dessen Miete von Lopez’ Darlehen an Campion bezahlt wurde. Toby wusste auch, dass seine Mutter den kleinen, blinden Mann wiederzusehen wünschte, der dort wohnte. «Wir werden nicht lange in Holland bleiben, Mutter.»
«Devorax sagt, dass dort einiges zu richten sei, was immer er damit meinen mag. Ach, es wäre schön, wieder über Geld zu verfügen.» Sie kniff die Brauen zusammen. «Ich traue ihm nicht, Toby. Vielleicht wär’s besser, ihr führet nicht.»
Er stand auf und drückte seiner Mutter einen Kuss auf die Stirn. «Lass mich mal mit ihm reden. Und nicht draußen am Fenster lauschen. Du könntest dich noch erkälten.»
«Das meiste ist ohnehin nicht zu verstehen», entgegnete Lady Margaret. «Er nuschelt und grummelt. Du wirst mir später Bericht erstatten. Geh jetzt. Ich will wissen, was gespielt wird.»
Als Sir Toby, der Herr des Hauses, das Zimmer betrat, hätte sich Vavasour Devorax mindestens erheben sollen, doch der Soldat blieb im Sessel sitzen und blickte nur griesgrämig auf. Toby störte sich nicht weiter daran.
«Oberst? Seid willkommen.»
Der hässliche Kerl nickte. Sein Bart und seine Haare waren, wie Toby bemerkte, unnatürlich schwarz. Auf dem Boden neben ihm stand eine zur Hälfte geleerte Flasche Wein.
Campion stellte sich neben Toby und hob das Gesicht, um einen Kuss von ihm entgegenzunehmen. Er sah in ihren Augen die Erleichterung darüber, dass er gekommen war. «Hallo, geliebte Frau.»
Sie hatte Devorax den Rücken zugekehrt und flüsterte ihm zu: «Er ist betrunken.»
Toby blickte den Fremden an. «Wünscht Ihr etwas zu essen, Sir?»
«Nein», antwortete er kopfschüttelnd. «Wollt Ihr wissen, worum es geht?»
Toby setzte sich neben Campion auf die Bank. Die Kerzen ringsum flackerten. Vavasour Devorax richtete sich ächzend im Sessel auf und starrte Toby in die Augen. «Ich habe es Eurer Frau schon gesagt. Cony ist tot, wir haben seine Siegel, und Ihr werdet damit nach Holland fahren.» Er nahm einen tiefen Schluck aus der Flasche.
«Cony ist tot?»
«Sir Grenville steht vor seinem Schöpfer.» Devorax setzte die
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