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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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bedarf es wilden Hasses.» Er öffnete die Augen wieder. «Ist Euch bewusst, dass der König verlieren wird?»
    «Wird er das?»
    «Oh, ja. Im Osten formiert sich eine neue Armee.» Er schlug wieder einen höhnischen Tonfall an. «Die New Model Army. Heilige mit Schwertern, Sir Toby. Sie sind überaus gefährlich. Ein Mann tötet lieber für seinen Gott als für seinen König. Sie werden diesen Krieg gewinnen.» Er trank. «Ich kann nur hoffen, dass England nicht denselben Weg geht wie die deutschen Lande.»
    «Habt Ihr dort gekämpft?», fragte Toby. Er spürte, dass Devorax milder gestimmt war, dass seine Wut nachließ.
    Devorax nickte. «Ja.»
    «Kanntet Ihr meinen Vater?», fragte Campion.
    «Ja.»
    Es wurde still. Campion hoffte mehr zu erfahren. Devorax trank. Toby schaute ins Feuer und dann zurück zu dem Soldaten. «Meine Mutter sagt, Kit Aretine sei der bestaussehende Mann Englands gewesen. Und der gescheiteste.»
    Devorax lachte freudlos. «Mag sein.» Es schien, als wollte er nicht mehr dazu sagen, doch dann lehnte er sich schwerfällig vor. «Er hat sich allerdings verändert.»
    Campion merkte auf. «Inwiefern?»
    «Er ist gealtert. Er hat zu viel gesehen. Mir gegenüber sagte er, der Verstand sei eine Illusion, und wer durch Blut stapfe, könne nicht an Illusionen festhalten.» Devorax machte eine Handbewegung. «Jedenfalls hat ihm sein Verstand nicht geholfen.»
    Toby wartete, doch als von dem Soldaten nichts Weiteres zu hören war, sagte er: «Ihr habt ihn gut gekannt?»
    Die grauen Augen richteten sich auf ihn. «Ja, ich kannte ihn gut, den armen Teufel.» Er lachte.
    «Habt Ihr ihn gemocht?», wollte Campion wissen.
    Devorax schien nachzudenken und nickte dann. «Ja, ich habe Kit gemocht. Jeder mochte ihn. Man konnte gar nicht anders. Er war jemand, der eine ganze Gesellschaft zum Lachen brachte.» Der Wein hatte dem Soldaten anscheinend die Zunge gelockert. «Er konnte sogar auf Schwedisch scherzen. Wenn wir nachts am Lagerfeuer saßen, schien uns alles erträglich, wenn nur Kit dabei war. Auch wenn wir noch so froren, hungerten und vom Feind bedroht waren, wusste er uns immer aufzuheitern. Das ist wohl eine besondere Gabe.» Er zuckte mit den Schultern. «Aber wie gesagt, er hat sich verändert.»
    «Inwiefern?», fragte Campion noch einmal. Sie hatte sich nach vorn gebeugt, den Mund halb geöffnet. Toby sah ihr vom Feuerschein beleuchtetes Profil und verspürte angesichts ihrer Schönheit einen vertrauten Stich in der Brust.
    Devorax wischte sich die Lippen am schmutzigen Ärmel seines Lederwamses. Es schien, als wollte er nicht antworten. Dann aber sagte er: «Er verliebte sich. Wie so oft, doch diesmal war es etwas anderes. Er sagte mir, es sei die zweite Frau, die er von ganzem Herzen liebte. Die erste war Eure Mutter», erklärte er mit Blick auf Campion. «Die zweite war eine Schwedin, eine wunderschöne Frau. Tatsächlich waren alle seine Frauen schön, doch diese schien Gott an einem seiner besten Tage erschaffen zu haben.» Er grinste. «Sie hatte Haare in der Farbe wie das Eure, Lady Campion, trug sie aber kurz, denn sie folgte Kit, und lange Haare sind lästig, wenn man in Feldlagern schläft. Sie zog mit uns in die deutschen Lande.» Devorax schien im Geiste weit entrückt zu sein und die Tage der großen schwedischen Angriffe auf die Katholiken im Norden des Kontinents wiederaufleben zu lassen. «Kit sagte, es sei seine letzte Schlacht. Er wollte sie heiraten und mit ihr in Stockholm leben, wozu es aber nicht kam. Sie starb.» Er hob die Flasche. «Und er war fortan nicht mehr derselbe.»
    «Das ist schrecklich», flüsterte Campion.
    Devorax lachte. «Schlimmer als schrecklich. Ich erinnere mich genau. Wir waren in einer Kleinstadt und wähnten die verdammten Katholiken meilenweit entfernt. Aber das waren sie nicht. Ich glaube, wir hatten wie so häufig viel zu viel getrunken und wurden von den Mistkerlen nächtens überrascht. Die halbe Stadt brannte lichterloh, und in der anderen Hälfte geriet ein jeder, der nicht fliehen konnte, unter die Hufe der feindlichen Kavallerie. Es herrschte Chaos. In dieser einen Nacht verloren wir über hundert Mann und ein Gutteil unserer Pferde.»
    «Ist sie getötet worden?», fragte Campion.
    «Nein.» Er setzte wieder die Flasche an, neigte den Kopf und schloss die Augen. In der Straße war Hufgetrappel zu hören, und irgendwo im Haus knarrte eine Diele. «Kit kämpfte wie von Sinnen. Er muss wohl ein halbes Dutzend Gegner niedergerungen haben.

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