Das Hexen-Amulett (German Edition)
ich.»
«Warum?»
«Weil es so üblich ist, Sir.»
«Erklär mir das», sagte Devorax und schlug einen fast launigen Tonfall an.
Treu-bis-in-den-Tod Hervey schluckte und legte die rechte Hand zurück in den Schoß. «Hexenmale sind Zitzen, Sir, die sich für gewöhnlich nahe der Brüste befinden.» Er nickte eifrig, wie um den Wahrheitsgehalt seiner Worte zu bestätigen.
Devorax schmunzelte. Ohne seine Augen von Hervey abzuwenden, ließ er den Dolch durch die Luft wirbeln und fing ihn am Heft wieder auf. «Wie heiße ich?»
«Aretine, Sir, Christopher Aretine.»
«Gut. Hat dir die Untersuchung der Brüste von Dorcas Slythe gefallen?»
«Sir?» Hervey bekam es wieder mit der Angst zu tun. Für einen Moment hatte er gehofft, das Gespräch würde einen günstigeren Verlauf nehmen, doch der Schrecken setzte sich fort.
«Ich habe dich etwas gefragt.»
«Nein, Sir.»
Die Klingenspitze schrieb vor Herveys Augen Kreise in die Luft. «Ich glaube, es hat dir gefallen. Sie ist sehr schön. Hattest du dein Vergnügen an ihr?»
«Nein. Ich tat, was notwendig war, Sir. Ich suchte nach Hinweisen auf den Feind des Herrn im Himmel. Das verschafft kein Vergnügen.»
«Sag das der Hure, die eben bei dir war. Hast du Dorcas Slythes Brüste gestreichelt?»
«Nein!»
Die Dolchspitze war nur zwei Fingerbreit von Herveys rechtem Auge entfernt. Er wich mit dem Kopf zurück und starrte auf die im Kerzenlicht funkelnde Klinge. «Ich gebe dir noch eine Chance, Dreckskerl. Hast du ihre Brüste gestreichelt?»
«Ich habe sie berührt, Sir, nur berührt.»
Devorax kicherte. «Du bist ein Lügner, Hervey. Ich wette, du hast kaum an dich halten können.» Er führte die Klingenspitze auf die Haut unter Herveys Augapfel. «Sag adieu zu deinem Auge, Dreckskerl.»
«Nein!», schrie Hervey auf und verlor vor Schrecken die Kontrolle über seine Blase.
Devorax lachte. Er zog den Dolch zurück und schüttelte den Kopf. «Jämmerling. Ich werde dir jetzt eine Geschichte erzählen.»
Er stand auf. Ein übler Gestank breitete sich in der Kammer aus. Hervey wagte es nicht, sich zu rühren, behielt aber den großen Mann im Auge, der langsam zwischen den Fenstern und der Bücherwand hin und her ging. Auch die Haushälterin folgte ihm mit ihren Blicken. Sie merkte sich jedes Wort, das der Soldat sprach.
«Es ist schon viele Jahre her, dass ich in dieser schönen Stadt gelebt und Gedichte geschrieben habe. Es war die Zeit, bevor sie von Dreckskerlen, wie du einer bist, in eine Jauchegrube verwandelt wurde. Ich hatte eine Tochter, die mir allerdings bis zum heutigen Tag nie zu Gesicht gekommen ist. Ich kenne aber ihren Namen, und auch du kennst ihn.» Er grinste dem Pfaffen zu. «Wie lautet er wohl?»
Hervey antwortete nicht.
Devorax sah die Haushälterin an. «Du weißt, von wem ich spreche, nicht wahr?»
Sie wusste es. Ebenezer hatte ihr vor kurzem anvertraut, dass Dorcas nicht seine Schwester war, ihre wahre Herkunft aber verschwiegen. Die Slythes hatten den Eltern von Martha Slythe versprochen, das Geheimnis der unehelichen Geburt der Ziehtochter zeitlebens zu hüten.
Der schwarzhaarige Soldat wandte sich wieder dem Pfarrer zu. «Ich spreche von Dorcas Slythe. So hieß sie jedenfalls früher. Jetzt ist sie verheiratet und eine Lady.»
Hervey warf den Kopf hin und her. «Nein. Nein.»
«Ich werde dich töten, Hervey, und alle Welt wird erfahren, dass Christopher Aretine zurückgekehrt ist, um Rache zu üben.» Er grinste. Treu-bis-in-den-Tod saß zitternd in seiner Pfütze. Devorax erhob die Stimme, um sicherzustellen, dass die Haushälterin jedes seiner Worte hörte. «Und nicht nur dich werde ich töten. Ich segle morgen nach Amsterdam, werde aber in zwei Wochen wiederkommen und mich dann mit Sir Grenville Cony beschäftigen. Soll ich dir verraten, wie ich ihn umbringen werde?»
Hervey nahm all seinen Mut zusammen, brachte aber nicht viel auf. Er sah den Tod kommen und versuchte verzweifelt, ihn mit Worten abzuwehren. «Ihr seid von Sinnen, Sir. Bemüht Euren Verstand und denkt nach!»
«Das tue ich.» Devorax ging langsam auf den Pfarrer zu. «Und du wirst sterbend darüber nachdenken, warum du den Tod verdienst. Du stirbst für das, was du meiner Tochter angetan hast. Verstehst du?»
«Nein! Nein!»
«Oh, doch.» Devorax’ Stimme war so unerbittlich wie der Winterwind. «Sie ist meine Tochter, und du, Dreckskerl, hast dich an ihr vergangen.»
Von der Klinge bedroht, hatte Hervey den Kopf in den Nacken geworfen. Die
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