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Das Hexenkreuz

Das Hexenkreuz

Titel: Das Hexenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Muenzer
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Erlaubnis erteilt hatte, dass sie Versailles vorerst verlassen
durfte. Odette begab sich sofort daran, ihr Gepäck zu richten. Wohl oder übel
musste Emilia dem Wunsch ihres Gemahls entsprechen.
    Sie langten
am frühen Abend im Hotel Bellevue an. Ihr Gemahl empfing sie nicht persönlich,
doch er wurde in Kürze zurückerwartet, wie ihr Maitre Benoít ohne Nachfrage
mitteilte. Emilia ließ ihn wissen, dass sie keinen Hunger verspüre und auf das
Abendessen verzichten wolle. Am liebsten wäre sie sofort zu Bett gegangen und
zwar allein - doch sie ahnte, dass ihr Gemahl andere Pläne mit ihr hatte. Eine
knappe Stunde später betrat er ihr Gemach. Er trug lediglich ein weites weißes
Hemd, eng anliegende schwarze Hosen und hohe Schaftstiefel. Odette hatte Emilia
eben ihr Nachthemd übergestreift. Carlo winkte die Zofe herrisch hinaus und Emilia
straffte sich unwillkürlich. Ihr dünnes Musselinnachthemd als einziger
Schutzwall zwischen sich und ihm, sah sie ihm erhobenen Hauptes entgegen.
    Herzog Carlo
trat näher. „Madame, ich glaube, das hier gehört Euch“, meinte er
liebenswürdig. Zwischen seinen Fingern baumelte einer ihrer kostbaren Rubinohrringe.
    „Oh, er
wurde gefunden!“, rief Emilia, während sich ihr Herzschlag unmerklich
beschleunigt hatte.
    „Wo glaubt
Ihr denn, ihn verloren zu haben?“ Die Frage klang harmlos und doch setzte sie
in Emilia sämtliche Alarmglocken in Marsch.
    „Ich vermute
sehr, das war im Kabinett des Königs. Jedenfalls habe ich ihn dort zuerst
vermisst.“
    „Merkwürdig.
Er wurde nämlich an einem völlig anderen Ort gefunden. Sagt Euch der Name
Casanova etwas?“
    Der Name
traf Emilia wie ein Schuss und sie konnte nicht verhindern, dass sie leicht
zusammenzuckte. „Ihr sprecht von Cavaliere Giacomo Casanova? War er nicht zu
unserer Hochzeit geladen? Ich meine mich zu erinnern, ihn anlässlich meiner
Vorstellung in Versailles kurz gesehen zu haben. Weshalb fragt Ihr nach ihm?“
    „Weil er der
unehrliche Finder Eures Ohrringes ist. Er hat versucht, ihn dem Pariser
Juwelier Bassenge zu verkaufen. Dieser wiederum hat ihn seinem Partner Monsieur
Böhmer gezeigt. Leider erinnerte sich dieser nur zu gut daran, dass er das
Stück erst kürzlich in meinem Auftrag angefertigt hat. Pech für den Cavaliere.“
    „Aber gut
für Euch, da Ihr ihn wieder habt. Hier habe ich übrigens den zweiten Ohrring.“
Emilia zog ihn aus ihrem Pompadour. „Der Kammerdiener Le Bel hat ihn mir
gestern zukommen lassen, nachdem er ihn im Kabinett des Königs gefunden hatte.
Was geschieht jetzt mit unserem Landsmann?“, erkundigte sie sich leichthin,
während sie am Frisiertisch Platz nahm und eine Locke aus ihrer Stirn zupfte.
    „Das kommt
ganz darauf an.“ Carlo beugte sich zu ihr hinab und sein Gesicht erschien
hinter ihr im Spiegel.
    Emilia nahm
einen silbernen Tiegel, öffnete ihn und tupfte sich sahnige Creme auf ihre
Handflächen. Während sie diese verrieb, erkundigte sie sich leichthin: „Was
meint Ihr?“
    „Ob er
gesteht ...“
    „Warum
sollte er gestehen, da man ihn doch in flagranti erwischt hat?“ Äußerlich hatte
Emilia sich noch unter Kontrolle, doch innerlich begann sie zu zittern.
    „Darum.“ In
Carlos Hand blitzte es leuchtend rot auf und dann warf er eine Handvoll Rubine
in ihren Schoss. Emilia stieß einen Schrei aus und sprang erschrocken auf. Die
Steine verteilten sich wie Blutstropfen um sie herum auf dem weißen Teppich.
    „Ihr seid
offenbar in kürzester Zeit sehr umtriebig gewesen, meine Liebe. Graziano hat
mir selbstverständlich alles über Eure wiederholten Fluchtversuche berichtet.
Ihr gebt also nicht auf?“
    „Niemals!“,
erwiderte Emilia stolz.
    „Habt Ihr
Euch Casanova hingegeben?“, erkundigte er sich wie beiläufig.
    „Ach,
plötzlich interessiert Euch das? Habt Ihr nicht betont, dass Ihr über
kleinliche Eifersüchteleien erhaben seid?“, konterte Emilia.
    „Reiz mich
nicht.“ Mit zwei raschen Schritten überwand der Herzog die Distanz zwischen
ihnen. Instinktiv wich Emilia vor ihm zurück, bis sie den gedrechselten Pfosten
des Bettes in ihrem Rücken spürte. Carlo packte ihre Arme, bog sie nach oben
und hielt ihre zarten Handgelenke mit seiner rechten umfangen. Er drängte sich
an sie, schob sein Knie zwischen ihre und zwang ihre Beine auseinander. Emilia
war gefangen. Mit der freien Hand suchte er ihre Brust und strich mit der
Handfläche sachte darüber. Emilia erschauerte. Ihr verräterischer Körper
reagierte sofort. „Hmm, deine

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