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Das Hexenkreuz

Das Hexenkreuz

Titel: Das Hexenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Muenzer
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Paris organisieren, von wo aus ich meine
nächsten Schritte planen kann?“
    „Gerne“,
reagierte er nicht im Mindesten überrascht. „Habt Ihr denn Devisen? Wisst, ich
bin zwar reich an Gewitzheit, aber sonst nur ein armer Schlucker.“
    „Ich habe das
hier.“ Entschlossen nahm sie den verbliebenen Ohrring ab. „Gebt mir Euren
Zierdolch.“ Rasch und ohne Gewissensbisse trennte sie einige der größeren
Rubine von ihrem Ballkleid ab. Sie hoffte darauf, dass es nicht sonderlich
auffallen würde und wenn, konnte sie immer behaupten, diese hätten sich beim
Tanz gelöst. Sie ließ die schimmernden Steine in Casanovas Hand gleiten. „Hier,
das müsste genügen. Versetzt sie. Wie kann ich Euch erreichen?“
    „Gar nicht.
Ich komme zu Euch.“
    „Aber ich
weiß ja nicht einmal selbst, wo ich hier im Versailler Schloss logieren werde.
Der König hat mich eben erst eingeladen, sein Gast zu sein.“
    „Habe ich
Euch eben nicht auch gefunden? Außerdem habe ich so eine Idee. Dieses Schloss
birgt einige verborgene Geheimnisse…“
    „Geheimnisse,
die Euch bekannt sind wie mir scheint. Ihr seid ein Mann mit vielen Talenten,
Signore Casanova.“
    „Allein die
Liebe nötigt mich dazu. Ich werde Euch nun verlassen. Wartet noch eine Weile,
bis Ihr nach Le Bel läutet. Arrivederci, mein Lieb!“ Er riss sie an sich und
küsste sie ausgiebig. Emilia ließ es geschehen. Der Mund des Venezianers
verriet lange Übung. Er ließ sie los und betrachtete forschend ihr Gesicht. Er
lächelte. „Ihr seid eine Gefahr für die Sinne, meine Liebe. Kein Wunder, dass
ihr die Säfte unseres alten Königs in Wallung bringt.“ Er öffnete vorsichtig
die Tür, um das Terrain zu sondieren. Emilia gab einem Impuls nach: „Ich kann
Euch doch vertrauen? Oder Cavaliere Casanova?“
    „Wenn man
der Liebe nicht trauen kann, was oder wem sonst?“ Er warf ihr einen Handkuss
zu, dann verschluckte ihn der Flur.
    Emilia
beendete ihre Toilette und folgte dann dem herbeigerufenen Le Bel, der sie
zielsicher zu ihrem Gemahl in den Park geleitete. Das Feuerwerk war eben zu
Ende gegangen. Rauchschwaden hingen in der Luft.
    „Ihr seid
bereits in aller Munde, meine Teuerste. Ganz Versailles spricht nur von Eurer
Schönheit und wie sehr Ihr den König bezaubert habt“, empfing sie ihr Gemahl
mit einem Lächeln.
    „Ihr
wiederum scheint Euch nicht im Geringsten daran zu stören, Eure Frau mit einem
Anderen zu teilen“, erwiderte sie spitz. Wider Erwarten störte sie seine zur
Schau gestellte Zufriedenheit.
    „Wenn es
sich bei meinem Nebenbuhler um seine Majestät, den König von Frankreich
handelt? Nein. Ihr werdet doch von mir nicht das Gefühl kleinlicher Eifersucht
erwarten, oder?“
    „Wohl kaum.
Ich weiß, dass ich für Euch nur eine weitere Figur auf dem Spielfeld Eurer
Politik bin“, stellte Emilia nüchtern fest.
    „Sind wir das
nicht alle? Lächelt, meine Liebe, man beobachtet uns. Für eine Frau, die eben
die Gunst des Königs gewonnen hat, zeigt Ihr ein ziemlich saures Gesicht.“
    „Mein
Gesicht ist mein Gesicht und ich verfahre mit ihm wie es mir beliebt“,
erwiderte Emilia schnippisch. „Lasst uns lieber ein wenig im Park promenieren
und die frische Luft genießen“, schlug sie vor. „Dann bleibt mir wenigstens
erspart, dieser schnatternden Schar von Höflingen ein Bild der Glückseligkeit
vorzugaukeln.“
    Sie waren
nur wenige Schritte gegangen und umrundeten eben einen marmornen Brunnen, als
ein Diener in der königlichen Livree zu ihnen trat. „Für Euch, Euer Gnaden“,
sagte er und überreichte dem Herzog ein Billet. Es trug das Siegel des Königs.
Carlo erbrach es an Ort und Stelle. Nach der Lektüre lächelte er: „Der König
ruft mich zu sich. Wie es scheint, hat Euer heutiger Einsatz unsere
Verhandlungen ein gutes Stück vorangebracht. Die Festivität neigt sich ihrem
Ende zu. Kommt, ich werde Euch in das für uns vorbereitete Appartement im Schloss
begleiten und nach der Audienz zu Euch stoßen. Morgen früh ist eine königliche
Jagd angesetzt. Ich gehe davon aus, dass Ihr diese nicht versäumen möchtet?“
    „Ist es denn
erlaubt, dass ich mitreite?“ Emilia konnte ihren Eifer nicht unterdrücken. Nach
Wochen endlich wieder ein Pferd unter sich zu spüren, dazu die Frische eines
morgendlichen Waldes, ließ ihr Herz unwillkürlich höher schlagen
    „Aber
natürlich. Dies ist sogar gewünscht. Der König liebt junge Amazonen. Kommt
nun.“ Er bot ihr seinen Arm. Emilia ließ dies willig zu, ohne ihm von

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