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Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Titel: Das Hexenmal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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Burghard nicht verstand. Der Mönch hielt sein Ohr dichter an den Mund des Verletzten und hörte ihn einen Namen sagen: Friedrich Schildknecht!
    »Guter Mann, wer ist das? Und wo kann ich ihn finden?«
    Doch der Fremde konnte auf die Frage nicht mehr antworten, er wurde wieder bewusstlos.
    Unschlüssig fasste sich Burghard an den Haarkranz und ging im Kreis.
    »Gott, o Gott!«, jammerte er. »Mir bleibt auch nichts erspart. Wenn du tatsächlich der bist, für den ich dich halte, dann bist du wahrlich in Gefahr, und ich kann niemandem trauen. Ich weiß nicht, wie der Meuchelmörder aussieht, den dein Schwager auf dich angesetzt hat. Vielleicht ist das sogar dieser Friedrich!«
    Der Verletzte hörte ihn nicht, und Burghard sah hilflos zum
Himmel. Milchkarl, schoss es ihm durch den Kopf. Dankbar lächelte der Mönch.
    Er bettete den Mann auf den weichen Boden und ging eilends zurück nach Dingelstedt. Tatsächlich konnte ihm jemand die Adresse des Milchmannes nennen.
    In einer Seitengasse stand das schon sehr alte und windschiefe Haus des Mannes. Über eine schmale Holztreppe gelangte Burghard in einen kleinen Vorraum. Hier traf der Mönch den Gesuchten, der dabei war, Kienspan von einem dickeren Holzstück abzuhobeln. Zum Glück war er allein. Erstaunt schaute Karl auf.
    »Jo, wen sehe ich da? Du bist ja immer noch in Dingelstedt …«
    »Ich muss mit dir reden, Karl!«
    »Das hört sich ernst an! Komm rein in die gute Stube.«
    Burghard folgte ihm ins Innere des kleinen Hauses, das scheinbar aus einem einzigen Raum bestand und spärlich eingerichtet war. Die beiden Männer setzten sich an den Tisch, und sogleich füllte Karl zwei Becher mit kühlem Bier.
    »Also, sprich!«
    »Kennst du jemanden mit dem Namen Friedrich Schildknecht?«, fragte der Mönch und nahm hastig einen Schluck von dem dunklen Getränk.
    »Bist du krank?« Fragend sah Karl den Mönch an, und als der nichts sagte: »Friedrich Schildknecht ist Arzt. Das heißt, er ist der Sohn des Arztes von Dingelstedt, aber der Junge hat das auch studiert …«
    »Was weißt du über ihn?«
    »Warum willst du das wissen?« Misstrauisch wanderte Karls Blick zu Burghard, während er sich seine Pfeife anzündete.
    »Kann ich dir vertrauen?«, wollte der Mönch wissen.
    Karl verschluckte sich an dem Rauch, da er laut auflachen musste.
    »Was ist das für eine dumme Frage? Wie willst du meine Ehrlichkeit überprüfen? Entweder du vertraust mir, dann erzähle, oder du misstraust mir, dann geh!«
    Der junge Mönch seufzte laut.
    »Ja, du hast Recht, die Frage war wirklich überflüssig …«
    Burghard zögerte, doch welche Wahl hatte er?
    ›Keine!‹, sagte seine innere Stimme, und der Schmerz in seinem Schädel war verschwunden.
     
    Burghard erzählte Karl von dem Fremden am Wasser. Sogleich rief dieser laut »Clemens!« aus, doch der Mönch bat ihn eindringlich, diesen Namen nicht mehr zu nennen. Da Karl das nicht verstehen wollte, wo doch jeder im Ort einen Freudentanz aufführen würde, wenn bekannt werden würde, dass der junge Herr noch lebte, erzählte ihm Burghard, was er im Wald gehört hatte. Den Mord an den alten Arnolds erwähnte er jedoch nicht.
    »Münzbacher, dieses verfluchte Schwein!«, presste Karl zwischen seinen Zahnlücken hervor. »Wenn ich den in die Finger bekomme …«
    »Er ist jetzt nebensächlich. Jeder wird seine gerechte Strafe erhalten, dafür wird unser Schöpfer schon sorgen. Wichtiger ist im Augenblick, was wir mit Clemens machen – wenn er es denn ist …«
    »Jo … jo, natürlich ist er es! Wer sonst? Doch wer ist der Tote, den wir beerdigt haben? Das ist alles sehr merkwürdig … Wir gehen jetzt zu Schildknecht.«
     
    Friedrich Schildknecht war erst am vergangenen Abend aus Mühlhausen zurückgekehrt. Sein Vater hatte ihm vom tragischen Tod seines Freundes erzählt. Sogleich hatte er dessen Grab aufgesucht und war danach zu Anna gegangen, um sein Beileid auszusprechen, aber auch, um ihr seine Hilfe anzubieten.
Doch der Besuch auf dem Arnoldschen Hof raubte ihm in der Nacht den Schlaf.
    Münzbacher hatte ihn zuerst nicht empfangen wollen. Doch als er erkannte, dass Friedrich sich nicht eher von der Türschwelle fortbewegen würde, bis er Anna gesehen hatte, wurde er eingelassen.
    Anna hatte ihn kaum wahrgenommen und nicht gewusst, wer er war. Ihr Blick war in die Ferne gerichtet gewesen, und ihr Äußeres glich dem einer alten Frau. Am liebsten hätte Friedrich sie geschüttelt, doch Münzbacher hatte ihn nicht aus den Augen

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