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Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Titel: Das Hexenmal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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…«
    »Jo, aber hier bist du schon länger!«, feixte Milchkarl und setzte sich unter den Baum in den Schatten.
    »Wird die Milch nicht sauer, wenn die Kannen in der Sonne stehen?«, lenkte Burghard den Alten ab, um den wahren Grund seines Aufenthaltes verschweigen zu können.
    »Leer!«, antwortete Karl knapp und holte aus seinem Beutel ein Stück Brot und trockenen Käse. Von beidem schnitt er etwas ab und reichte die Stücke dem Mönch, der sich nun zu ihm setzte.
    »Gott wird es dir danken!«
    »Jo, das will ich hoffen«, antwortete der Alte ernst und steckte sich selbst auch ein Stück Käse in den Mund.
    Genüsslich kauten beide, als ein Reiter mit hartem Trab an ihnen vorbeikam. Milchkarl wies mit seinem Messer auf den Mann und sagte nur: »Münzbacher!«
    Burghards Blick folgte Ross und Reiter, bis sie hinter einer Kurve verschwanden.
    »Kein netter Mann!«, stellte Burghard fest.
    »Jo, das stimmt. Und jetzt ist die arme Anna allein mit diesem Kerl …«
    Ein tiefer Seufzer entfuhr Karls Brustkorb. Erstaunt sah der Mönch zu dem Alten.
    »Anna?«
    »Sein Weib … die Schwester des toten Clemens.«
    Jetzt verstand Burghard.
    »Warum so besorgt? Die Köchin auf den Gestüt gab mir zu essen und erzählte, dass Münzbacher sich fürsorglich um seine Frau kümmert.«
    Ungläubig zog der Alte die Augenbrauen hoch.
    »Das wage ich zu bezweifeln. Alles, was dieser Mann tut, macht er aus Berechnung. Clemens war auch der Ansicht …« Er verstummte kurz.
    »Doch jetzt, wo du es erwähnst … Ich habe Anna seit der Beerdigung nicht mehr gesehen. Ich hoffe, es geht ihr gut …«
    »Die Köchin sagte mir, dass Anna seitdem das Zimmer nicht mehr verlassen hätte – wegen der großen Trauer. Doch Münzbacher würde ihr regelmäßig einen Sud zu trinken geben, der ihr beim Vergessen helfen soll …«
    »Welches Kraut soll das sein?«, fragte Karl ungläubig und fügte hinzu: »Wenn das mal nicht irgendetwas anderes bewirkt … Ach ja …«, seufzte er leise, »… früher waren alle fröhlich, und wir haben Feste zusammen gefeiert. Du musst wissen, Annas und Clemens’ Eltern waren reich, sehr reich. Fast der halbe Ort hat den Arnolds gehört und viele Dingelstedter haben für sie gearbeitet. Aber sie haben nie die Armen vergessen – immer an sie gedacht. Egal, zu welchem Anlass, sie ließen stets an alle Essen verteilen. Nach der Heuernte haben sie ein Fest veranstaltet mit Tanz, Wein und Bier. Jeder bekam eine halbe Ente auf den Teller, dazu Rotkraut und dicke Klöße. Doch nach ihrem tragischen Tod war es, als sei der Ort mit ihnen gestorben
… Kurz darauf hat Anna dann diesen Mann geheiratet, und seitdem hat hier keiner mehr etwas zu lachen.«
    »Was ist denn mit den Arnolds passiert?«, fragte Burghard kauend.
    »Sie waren auf einer Reise zu Verwandten, als man ihnen aufgelauert haben muss. Wahrscheinlich haben Wegelagerer oder Söldner ihnen die Kehlen durchgeschnitten...«
    Burghard musste husten und verschluckte sich. Als er wieder sprechen konnte, fragte er: »Die Kehlen durchgeschnitten?«
    »Jo … grauenvoll! Man fand ihre Leichen erst Tage später, doch ihre Mörder sind immer noch frei. Und danach fing das Elend dann an!«
    ›Lieber Gott‹, dachte der junge Mönch, ›warum legst du mir diese Bürde auf? Was willst du, dass ich tue? Soll ich dem alten Mann etwa erzählen, dass ich meine zu wissen, wer für all die Morde verantwortlich ist? Oder willst du meine Verschwiegenheit prüfen?‹
    Erschöpft fuhr der junge Franziskaner sich übers Gesicht.
    »Das ist wirklich furchtbar. Anna ist demnach die Einzige der Familie, die noch lebt?«
    »Jo, sonst ist keiner mehr da …«
    »Hat sie Kinder?«
    »Nein, wahrscheinlich kann Münzbacher ihr keine machen, denn Anna steht in der Blüte ihres Lebens. Sie ist fast zwanzig Jahre jünger als ihr Mann«, sagte der Alte hämisch.
    Ungläubig schüttelte der Mönch den Kopf. Der Appetit war ihm vergangen, und so steckte er den Rest des kargen Mahles in die Tasche seines Gewands.
    Durchgeschnittene Kehlen – genau das hatte der Unbekannte im Wald zu Münzbacher gesagt.
    Milchkarl schien nichts von den trüben Gedanken des jungen Mönchs zu bemerken. Er steckte das Messer zurück in den Schaft an seinem Gürtel und erhob sich.
    »Ich muss jetzt zu Bauer Motte die Milch abholen. Stell dir vor, dem ist die Wäscherin abgehauen. Keiner weiß, warum, zumal sie ihre Sachen zurückgelassen hat. Merkwürdige Dinge passieren mittlerweile in unserem kleinen Städtchen. Ich

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