Das Hexenrätsel
worden?«
»Ja, das schon…«
»Und Sie haben eine prächtige Burg. Sie hätte einen guten Unterschlupf für Hexenjäger abgegeben…«
Dr. Enkbach ließ Bill Conolly nicht erst ausreden, sondern schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Natürlich«, sagte er, »jetzt weiß ich es. Von der Lenne, der Hexenjäger aus alter Vergangenheit. Stimmt doch - oder?«
Ich hob die Schultern. »Wenn Sie sich daran erinnern, dann muß es die Wahrheit sein.«
Dr. Enkbach nickte und stützte sein Kinn auf die Hand. »Himmel, was war das eine Zeit! Grausam und blutrünstig. Dieser von der Lenne stand dabei an erster Stelle. Man kennt ja nur die Überlieferungen. Er soll Hunderte von Hexen geköpft haben. Mit seinem Schwert, das etwas Besonderes gewesen sein muß.«
»Gibt es darüber noch Unterlagen?« wollte ich wissen. Er schüttelte den Kopf.
»Nicht oben im Schloß, wo er gestorben ist. Vielleicht im Stadtarchiv.«
»Woher wissen Sie von ihm?« fragte Suko interessiert.
»Wir haben als Kinder davon gehört. Als Erwachsener spricht man kaum über solche Dinge. Deshalb sind sie auch ein wenig bei mir in Vergessenheit geraten. Ich mußte ja erst nachdenken, als Sie den Namen erwähnten. Und deswegen sind Sie aus London hier nach Altena gekommen, um mich dies zu fragen?« Er schaute uns erstaunt an. Für ihn war es wohl ein Herausschmeißen von Steuergeldern.
Ich schwächte ab. »Nicht ganz, lieber Dr. Enkbach. Sie hätten uns diese Frage auch telefonisch beantworten können, aber wir suchen diesen Hexenjäger und vor allen Dingen dessen Schwert. Dazu müßten wir wissen, wo von der Lenne begraben liegt.«
Der Mann war sprachlos. Er öffnete den Mund, schaute uns an und bekam den Mund kaum zu. »Ist das Ihr Ernst?« erkundigte er sich sehr vorsichtig.
»Ja.« Bill Conolly nickte. »Wir meinen es immer ernst, denn Spaß können wir nicht vertragen.« Dabei grinste mein Freund.
Dr. Enkbach nahm den Doppelsinn dieser Worte überhaupt nicht zur Kenntnis. Er schüttelte den Kopf und schluckte ein paarmal, während er auch noch Luft holte. »Das begreife ich nun wirklich nicht. Da kommen Sie aus einem anderen Land und wollen wissen, wo jemand begraben liegt, der vielleicht schon zu Staub zerfallen ist. Ja, ganz bestimmt sogar.«
»Uns geht es um das Schwert«, erinnerte Suko.
»Was wollen Sie denn damit?«
»Es erst einmal finden«, wich der Inspektor einer direkten Antwort geschickt aus.
»Ich kann Ihnen dabei nicht helfen. Ehrlich nicht«, erklärte Dr. Enkbach.
»Wieso?«
Der Mann schaute Bill Conolly an. »Weil ich selbst nicht weiß, wo man diesen Hexenjäger und damit auch sein Schwert begraben hat. Das müssen Sie mir glauben.«
»Hat man nie danach geforscht?« wollte ich wissen.
»Das schon«, gab Dr. Enkbach zu. »Nur verlieren sich die Spuren im Dunkel der Geschichte.«
»Was sagt denn die Historie konkret?«
»Soviel ich weiß, ist dieser Hexenjäger auf dem Schloß oben umgekommen. Während einer Belagerung muß es gewesen sein. Er hatte immer zwei Adepten. Die müssen ihn weggeschafft haben. Geheimgänge und Stollen gibt es genug. Irgendwo haben sie ihn dann wohl begraben, und das Schwert natürlich mit, denn es ist nirgendwo mehr aufgetaucht.«
»Hat man denn nicht nachgeforscht?«
»Doch, aber erst später. Schließlich waren damals viele Menschen froh, daß von der Lenne nicht mehr existierte. In neuerer Zeit erst erinnerten sich die Historiker wieder an ihn. Aber es gibt einfach zu viele Unwägbarkeiten und zu wenig Spuren, so daß alle Nachforschungen im Nichts endeten. Sie brauchen sich nur einmal die Umgebung hier anzusehen. Da gibt es nicht nur die Berge, sondern auch zahlreiche Höhlen, die als Versteck dienen können.«
Das klang alles nicht sehr ermutigend, was uns dieser gute Mann da mitteilte. Ich sah an den betretenen Gesichtern meiner Freunde, daß sie ähnlich dachten wie ich.
»Sie sind enttäuscht, nicht?« fragte er.
Ich nickte. »Das kann man wohl sagen«, faßte ich für alle zusammen.
»Sie wissen auf jeden Fall nicht mehr?«
»Nein.«
»An wen kann man sich noch wenden?« stellte Bill die Frage.
»Wir haben hier einige Heimatkundler, die sich vor allen Dingen mit der Geschichte der Burg Altena beschäftigt haben. Unter Umständen sollten Sie sich mit einem dieser Herren in Verbindung setzen. Sie können Ihnen vielleicht mehr sagen. Mich würde es jedoch interessieren, aus welch einem Grund Sie das Schwert überhaupt brauchen?«
»Das ist eine sehr lange
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