Das Hexenrätsel
Geschichte«, erwiderte ich. »Ihnen diese zu erklären, wäre vielleicht falsch, da wir uns selbst nicht sicher sind und erst Beweise brauchen. Sollten wir mehr erfahren, sagen wir Ihnen unverzüglich Bescheid.«
Nach diesen Worten erhob ich mich. Meine beiden Freunde taten es mir nach. Auch Dr. Enkbach blieb nicht mehr sitzen.
Über den Schreibtisch hinweg reichten wir uns die Hände. Am Gesichtsausdruck des Mannes erkannte ich, daß er ein wenig enttäuscht war. Verständlich aus seiner Sicht, denn unsere Informationen waren sehr spärlich geflossen.
Eine Bitte hatte ich noch. »Würden Sie uns vielleicht die Namen der entsprechenden Herren geben, die uns weiterhelfen…?«
Da wurde die Tür aufgestoßen. Die Sekretärin, die wir schon zuvor kennengelernt hatten, stand auf der Schwelle und entschuldigte sich mit haspelnden Worten für die Störung.
»Was ist denn passiert?« fragte Dr. Enkbach.
»Etwas Grauenhaftes.«
»Was?«
»Zwei Morde!«
Der Mann wurde bleich. »Wo?«
»Am Reiterhof. Ich weiß mehr auch nicht, aber es muß furchtbar gewesen sein…«
»Können wir mitfahren?« fragte ich.
»Natürlich, natürlich«, sagte Dr. Enkbach, hastete zum Telefon und tippte eine Nummer.
Ich hatte das Gefühl, den Beginn des roten Fadens in der Hand zu halten…
***
Das Schwert war nicht zu stoppen!
Auch nicht durch Gabys Schreien, die die schrecklichen Folgen ahnte, sie aber nicht verhindern konnte. Ebensowenig wie ihre Freundin Birgit Lachmann.
Auf der Schwelle des Raumes stand sie und war in der Absicht gekommen, Gaby Schreiber dazu zu bringen, die alte Waffe wieder abzugeben. Das hatte die magische Klinge gespürt, und sie wurde vom Geist des Hexenjägers geleitet. Ihr Ziel war Birgit!
Die konnte es einfach nicht fassen. Sie war ahnungslos hergekommen, sah jetzt die Klinge und wußte Bescheid.
Sie öffnete den Mund. In ihren Augen paarten sich Todesangst und Panik, aber es gelang ihr weder auszuweichen noch einen Schrei auszustoßen. Das Schwert traf voll.
Die Klinge durchbohrte sie. Birgit wurde nach hinten getrieben. Sie taumelte, hatte Mühe mit dem Gleichgewicht, wankte von einem Türpfosten zum anderen und torkelte dann nach vorn, als würde sie von einem Band gezogen.
Sie wankte in das Zimmer. Biut rann aus der Wunde, tropfte zu Boden und hinterließ eine Spur.
Gaby Schreiber konnte nicht mehr. Sie stand auf dem Fleck und starrte nach vorn Ihr Blick war auf Birgit gerichtet, in deren Körper das Schwert steckte.
Das Mädchen näherte sich immer mehr ihrem Bett. Sie Schritte wurden langsamer, quälender, dann kippte sie nach vorn und blieb mit dem Kopf zuerst auf dem Bett liegen.
Das Schwert aber zog sich zurück Als würde eine unsichtbare Hand seinen Griff umfassen, so wurde es aus dem Körper gezogen und blieb neben dem Mädchen auf dem Boden liegen.
Gaby Schreiber konnte nichts tun Sie war zu einem menschlichen Denkmal erstarrt. Daß sie trotzdem ging und die Tür schloß, tat sie automatisch.
Danach blickte sie auf das Schwert.
Es lag neben dem Bett. Die Klinge zeigte jetzt einen rosafarbenen Film, sie war schrecklich anzusehen aber noch schrecklicher Gabys Freundin Birgit.
Eine Tote!
Es konnte überhaupt nicht anders sein. Birgit mußte gestorben sein, denn so eine Verletzung überlebt niemand. Gaby fühlte die Tränen, die hochsteigen wollten, aber sie konnte einfach nicht weinen, es gab in ihrem Kopf ein zu dumpfes Gefühl, und gleichzeitig wirbelten die Gedanken, so daß das Chaos perfekt wurde.
Neben der halb auf dem Bett liegenden Birgit Lachmann ging sie in die Knie. Sie faßte ihre Freundin an der Schulter, drückte dagegen, um den Körper herumzurollen.
Es gelang ihr nur mit Mühe. Als sie es endlich geschafft hatte, schlug der Körper auf den Boden, und dieses dumpfe Geräusch ging Gaby Schreiber durch und durch.
Sie schauderte zusammen, starrte ins Leere und hörte plötzlich die Stimme.
»Schau sie an! So ergeht es deinen Feinden und denjenigen, die dir nicht wohlgesonnen sind.«
Gaby blickte nach vorn. Das Schwert hatte Birgit in der Körpermitte getroffen. Es sah grauenhaft aus. Das Blut, das bleiche Gesicht, auf dem noch der Schrecken stand und die gebrochenen Augen. Sie war tot!
Es hämmerte in Gabys Kopf.
Immer nur dieses eine schreckliche Wort: Tot! Und sie trug die Schuld. Bisher hatte Gaby Schreiber noch nie einen toten Menschen gesehen. Ausgerechnet jetzt mußte es ihr passieren, und dann war es noch ihre beste Freundin, die sie indirekt umgebracht
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