Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)
sowieso vor Aufregung rot anlaufe.
»Ich wünschte, mein Freund würde mir auch einen Antrag machen«, sagt ein langhaariges Mädchen in Schwarz, das mich wehmütig betrachtet. »Wie hast du das geschafft?«
»Keine Ahnung«, antworte ich und wünschte, ich könnte hilfreicher sein. »Wir sind schon eine Weile zusammen, wir wissen, dass wir zusammenpassen, und wir lieben uns.«
»Aber so ist es bei meinem Freund und mir doch auch! Wir wohnen zusammen, der Sex ist super, alles wunderbar.«
»Dräng ihn nicht«, sagt die Blonde wohlmeinend.
»Ich erwähne es höchstens einmal im Jahr .« Das langhaarige Mädchen wirkt ernstlich betrübt. »Dann wird er hektisch, und wir lassen das Thema. Was soll ich denn machen? Ausziehen? Sechs Jahre geht das nun schon so.«
»Sechs Jahre?« Die alte Frau blickt vom Händetrockner auf. »Was ist denn los mit dir?« Das Mädchen mit den langen Haaren wird puterrot.
»Nichts ist los mit mir«, sagt sie. »Ich führe hier ein Privatgespräch.«
»Von wegen privat.« Barsch deutet die alte Frau in die Runde. »Alle hören zu.«
»Tante Dee!« Der Rotschopf ist peinlich berührt. »Schscht!«
»Wag es nicht, mir den Mund zu verbieten, Amy!« Mit verkniffenen Augen mustert die alte Frau das langhaarige Mädchen. »Männer sind wie Tiere im Dschungel. Sobald sie ihre Beute gefunden haben, töten sie sie und schlafen ein. Du hast ihm seine Beute doch auf dem Silbertablett präsentiert.«
»So einfach ist das nicht«, sagt das langhaarige Mädchen ärgerlich.
»Zu meiner Zeit haben Männer geheiratet, weil sie Sex wollten. Das war wenigstens eine echte Motivation!« Die alte Frau lacht auf. »Ihr Mädchen immer mit eurem Zusammenschlafen und Zusammenwohnen, und dann wollt ihr einen Verlobungsring. Die Reihenfolge stimmt nicht.« Sie nimmt ihre Tasche. »Komm schon, Amy! Worauf wartest du?«
Amy wirft einen betretenen Blick in die Runde, dann folgt sie ihrer Tante zur Tür hinaus. Wir anderen sehen uns mit hochgezogenen Augenbrauen an. Die hat sie doch nicht mehr alle.
»Mach dir keine Sorgen«, sage ich tröstend und drücke den Arm des Mädchens. »Bestimmt wird alles gut.« Ich möchte Freude verbreiten. Ich möchte, dass alle solch ein Glück erfahren wie Richard und ich.
»Ja.« Sie gibt sich alle Mühe, nicht die Fassung zu verlieren. »Hoffen wir’s. Ich wünsche euch ein glückliches Leben.«
»Danke!« Ich gebe dem blonden Mädchen den Entfernerstift zurück. »Weiter geht’s! Drückt mir die Daumen!«
Ich trete aus der Damentoilette in das gut besuchte Restaurant und komme mir vor, als hätte ich eben von »Pause« wieder auf »Play« gedrückt. Da sitzt Richard genau so, wie ich ihn zurückgelassen habe. Er sieht nicht mal nach seinem Telefon. Anscheinend ist er genau wie ich von diesem Moment gefangen. Dem bedeutungsvollsten Moment unseres Lebens.
»Entschuldige.« Ich gleite auf meinen Stuhl und schenke ihm mein liebevollstes, paarungsbereitestes Lächeln. »Wollen wir da weitermachen, wo wir stehen geblieben waren?«
Richard erwidert mein Lächeln, aber ich merke, dass er seinen Schwung ein wenig eingebüßt hat. Vielleicht sollten wir uns langsam wieder heranarbeiten.
»Es ist so ein besonderer Tag«, sage ich ermutigend. »Spürst du das nicht auch?«
»Absolut.« Er nickt.
»Dieser Laden ist zauberhaft.« Ich sehe mich um. »Der perfekte Ort für ein … ein wichtiges Gespräch.«
Ich habe meine Hände beiläufig auf dem Tisch liegen lassen, und Richard nimmt sie wie erwartet. Er holt tief Luft und legt die Stirn in Falten.
»Da wir gerade davon sprechen, Lottie … ich muss dich was fragen.« Als sich unsere Blicke treffen, verknittert er die Augen ein wenig. »Ich glaube nicht, dass es für dich eine Riesen überraschung sein wird …«
Oh Gott, oh Gott, jetzt kommt es.
»Ja?« Meine Stimme ist ein nervöses Krächzen.
»Ein wenig Brot vorweg?«
Richard zuckt erschrocken zusammen, und ich blicke auf. Ein Kellner hat sich so leise angeschlichen, dass wir beide nichts davon gemerkt haben. Bevor ich es verhindern kann, hat Richard meine Hand losgelassen und redet irgendwas von Vollkornbrot ohne Körner. Am liebsten möchte ich den ganzen Korb frustriert beiseiteschlagen. Hat der Kellner denn nichts mitbekommen ? Werden die denn nicht im Erkennen bevorstehender Heiratsanträge ausgebildet?
Ich merke, dass auch Richard etwas aus dem Konzept ist. Blöder Kellner. Wie kann er es wagen, meinem Freund seinen großen Moment zu verderben?
»Also«,
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