Das Höllenbild
Avalon hat dich aufgenommen, und in Avalon befinden sich auch die Riesen, deren Hüterin ich bin.«
»Warum nicht in Atlantis?«
»Weißt du es nicht?«
»Aber du kennst die Atlanter, wie du sagtest.«
Ich breitete die Arme aus. »Weißt du, Myrna, wer kennt schon alles, was diesen Kontinent betrifft? Ich kenne einen Teil, aber ich kenne trotzdem auch eine Menge. Alles ist relativ, und ich glaube, daß auf dieser großen Insel auch die Riesen existieren, deren Hüterin du bist.«
»Sehr gut«, lobte sie mich. »Nun sind sie hier.«
»Nicht alle.«
»Warum?«
»Einige blieben, aber das braucht uns nicht zu interessieren.« Sie senkte den Blick und schien nach bestimmten Worten zu suchen. »Es ist so, John, und ich will dabei ehr lieh zu dir sein, weil ich weiß, daß du nicht falsch darüber denkst. Jedes Volk hat seine Legenden, das wirst du wissen, aber es gibt Zeiten, die noch älter sind als die Legenden, die von einem goldenen Zeitalter berichteten, als die Erde noch anders aussah.«
»Nicht so wie zu meiner Zeit.«
»Ja, das muß ich dir wohl glauben. Diese uralten Zeiten, die noch vor den Legenden existierten und als Überlieferungen bekannt sind und von einem goldenen Zeitalter sprechen auf einer Welt, die mit deiner nichts gemein hatte, da wandelten die Götter noch unter den Menschen und lehrten sie die Künste der Zivilisation. So ist es auch mit den Atlanter geschehen und mit anderen vergessenen Völkern, die unter dem Eis begraben liegen.«
Ich horchte auf. Was hatte sie gesagt? Unter dem Eis begraben? Meine Gedanken drehten sich von dem eigentlichen Thema weg und bewegten sich in eine andere Richtung. Ich wußte, daß Menschen dabei waren, den Südpol zu erforschen und dort Entdeckungen gemacht hatten, über die nur in Insiderkreisen gesprochen wurde, aber das hatte momentan nichts mit den Aussagen der Frau zu tun.
Sie hatte bemerkt, daß ich nicht ganz bei der Sache war, lächelte und hob fragend die Augenbrauen.
»Entschuldigung«, sagte ich. »Sprich weiter.«
»Gut, John, das werde ich auch. Wir waren bei den Göttern. Aber auch sie waren auf einem Teil der Erde nicht die ersten der Schöpfung. Zwischen ihnen und den mächtigen Dämonen gab es andere Wesen, eben diese Riesen. Die ältesten und mächtigsten, die mir bekannt sind. Sie waren mit die ersten Wesen der Schöpfung. Überall haben sich die Geschichten gehalten. Ich weiß nicht, wie es in deiner Zeit ist, aber ich kann mir vorstellen, daß sie nicht vergessen wurden.«
»Da hast du recht«, gab ich zu. »Es wurde oft von Riesen erzählt. In allen Geschichten der Völker spielen sie eine Rolle. Dann sind sie wohl keine Erfindungen.«
»Nein, das sind sie nicht.«
Ich war irgendwie beruhigt, dies zu wissen, wollte aber noch mehr erfahren und fragte deshalb: »Die Riesen haben noch auf dem alten Kontinent Atlantis existiert?«
»So ist es. An einer bestimmten Stelle haben sie ihre Heimat gefunden, aber sie blieben nicht immer dort. Irgendwann mußten sie weg, und sie haben sich auf den Weg gemacht. Mit ihren gewaltigen Schiffen sind sie über das Meer gesegelt, um eine neue Heimat zu suchen.«
»Avalon?«
»Ja, hier landeten oder strandeten sie. Die Riesen entdeckten die Nebelinsel und stuften sie als gut ein. Und so sind sie dann auch hiergeblieben.«
»Jetzt?« fragte ich.
»Richtig.«
»Ich werde sie also sehen können, denke ich.«
»Das glaube ich schon.«
Ich schloß für einen Moment die Augen, wobei ich an das Bild dachte. Es hatte mir den Weg hierher ermöglicht, aber würde ich auch auf demselben Weg zurückkommen können?
Das stand in den Sternen.
»Aber wer bist du?« fragte ich die Frau. »Die Hüterin der Riesen, das hast du mir gesagt. Aber ist es nicht zu wenig, einfach nur die Hüterin zu sein? Es muß doch mehr dahinterstecken.«
Sie lächelte. »Vielleicht, John. Vielleicht bin ich ein Rest – wer weiß das schon?«
»Das glaube ich dir nicht.«
»Laß es gut sein, John.«
Ich nickte. »Wenn du nicht willst, dann frage ich nicht weiter, denn ich habe andere Probleme, da ich auch wieder zurück in meine Zeit möchte, und noch nicht weiß, wer dieses Gemälde im Fels gemalt hat und warum es überhaupt entstand?«
Myrna fing diesen Köder auf und sagte schlicht: »Es ist kein Bild.«
Ich schüttelte den Kopf. »Was ist es dann? Kein Bild, sagst du. Das kann ich nicht nachvollziehen. Es ist als Bild entdeckt worden. Tief in einer Höhle. Ein Gemälde im Fels, das Menschen aus meiner Zeit
Weitere Kostenlose Bücher