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Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman

Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman

Titel: Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James McGee
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sähe sie erst jetzt die Unordnung. Der Fußboden war schmutzig und von Trümmern übersät; Scherben von Tongeschirr lagen zwischen zertretenen Zweigen und Blättern. Von den Deckenbalken hingen Pflanzen und Kräuterbündel. Der Raum sah mehr wie eine Apotheke aus als eine Küche.
    Sie holte tief Luft, sammelte sich und sagte: »Verzeihen Sie, Captain Lasseur. Ich habe Ihnen noch nicht für Ihr Eingreifen gedankt, und auch Ihnen danke ich, Captain Hooper.«
    »Keine Ursache, Madame«, sagte Lasseur mit einer kleinen Verbeugung.
    »Ich möchte nicht, dass Sie mich für undankbar halten.«
    Die Rötung, die ihr Gesicht noch von der Ohrfeige hatte, ging langsam zurück.
    »Nichts lag uns ferner«, sagte Lasseur. »Sie sind in Sicherheit, und das ist das Wichtigste.«
    Sie nickte. »Trotzdem war es nachlässig von mir. Sie haben Ihr Leben riskiert.«
    »Sie haben ihn beim Namen genannt«, sagte Lasseur. »Kennen Sie ihn?«
    Sie antwortete nicht sofort. Schließlich sagte sie: »Er ist der Mann meiner Schwester.«
    Lasseur zögerte, diese Antwort hatte er nicht erwartet. »Ist das schon einmal passiert?«
    Sie zog seine Jacke fester um sich und schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Es entstand eine peinliche Pause.
    »Wir sollten Ihnen Gelegenheit geben, sich zu erholen«, sagte Lasseur sanft. »Es sei denn, wir können etwas für Sie tun …?«
    Etwas mühevoll richtete sie sich auf. »Vielen Dank, nein. Sie waren sehr freundlich.«
    »Es war nichts, Madame. Jeder hätte dasselbe getan.«
    Sie sah ihn an. »Es war nicht Nichts , Captain. Und nein, nicht jeder würde es tun.«
    Sie drehte sich um und ging ins Haus, dann rief sie den Hund und schloss die Tür hinter sich.
    Die Männer standen auf der Schwelle. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als ebenfalls zu gehen.
    Als sie zur Scheune zurückgingen, sagte Lasseur: »Ich hätte ihn wahrscheinlich umgebracht, wenn du mir nicht die Axt abgenommen hättest.«
    »Das glaube ich auch«, sagte Hawkwood.
    Lasseur schüttelte den Kopf. »Aber du hattest Recht. Es wäre Wahnsinn gewesen.«
    »Ja, das wäre es.«
    »Selbst wenn er jetzt jemandem erzählen könnte, dass er uns hier gesehen hat?«
    »Glaubst du das? Er hat versucht, eine Frau zu vergewaltigen. Ich würde sagen, er hat genauso viel zu verbergen wie wir.«
    »Er könnte es als einen Weg sehen, sich an ihr zu rächen, weil sie ihn abgewiesen hat, und an uns, weil wir eingeschritten sind.«
    »Das ist möglich«, sagte Hawkwood. »Aber mit dem zerkratzten Gesicht wird er es bestimmt vorziehen, erst mal eine Weile in Deckung zu gehen, und bis dahin sind wir wahrscheinlich schon wieder unterwegs.«
    »Trotzdem sollten wir die Augen offen halten«, sagte Lasseur.
    »Stimmt«, sagte Hawkwood, »das kann nicht schaden.«
    Sie kamen in die Scheune.
    »Ah«, sagte Lasseur, »es ist doch schön, wieder zu Hause zu sein.«
     
    Als es dämmerte, tauchte der Hund wieder auf. Schwanzwedelnd ging er zuerst zu Lasseur, dann zu Hawkwood. Es war das erste Mal, dass das Tier sich in seiner Nähe wohlzufühlen schien. Hawkwood fühlte sich fast geschmeichelt.
    Der Hund war nicht allein gekommen. Ein Schatten fiel aufs Stroh, und die Männer erhoben sich. Sie hatte sich umgezogen und wirkte wesentlich ruhiger als am Nachmittag, als sie ins Haus gegangen war. Ihre widerspenstige Haarsträhne jedoch hatte sie immer noch nicht unter Kontrolle. Sie trug in einer Hand einen Korb, in der anderen ein Kleiderbündel. Sie stellte den Korb hin.
    »Ihre Jacke, Captain«, sagte sie und hielt ihm das säuberlich gefaltete Kleidungsstück hin. Ein Zucken lief über ihre Wange. »Ich hatte bemerkt, dass ein Riss im Ärmel war und habe ihn repariert. Ich will zwar nicht behaupten, dass ich eine gute Näherin bin, aber ich glaube, es ist besser als vorher.«
    Lasseur nahm die Jacke. »Das war sehr liebenswürdig, Madame. Vielen Dank.«
    Sie nickte. »Na ja, das war das Mindeste, was ich tun konnte.« Sie strich die Haarsträhne hinters Ohr.
    »Haben Sie sich etwas erholt?«, fragte Lasseur leise.
    »Ja, danke.« Verlegen strich sie ihren Rock glatt und zeigte auf den Korb. »Ich bringe Ihnen auch Ihr Abendessen. Da ist Brot und etwas Wurst, und hier ist noch eine Stachelbeertorte. Ich hoffe, es schmeckt Ihnen.«
    Sie wandte sich zum Gehen, dann zögerte sie. »Ich habe Ihnen auch dies mitgebracht. Ich dachte, dass Sie und Captain Hooper es vielleicht benutzen möchten … das heißt, wenn Sie es nicht für anmaßend von mir halten.« Sie griff in eine

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