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Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman

Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman

Titel: Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James McGee
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er sich mit dem Ärmel über den Mund und stellte den Krug auf die Seite. Er lehnte sich auf dem Ellbogen zurück und steckte seine Pfeife wieder in den Mund. Wegen der Sonne hielt er die Augen halbgeschlossen; er sah aus wie jemand, der mit sich und der Welt zufrieden ist.
    »Ist Madame Flynn eine Schmugglerin?«, fragte Lasseur.
    Bei dieser unerwarteten Frage riss Gadd die Augen auf. Dann nahm er die Pfeife aus dem Mund und klopfte den Kopf an seinem Stiefel aus. »Nicht jeder im Geschäft arbeitet auf den Schiffen. Manche lagern die Ware nur, bis sie zum Käufer weitertransportiert werden kann.«
    Schäfer, Gastwirte und Witwen , dachte Hawkwood. »Gibt es davon viele?«
    »Eine ganze Armee. Jemand bietet dir ein Fässchen an, wenn du ihm für ein paar Nächte die Scheune zur Verfügung stellst, oder sie brauchen vielleicht ein paar Ponys, um etwas zu transportieren; dann sagt man doch nicht nein. Nehmen Sie zum Beispiel Morgan, der hat Leute in der ganzen Grafschaft.«
    »Wer ist Morgan?«
    Es war das zweite Mal, dass dieser Name fiel.
    »Ezekiel Morgan. Er kontrolliert den größten Teil der Küste hier. Kam rein und übernahm Strecken, wo die alten Banden am Aussterben waren. Heute passiert hier praktisch nichts, von dem er nichts weiß.«
    »Hat er auch dafür gesorgt, dass wir hierhergekommen sind?«
    Gadd nickte.
    »Werden wir ihm die Hand schütteln können?«, fragte Lasseur.
    »Wenn Sie das machen, dann zählen Sie aber hinterher Ihre Finger nach.«
    Gadd unterbrach sich, als fiele ihm ein, dass er vielleicht ein wenig zu viel preisgegeben hatte. Er griff nach dem Korken und steckte ihn wieder in den Krug. »Aber Sie brauchen sich deshalb nicht den Kopf zu zerbrechen. Wir haben noch viel zu tun, und wir machen am besten jetzt weiter. Jessie wird uns was erzählen, wenn sie sieht, dass wir hier wie drei alte Marktweiber sitzen und tratschen.«
    Hawkwood überlegte, ob Morgan der Beschützer war, den Jess am Abend zuvor erwähnt hatte. Er dachte noch über diese Möglichkeit nach, als sie wieder an die Arbeit gingen.
    Erst am späten Nachmittag machten sie Schluss, und Hawkwood spürte eine angenehme Müdigkeit in Rücken und Schultern. Lasseur strich sich mit der Hand über die Stirn. »Ich glaube, ich werde heute Nacht gut schlafen.«
    »Erst werden Sie essen«, sagte Jess Flynn.
    Sie hatte das Abendessen vorbereitet, das sie zusammen am Küchentisch einnahmen, während der Hund vor der offenen Tür Wache hielt.
    »Wie viele andere waren vor uns hier?«, fragte Hawkwood.
    »Ein paar«, gab Jess Flynn zu. »Aber das ist schon länger her.«
    »Dieser Mann, Morgan, hat er auch für ihre Überfahrt gesorgt?«
    »Morgan?« Jess Flynn sah auf, plötzlich war ihr Gesicht verschlossen.
    »Thomas erwähnte seinen Namen. Er sagte, Morgan kontrolliert hier die Schmuggelgeschäfte, und er sei auch derjenige, der unsere Flucht organisiert hat.«
    Jess Flynn sah Gadd an, der mit einem entschuldigenden Achselzucken antwortete, ehe er sich ein Stück Brot abbrach, um damit die Soße von seinem Teller zu tunken.
    »Wir waren nur neugierig, weiter nichts«, sagte Hawkwood. »Wir wollten wissen, wem wir unsere Freiheit zu verdanken haben.«
    »Ich bezweifle, dass Ihr Dank Ezekiel Morgan interessieren würde«, sagte Jess Flynn trocken. »Das Einzige, was den interessiert, ist das Geld, das er für Ihre Beförderung bekommt.«
    »Das klingt ja, als ob Sie ihn nicht gerade besonders schätzen«, sagte Hawkwood.
    »Kann man’s ihr verdenken?«, sagte Gadd.
    »Tom«, sagte Jess Flynn warnend.
    Gadd sah sie mit einem Blick an, der deutlich sagte, du kannst es ihnen ruhig sagen .
    Jess Flynn zögerte, dann sagte sie: »Mein Mann arbeitete für Morgan. Das war, nachdem wir geheiratet hatten, als er auf der Orion abgemustert hatte. Es gab hier nicht viel Arbeit.«
    »Zu viele Schiffe, die nichts mehr zu tun hatten«, warf Gadd ein. »Zu viele Leute, zu wenig Jobs.«
    Der Preis für den Frieden , dachte Hawkwood. So war es doch immer. Das Ende der Kriegshandlungen bedeutete immer, dass die Schiffe stillgelegt und ihre Besatzung entlassen wurde. Dadurch entstand ein Heer von Arbeitslosen, die andere Beschäftigungen suchten.
    »Er war aber schon immer ein geschickter Handwerker.« Sie lächelte, als sie daran dachte. »Es gab nichts, was er nicht machen konnte.«
    »Hat die Scheune dort draußen gebaut.« Gadd deutete mit dem Daumen nach draußen, doch dann presste er den Mund zusammen. »Für Morgan.«
    »Ezekiel Morgan ist mein

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