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Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman

Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman

Titel: Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James McGee
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Truppenkontingent der Stadt, das ohnehin nicht sehr groß ist, um Hilfe gebeten. Nur eine Handvoll Soldaten waren in Deal geblieben.
    Nun erkannte Hawkwood, wie gut Morgan die Sache eingefädelt hatte. Er hatte offenbar selbst dieses Gerücht in die Welt gesetzt und seine Botschafter angewiesen, es weiterzuverbreiten. Als das Militär dann aus dem Wege war, hatten seine Leute die drei Zugangsstraßen nach Deal abgeriegelt: im Süden die Straße nach Dover, im Westen die Five Bell Lane und im Norden die Mautstraße.
    Burden lief rot an. »Und wir waren auf der verdammten Festung gefangen. Wir konnten zwar das Feuer erwidern, aber ich weiß immer noch nicht, ob wir jemanden getroffen haben.«
    Die Festung von Deal lag am südlichen Rand der Stadt, in der Nähe der Zollschranke auf der Straße nach Dover. Sie war schon einmal belagert worden, doch das war im Bürgerkrieg gewesen. Seitdem galt sie als uneinnehmbar, und ihre wuchtigen runden Bastionen hatten über der Stadt gewacht, ein Denkmal an die Baukunst der Tudorzeit.
    Doch genau wie die kleine Kanone hatte auch die Festung ihre Schwachstellen. Sie war in erster Linie als Verteidigung zum Meer hin gebaut worden, an die Landseite hatte man weniger gedacht. Auch ihre Kanonen waren aufs Meer gerichtet. Die zweite Schwachstelle war, dass sie nur einen Eingang hatte: das Torgebäude.
    Man erreichte es über einen schmalen erhöhten Damm, und Morgans Leute hatten diesen Damm in ein Schlachtfeld verwandelt, indem sie ihn gegenüber dem Eingang mit einem weiteren ihrer schweren Wagen blockiert hatten, auf den zwei drehbare Kanonen montiert waren.
    Als die Kanone den Schuss auf die Tür der Admiralität abgegeben hatte, war sofort eine Patrouille aus der Festung aufgebrochen, um festzustellen, was dort los war. Die Soldaten waren nur bis zum Damm gekommen, dann hatten Morgans Leute, als französische Infanteriesoldaten verkleidet, das Feuer eröffnet, mit tödlicher Wirkung. Vier Soldaten waren getötet worden, sechs verwundet, und die Truppe war ohnehin nicht sehr groß gewesen.
    »Wir kamen nicht ran an die Schweine«, sagte Burden. »Und sie brauchten nichts weiter zu tun, als uns gefangen zu halten. Und durch den Burggraben kamen wir auch nicht raus. Den Hintereingang bewachten sie ebenfalls.«
    »Und der Materialhof der Navy, ist dort kein Militär?«
    Burden schüttelte den Kopf. Der Hof lag neben der Festung. Für eine Admiralität war er klein, und seine Hauptaufgabe bestand darin, die Schiffe mit Nahrungsmitteln und Bier und Ballast zu versorgen. Er war von hohen Mauern umgeben und hatte nur drei Eingänge, also war es ein Leichtes gewesen, ihn abzuriegeln. Und es war ohnehin kein Militär dort, bis auf zwei Wachen an den Toren.
    Als seine Wagenbesatzungen die Stadt praktisch unter Kontrolle hatten, hatten Morgan und seine Leute das Gold direkt hinunter zum Strand gefahren, wo sein Schiff wartete. Mit einer Flotte kleiner Boote hatten sie die Kisten mit den Goldbarren vom Strand hinaus zum Schiff befördert.
    »Es hatte die Flagge gehisst«, sagte Burden bedrückt. »In der Dunkelheit dachten wir, es sei eins von uns.«
    Mit dem Gold an Bord hatte das Schiff den Anker gelichtet. Morgans Mannschaft war in der Nacht verschwunden. Sie ließen einen leeren Tresorraum und eine Stadt im Schockzustand zurück.
    Burden berichtete, dass das alles vor rund zwei Stunden passiert sei.
    Morgan hatte das Militär blamiert. Und er hatte es mit einer Präzision gemacht, auf die das Militär stolz gewesen wäre. Selbst bis hin zu der Tatsache, dass sie den Überfall nachts ausgeführt hatten, damit die Telegrafenstation in Deal die nächste Station nicht darüber benachrichtigen konnte, dass die Admiralität angegriffen worden war.
    Nun war für Hawkwood der Moment gekommen, wo er die Verzweiflung des Leutnant Burden noch verschlimmern musste.
    Es waren keine Franzosen, eröffnete er ihm, und der Mann schien vor ihren Augen um hundert Jahre zu altern.
    Hawkwood und Lasseur ließen den völlig geknickten Leutnant in seinem leeren Tresorraum zurück, wo er darüber nachdenken konnte, was von seiner Karriere noch übrig war, und gingen zurück, um sich mit Jago und Micah zu treffen.
    »Vielleicht erschießt er sich«, sagte Lasseur. »Es wäre der ehrenhafteste Ausweg.«
    »Ich glaube, dass jemand anderes es vielleicht für ihn macht«, sagte Hawkwood.
    Draußen wurden die Leichen auf einen Wagen geladen.
    Jago deutete mit dem Kopf auf die Soldaten, die die umgestürzte Kanone

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