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Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman

Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman

Titel: Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James McGee
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Commander und Leutnant Thynne sich unterhielten. Sie sollten morgen auf die Samson verlegt werden. Das ist jetzt unsere einzige Chance, Sie vom Schiff zu bringen. Wir haben es unserem Kontaktmann auf dem Festland schon signalisiert. Egal was passiert, bleiben Sie ruhig. Millet und Charbonneau gehören zu den Totengräbern. Sie können ihnen vertrauen. Die beiden wissen, was sie machen. Gott mit Ihnen!«
    »Hellard wird wissen, dass Sie uns geholfen haben«, sagte Hawkwood.
    Fouchet zuckte die Schultern. »Was kann er denn schon mit uns machen, das schlimmer wäre als das, was wir hier sowieso schon mitmachen?«
    »Hoffentlich kriegen Sie einen guten Preis für unsere Schlafplätze«, sagte Lasseur.
    »Schon verkauft.« Murat grinste. Er schnippte mit den Fingern und sah die Krankenwärter an. »Macht voran! Wir müssen sie hier rauskriegen.«
    »Er könnte Sie ins schwarze Loch stecken«, sagte Hawkwood.
    Fouchet lachte. »Dann müssten sie Juvert erst rauslassen. Obwohl ich etwas Ruhe und Frieden gut brauchen könnte.«
    »Seien Sie vorsichtig mit Ihren Wünschen«, sagte Hawkwood. Er sah Murat an. »Sind die anderen auch so rausgekommen?«
    Murats Gesicht wurde finster. »Nein.«
    Trotz der Hitze überlief Hawkwood ein kalter Schauer. »Matisse?«
    Murat nickte unglücklich.
    »Wie viele?«
    »Zwei, laut Sarazin. Einer durch die Latrine, der andere …«
    Mein Gott!, dachte Hawkwood.
    »Bei zweien haben wir es aber geschafft«, sagte Fouchet.
    »Wie?«
    Fouchet sah Murat an, der ein schwaches Lächeln zustande brachte und sagte: »Erwarten Sie, dass wir alle unsere kleinen Geheimnisse verraten, Captain?«
    »Wenn Sie sie sehen, dann grüßen Sie sie von uns«, sagte Fouchet. »Leutnant Masson und Captain Bonnefoux.«
    »Mache ich«, sagte Hawkwood.
    Lasseur sah zu Murat hoch. »Ich glaube, ich hatte Sie unterschätzt, Leutnant. Tut mit leid.«
    »Noch sind Sie nicht frei, Captain.«
    Lasseur funkelte den Wärter, der ihn einnähte, warnend an. »Wenn du meine Nase mit festnähst, mache ich Hackfleisch aus dir. Und sorg gefälligst dafür, dass deine Pisse nach Rosenwasser duftet, hörst du!«
    Der Wärter antwortete nicht, aber als er den letzten Faden am Segeltuch verknotete, zitterten seine Hände. Lasseurs blutverschmiertes Gesicht verschwand.
    Das Letzte, was Hawkwood sah, war Fouchets Gesicht, das auf ihn hinabstarrte. Der Mund des Lehrers formte leise die Worte: »Vive la France!«
    Nicht unbedingt das, was ich bei meiner Beerdigung hören möchte , dachte Hawkwood, als die Nadel den Stoff über seinem Gesicht zum letzten Mal durchstach.
     
    Murat hatte Recht gehabt. Der Gestank im Sack war wirklich überwältigend. Der Geruch nach Urin stieg ihm in die Nase, während der metallene Geschmack von Blut den Rachen reizte. Er wollte gar nicht daran denken, mit welchen anderen Körperflüssigkeiten der Sack noch in Berührung gekommen war. Am besten, man blendete diesen Gedanken einfach aus. Er vermutete, dass es Lasseur ebenso erging. Auf irgendeine perverse Art hoffte er es sogar.
    Plötzlich veränderte sich der Griff unter seinen Schultern und seine Beine zeigten nach unten. Er wurde die Treppe hinaufgetragen. Nun ja, wenigstens mit dem Kopf voran, dachte er.
    Es war ein merkwürdiges Gefühl, getragen zu werden und dabei nichts zu sehen. Unter Deck war es zu finster, um durch das Segeltuch hindurch etwas zu erkennen außer ganz schwache Unterschiede in den Schatten, die sich um ihn bewegten, aber seine anderen Sinne fingen bereits an, dies zu kompensieren. Jeder Schritt, jedes Ächzen im Holz, jedes Poltern, jede Äußerung, sei es Rufen oder Flüstern, klang ganz anders. Als er in den Leichensack geschlüpft war, war sein erster Gedanke gewesen, seinen Körper so weit wie möglich zu entspannen, um das Gewicht eines Toten zu simulieren. Doch jetzt, wo alle seine Sinne angespannt waren, gab es in seinem Körper keinen Muskel, keine Sehne und keinen Nerv, der nicht bis zum Äußersten angespannt war. Alles wurde beherrscht von der Furcht, entdeckt zu werden. Als er Charbonneau leise murmeln hörte: »Jetzt kommen wir an Deck«, bekam er schweißnasse Hände.
    Der Übergang von der Dunkelheit zum Tageslicht war sofort erkennbar. Hawkwood konnte zwar nach wie vor nichts sehen, aber allein die Tatsache, dass es draußen, außerhalb des Segeltuchs hell war, machte die Enge des Sackes erträglicher.
    Seine Gedanken wanderten zurück zu dem Tag, als er und Lasseur die erste Fahrt des Leichenbootes beobachtet

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