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Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman

Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman

Titel: Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James McGee
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fort, die restlichen Säcke zuzunähen.
    Hawkwood sah zu und fragte sich, wie oft der Arzt diese Arbeit wohl schon gemacht hatte.
    Als das siebente oder achte Bündel nach oben gehievt wurde, passierte das Malheur. Es krachte, dann folgte ein erschreckter Schrei, gefolgt von einem lauten Poltern und einer wahren Flut von Flüchen, als der Mann am Kopfende des Leichensacks auf der Treppe ausrutschte und losließ. Während Mann und Leiche die Treppe hinunterrutschten und mit den beiden kollidierten, die hinter ihnen gingen, rutschte auch der zweite Leichensack seinen Trägern aus den Händen. In wenigen Sekunden war die Treppe ein einziges Durcheinander von rutschenden Körpern, teils tot, teils lebendig.
    Aufgeschreckt von dem Lärm drehten sich beide Wachen um. Man hörte wüste Beschimpfungen darüber, welcher Idiot denn hier nicht aufgepasst hatte, und schließlich beschlossen die Milizionäre, auf der Treppe wieder Ordnung zu schaffen.
    Sowie die Wachen durch diese Aufgabe abgelenkt waren, ergriff Fouchet Lasseurs Ärmel. »Kommen Sie schnell mit«, zischte er. »Lassen Sie Ihre Rucksäcke hier.« Er griff nach oben und löschte die Laterne aus, die über ihnen hing.
    Instinktiv blickte Hawkwood auf das Durcheinander. Eine weitere Laterne wurde gelöscht, aber es war noch hell genug, um zwei Männer zu erkennen – beides Gefangene -, die eilig zwischen den Pritschen auf sie zukamen; es waren Millet und Charbonneau. Jeder von ihnen trug einen Toten über der Schulter.
    Hawkwood stand auf. »Los geht’s, kommen Sie«, sagte er zu Lasseur und griff nach seiner Jacke.
    Lasseur sah an Hawkwood vorbei nach achtern, wo ein dritter Mann beim Niedergang stand. Es war Murat, der ihnen signalisierte, sich zu beeilen.
    Die Wachen waren noch immer mit den anderen beschäftigt.
    Lasseur sprang auf. Gebückt duckte er sich zwischen den Deckenbalken hindurch und fast stolpernd vor Eile folgte er Hawkwood und Fouchet nach achtern in die Kammer.
    Hawkwood wusste, so sicher wie zwei mal zwei vier ist, dass die Wachen sich gleich wieder umdrehen würden. Er war noch immer mit diesem Gedanken beschäftigt, als er geduckt an der Luke vorbeihuschte und erleichtert feststellte, dass er es geschafft hatte. Er drehte sich um und sah, wie Millet und Charbonneau die Toten auf die leeren Pritschen legten und sorgfältig zudeckten. Dann schob Murat sie dorthin, wo die beiden halbfertigen, blutverschmierten Kokons aus Segeltuch nebeneinander auf dem Boden lagen.
    Er deutete darauf. »Kriechen Sie rein. Hände auf dem Bauch falten. Und ganz still liegen. Schnell!«
    Blitzschnell folgen Hawkwood und Lasseur seinen Anweisungen. Sowie ihre Füße das Ende der Säcke berührten, zogen die Wärter die beiden Seiten des Segeltuchs über ihnen zusammen, so fest, dass ihre Körper nicht verrutschten, aber gerade noch lose genug, dass sie trotzdem ihre Glieder bewegen konnten.
    Murat nickte, und die Wärter griffen zu den Nadeln.
    »Moment noch, weg da!« Der Arzt schob Murat und die Wärter zur Seite. Einen Holznapf in der Hand, beugte er sich über Hawkwood. »Machen Sie den Mund zu.«
    »Schnell!«, zischte Fouchet, der an der Luke stand. »Wir haben nicht viel Zeit.«
    Hawkwood machte seinen Mund fest zu. Seine Augen wurden groß, als der Arzt einen blutigen Lappen aus dem Napf nahm, den er über Hawkwoods Mund, Kinn und Wangen ausdrückte. Dann wiederholte er den Vorgang mit Lasseur.
    »Es würde einer näheren Inspektion nicht standhalten, aber es ist das Beste, was ich unter den Umständen tun kann.« Der Arzt erschrak, als zwei Schatten hinter Fouchet erschienen. Mit Erleichterung stellte er fest, dass es Millet und Charbonneau waren.
    »Alles fertig«, sagte Millet.
    Murat spähte durch die Luke. »Gut, die Aufregung hat sich gelegt. Macht euch bereit, die restlichen Leichen raus zu bringen.« Er nickte den beiden Wärtern zu. »Näht sie ein.« Er machte eine Pause. »Und vergesst nicht, hinterher drauf zu pinkeln.«
    Er sah hinab zu Hawkwood und Lasseur, die schockiert aussahen. »Na, hätten Sie Lust, einen Sack aufzumachen, der ganz blutig ist und nach Pisse stinkt? Nee, ich auch nicht. Und vergessen Sie nicht, Sie sind jetzt tot. Kein Mucks. Es wir Ihnen vorkommen wie eine Ewigkeit. Der Gestank wird schrecklich sein. Versuchen Sie, flach zu atmen. Tut mir leid, dass wir keine Zeit hatten, Sie rechtzeitig zu warnen. Wir hatten gehört, dass Ihre Verlegung genehmigt war. Wir dachten, wir hätten noch einen Tag, aber ich hörte, wie der

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