Das Hohelied des Todes
sich so als Anlageberater?«
»Äh, nicht schlecht. Jedenfalls liegt er mir nicht auf der Tasche. Er hat sich einen Porsche gekauft und eine Eigentumswohnung am Jachthafen. Der Junge hat den richtigen Riecher für Geschäfte.«
»Warum investieren Sie nicht bei ihm? Ihr Laden könnte mal wieder eine Renovierung vertragen.«
»Natürlich habe ich ein paar Dollar in seine Projekte gesteckt«, sagte Pode vorsichtig.
»Erzählen Sie mir etwas über die Gräfin.«
»Was? Über wen?«
»Über die Gräfin. Es heißt, daß Sie sie kennen.«
»Von wem haben Sie denn den Quatsch? Sagen Sie mal, was wollen Sie eigentlich von mir? Wenn das hier ein Verhör sein soll, verständige ich lieber meinen …«
»Wo arbeitet Dustin?«
Pode lächelte säuerlich. »Jetzt weiß ich, was Sie vorhaben. Sie wollen mich durcheinanderbringen.«
»Wo arbeitet er?«
»In Century City, in einem Hochhauskomplex an der Avenue of the Stars. Wollen Sie auch ein paar Kröten investieren, Sergeant?«
»Diesen Johnson«, sagte Decker. »Wie gut kennen Sie ihn?«
»Ich kenne ihn überhaupt nicht. Ich habe bloß läuten hören, daß er auf Frischfleisch spezialisiert ist.«
»Und wo haben Sie das läuten hören?«
»Kann ich nicht sagen.« Pode zuckte mit den Schultern. »Ist schon eine ganze Weile her. Mein Gedächtnis ist auch nicht mehr das, was es einmal war.«
»Ich schätze, daß wir es mit ein paar wohlplatzierten Fußtritten wieder auf Vordermann bringen könnten. Was meinen Sie?«
»Wollen Sie mir mit Mißhandlungen drohen, Sergeant?«
»Ich? Wo denken Sie hin! Aber ich könnte natürlich auch das Gerücht in Umlauf setzen, daß Sie als Spitzel für mich arbeiten. Was meinen Sie, wie es Ihnen dann ergeht?«
Podes dickes Gesicht wurde aschfahl.
»Haben Sie mir etwas zu sagen, Pode?«
»Nein«, sagte er leise.
»Wie Sie wollen. Vielen Dank, daß Sie sich soviel Zeit für mich genommen haben.« Decker lächelte. »Sie können die Bilder behalten. Ich habe Abzüge davon. Und soll ich Ihnen noch etwas verraten? Ich glaube, daß Sie ebenfalls Abzüge haben.« Er machte eine Pause, dann sagte er: »Nur zu Ihrer Information – die kleine Lady mit den Vampirzähnen und der Soße im Gesicht – das ist die Gräfin.«
»Kann’s losgehen?« fragte Marge. »Also dann. Pode ist Witwer. Seine Frau ist tot, sie ist vor etwa fünfzehn Jahren bei einem Brand ums Leben gekommen.«
Deckers Augen weiteten sich.
»Die Feuerwehr mußte damals häufig zum Haus der Podes ausrücken«, fuhr Marge fort. »Anscheinend hat Cecils Frau – Ida hieß sie – getrunken und oft im Bett geraucht. Wenn sie es mal wieder in Brand gesteckt hatte, ist ihr meistens nicht viel passiert. Sie hatte höchstens eine leichte Rauchvergiftung und einen starken Sonnenbrand. Einmal wurde sie von der Feuerwehr bewußtlos aufgefunden und mußte wiederbelebt werden. Das letzte Mal war sie allerdings total verkohlt und konnte nur noch anhand ihrer Zähne identifiziert werden. Kommt dir das auch so bekannt vor?«
»Wurde wegen Brandstiftung ermittelt?«
»Ja. Aber es gab keine Anzeichen dafür. Ihre Lebensversicherung war auch nicht so interessant. Eine Police über zehntausend Dollar, der trauernde Ehemann als einziger Begünstigter. Pode wurde anstandslos ausbezahlt.«
»Ist bei dem Brand sonst noch jemand umgekommen?«
»Nein.«
Sie schwiegen eine Weile.
»Wir wollen keine voreiligen Schlüsse ziehen«, sagte Marge schließlich. »Nur weil Lindsey auch verbrannt worden ist, muß das noch lange nicht heißen, daß Pode unser Mann ist.«
»Das ist mir klar.«
Marge sagte: »Aber ein komischer Zufall ist es doch.«
Decker sagte: »Ich halte nicht viel von Zufällen.«
Bis auf Jack Cohens schweinische Witze war das eine Jahr, das Decker als Anwalt für seinen Exschwiegervater gearbeitet hatte, die reinste Zeitverschwendung gewesen. Anwälte erzählten noch dreckigere Witze als Polizisten, und besser als Jack Cohen konnte sie keiner erzählen. Obwohl die Ehe zwischen Decker und Jan in die Brüche gegangen war, hatten Jack und er es irgendwie geschafft, Freunde zu bleiben. Jetzt rief Decker ihn an und erklärte ihm die Situation. Cohen hatte nichts dagegen einzuwenden, daß Decker seinen Namen als Tarnung benutzte. Kaum war dieser Punkt jedoch geklärt, fing er an, Decker über seine neue, junge Freundin auszuhorchen. Decker fluchte innerlich. Cindy war ein liebes Kind, aber Diskretion war nicht ihre starke Seite. Er druckste herum, umging die persönlichen
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