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Das Hohelied des Todes

Das Hohelied des Todes

Titel: Das Hohelied des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Fragen, so gut es ging, und beendete das Gespräch mit dem vagen Versprechen, in der nächsten Zeit einmal mit Rina zu Jack ins Büro zu kommen. Jack klang hoch erfreut, womit sich Deckers lang gehegte Vermutung bestätigte: Jans alter Herr war ein unverbesserlicher Lustmolch.
     
    Decker wußte aus Erfahrung, daß es bei einem Discount Broker nicht auf das teure Image ankam, und Executive First machte in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Die Geschäftsräume waren nur mit dem Allernötigsten ausgestattet: vier Wände, zwei Metallschreibtische, ein paar Klappstühle und eine ziemlich mitgenommen aussehende Wasserstoffblondine mit einem Stretch-Oberteil, das an den falschen Stellen nachgab. Wer ein geldiges Ambiente erwartete, wandte sich gleich an ein Full-Service Brokerage House. Imposante Schreibtische, High-tech-Ausrüstungen und knackige, vollbusige Sekretärinnen kosteten Geld, und diese Nebenkosten wurden in Form von höheren Maklergebühren an die Kunden weitergegeben.
    Die Blondine nahm gerade an einem der Schreibtische ein Telefongespräch entgegen. Mit einer Handbewegung bot sie Decker einen Klappstuhl an, während sie mit weicher, melodiöser Stimme in den Hörer sprach. Sie ließ den Anrufer warten.
    »Harry?« rief sie. »Ach, Haaaarry!«
    An Decker gewandt sagte sie: »Ist bestimmt mal eben für kleine Jungen.« Sie drückte einen Knopf herunter, notierte sich Namen und Adresse des Anrufers und legte auf. Schon leuchtete das nächste Lämpchen auf. Sie überlegte kurz, ob sie das Gespräch annehmen sollte, aber dann kümmerte sie sich doch lieber erst einmal um Decker.
    »Sie möchten zu Harry?« fragte sie.
    »Eigentlich hätte ich gern mit Dustin Pode gesprochen.«
    »Dustin ist nicht da, und ich weiß auch nicht genau, wann er … Ah, da kommt Harry.«
    Harry hieß mit vollem Namen Harrison Smithson. Er war Mitte Fünfzig, hatte dichte, weiße Haare und blaßblaue, rot geränderte Augen. Die Ärmel seines weißen Hemdes hatte er bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt, und er trug eine marineblaue Gabardinehose, die schon bessere Zeiten gesehen hatte. Er setzte sich an den zweiten Schreibtisch.
    »Nehmen Sie Platz«, sagte er zu Decker.
    Sein Telefon klingelte. Smithson hob ab, begrüßte den Anrufer und fing an, in den vor ihm liegenden Papieren zu wühlen.
    »Ich habe die Auftragsbestätigung hier vor mir, Mr. Amati. Ja, den Scheck habe ich ebenfalls, aber ich halte ihn noch zurück, weil der Abwicklungstermin noch nicht bestätigt worden ist … Ja, nächste Woche bestimmt … Sollte die Emission nicht zustande kommen, erfahren Sie es als erster. Ja, ja, danke.«
    Er sah Decker an.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich interessiere mich für Anlagemöglichkeiten, die spekulativer Natur sind, dafür aber im Endeffekt höhere Erträge einbringen. Ein Bekannter hat mir Dustin Pode empfohlen. Ich dachte mir, ich komme mal vorbei und mache mir persönlich ein Bild von ihm.«
    »An welche von Mr. Podes Anlageformen hatten Sie dabei konkret gedacht?« fragte Smithson sachlich.
    »Was für Börsenprospekte haben Sie denn anzubieten?« fragte Decker zurück. Das Jahr, das er bei Jack Cohen mit der Bearbeitung von Testamenten und Treuhandvermögen zugebracht hatte, machte sich also doch noch bezahlt. Wenigstens beherrschte er den richtigen Jargon.
    »Nun, ich weiß nicht, ob Mr. Pode überhaupt Börsenprospekte aufliegen hat.«
    »Was hat er denn beim Börsenaufsichtsamt angemeldet?«
    Smithson zögerte. »Nun, es sind nicht direkt öffentliche Angebote.«
    Das Telefon klingelte erneut. Die Sekretärin hob ab.
    »Grunz ist am Apparat, Harry.«
    »Er soll eine Nachricht hinterlassen«, sagte Smithson müde. Er wandte sich wieder Decker zu. »Es wäre gewiß besser, wenn Mr. Pode sich direkt mit Ihnen in Verbindung setzen würde, Mr ….«
    »Cohen«, sagte Decker. »Jack Cohen.« Er gab Smithson eine Visitenkarte seines Exschwiegervaters.
    Smithson warf einen kurzen Blick darauf.
    »Gut, Mr. Cohen. Mr. Pode wird sich bei Ihnen melden.«
    Decker wollte schon aufstehen, als ihm noch etwas einfiel.
    »Ich habe von meinem Bekannten gehört, daß Mr. Pode gute Erfahrungen mit beschränkten Beteiligungen an Filmproduktionen gemacht hat. Ist er auf diesem Gebiet immer noch tätig?«
    »Ja«, antwortete Smithson. »Gelegentlich. Aber mein Sohn Cameron und er konzentrieren sich auch auf Immobilienfonds, die meiner Meinung nach eine wirklich große Zukunft haben. Das sind natürlich reine Spekulationsgeschäfte,

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