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Das Hohelied des Todes

Das Hohelied des Todes

Titel: Das Hohelied des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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und verpaßte dem Zuhälter einen trockenen, harten Schlag in den Solarplexus. Johnson klappte zusammen wie eine weiche Lakritzstange und begann zu japsen. Er hatte Tränen in den Augen. Seine beiden Pferdchen starrten Decker an, die eine feindselig, die andere bewundernd.
    »Ach, Gottchen«, sagte Decker, während er ihm wieder auf die Beine half. »Es tut mir so leid. Ich muß irgendwie das Gleichgewicht verloren haben. Ach, Gott.« Er klopfte dem Zuhälter die Jacke ab. »Tut mir wirklich leid.«
    Johnson stierte ihn bitterböse an.
    »Ich suche Wilmington Johnson«, sagte Decker lächelnd.
    »Und wer, zum Teufel, sind Sie?« knurrte Johnson.
    Decker zeigte ihm seine Marke.
    »Polizei.«
    Johnson knurrte etwas in sich hinein. Er setzte seine Brille auf, sah sich erst die Marke und dann Decker an. »Tatsache, das Gesetz. Was wollen Sie?« Er wollte sich die Brille wieder abnehmen, aber Decker hielt seinen Arm fest und zeigte ihm das Bild von der Gräfin.
    »Ja«, nickte Johnson. »Das Miststück kenn ich.«
    »War sie eine von Ihren Pferdchen?«
    Johnson lachte und entblößte dabei sein Pferdegebiß.
    »Fehlanzeige. Solche Ratten kommen mir nicht in den Stall. Probieren Sie es mal bei Clementine.«
    »Wo kann man den finden?«
    »Mal hier, mal da.«
    Decker blitzte ihn wütend an.
    »Und wo genau ist das?«
    »Auf dem Strip, am Boulevard, in den Hinterhöfen«, sagte Johnson. »Fangen Sie ihn doch, wenn Sie können.«
    »Was wissen Sie über die Gräfin?«
    »Ein übles Luder. Eine von der ganz gefährlichen Sorte.«
    »Kennen Sie die?« Decker zeigte ihm Lindseys Foto.
    Johnson sah es sich gründlich an.
    »Niedlich«, nickte er. »Von so einem Küken könnte man sich jede Menge goldene Eier legen lassen. Aber leider ist mir das Engelchen noch nie über den Weg gelaufen.«
    »Verkaufen Sie Fotos von jungen Mädchen, Johnson?«
    Der Zuhälter lachte.
    »Ich hör’ wohl nicht recht.«
    »Bilder von den Mädchen mit ihren Freiern?«
    »Scheiße, nein. Was hätte ich denn davon? Ich bin doch nicht geldgierig.«
    »Da habe ich aber etwas anderes gehört.«
    »Von wem?«
    »Cecil Pode.«
    Johnson ließ eine Lachsalve los.
    »Der gute Cecil. Was macht der alte Fettwanst?«
    »Was wissen Sie über Pode?«
    »Er ist ein Arschloch. Hat mir ein paar Scheinchen zugesteckt, dafür, daß ich ihn meine Mädels nackt knipsen lasse. Irgendwann hatte ich dann die Schnauze voll von ihm. Er wollte mir meine Goldstücke ausspannen. Aber meine Pferdchen sind mir treu. Ich hab ihn zum Teufel gejagt. Muß so vor zwei Jahren gewesen sein.«
    Decker steckte sein Notizbuch weg.
    »Bleiben Sie in der Nähe«, sagte Decker. »Vielleicht brauche ich Sie noch.«
    »He, Mr. Policeman, wohin soll ich denn flitzen? Ich habe doch mein ganzes Inventar hier.« Der Zuhälter kniff die Augen zusammen und warf einen Blick auf seine Mädchen. »Interessiert?«
    Ob Decker ihm mit einem festen Klaps oder einem leichten Schlag ins Gesicht antwortete, war nicht zu unterscheiden.
    »Nein.«
     
    Der Polizist, der ins Verhörzimmer kam, war noch ein halbes Kind.
    »Sind Sie in dieser Gegend hier die Sitte?« fragte Decker.
    »Genau.«
    Der Beamte hieß Beauchamps und sah aus wie ein typischer, kalifornischer Surfsonnyboy. Er hatte sonnengebleichte Haare, Filmstaraugen und war so braun gebrannt, daß man als Rothaariger nur neidisch sein konnte. Decker fühlte sich müde und alt. Er war sauer. Der Junge grinste ihn unbekümmert an.
    »Willkommen auf dem Hollywood Revier. Möchten Sie vielleicht einen Kaffee?«
    »Danke, nein«, sagte Decker.
    »Seit wann sind Sie denn schon auf Schicht?«
    »Als ich angefangen habe, hatte ich noch keinen Schnurrbart.«
    Beauchamps lachte, dann sagte er: »Ich habe Sie doch schon mal irgendwo gesehen.«
    »Ich war letzten Sonntag hier und habe mich nach einer Ausreißerin erkundigt.«
    »Ja, richtig. Sie haben mit Martell geredet.«
    »Stimmt«, sagte Decker. »Seitdem hat sich einiges getan. Jetzt bin ich hinter einer Perversen her, die unter dem Namen Gräfin Dracula bekannt ist.« Er zeigte Beauchamps das Bild.
    »Die hab’ ich noch nie gesehen«, sagte der Mann von der Sitte.
    »Aber ich lasse das Foto rumgehen.«
    »Und wie sieht es mit einem Zuhälter aus, der Clementine heißt?«
    »Den kenn’ ich.«
    »Wo kann man ihn finden?«
    »Überall und nirgends. Sein bestes Pferd wohnt in einem knallrosa Haus in der Genesee, gleich beim Hollywood Boulevard. Ihr Name paßt zum Haus – sie nennt sich Pinky Lovebite.«
    Decker

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