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Das Hohelied des Todes

Das Hohelied des Todes

Titel: Das Hohelied des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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von Hollywood genau deshalb ausgesucht hatte. Sie wollte von ihren Kolleginnen nicht mit einem Bullen zusammen gesehen werden. Aber wenn das ihr Hintergedanke gewesen war, konnte es mit ihrer Klugheit nicht weit her sein, denn das Restaurant war nach allen Seiten offen und vom Boulevard aus gut einzusehen.
    Kiki schaufelte sich durch einen Berg aus Hot Dog, Chili und chinesischem Gemüse, von dem ein unbeschreiblicher Geruch aufstieg. Decker setzte sich neben sie an den zerschrammten Tisch. Als er die Ellenbogen aufstützte, merkte er, daß die Platte mit klebrigen, verkrusteten Essensresten beschmiert war. Er hob die Arme hoch und verzog angeekelt das Gesicht.
    »Wollen Sie einen Happen abhaben?« fragte sie.
    »Nein, danke.« Er runzelte die Stirn. »Von dir habe ich schon genug abbekommen.«
    Sie sah ihn verständnislos an, aber dann lachte sie und knuffte ihn in die Schulter – die gesunde.
    »Sie sind mir vielleicht ein Scherzkeks.«
    »Was hast du für mich?« fragte er.
    »Immer mit der Ruhe«, sagte sie mit vollem Mund. »Wozu die Eile?«
    »Ich bin ein vielbeschäftigter Mensch, Kiki. Also, entweder rückst du jetzt raus mit der Sprache …«
    »… oder wir vergessen die ganze Sache. Schon gut, schon gut.« Sie hörte auf zu essen, wischte sich die Hände mit einer Serviette ab und kramte einen kleinen Zettel hervor. »Diese beiden Typen hier sind auf junges Gemüse spezialisiert. Zwei miese Schweine übrigens.«
    Decker sah sich die Namen an: Wilmington Johnson, Clementine.
    »Hat Clementine auch einen Nachnamen?« fragte er.
    »Der heißt bloß Clementine.« Sie leckte sich die Finger ab. »So wie in Oh my darlin’.«
    »Schwarze? Weiße?«
    »Beides Neger. Clementine soll angeblich ziemlich hellhäutig sein. Ich hab’ ihn noch nie gesehen.«
    Sie griff nach ihrer Gabel und aß weiter. »Holen Sie mir eine Cola?«
    Er gab ihr einen Zwanziger. »Hol dir selber eine.«
    »Sie sind echt ein spendabler Kunde, Decker.« Sie schmollte, aber gleich darauf lächelte sie wieder. »Dann habe ich Ihnen also tatsächlich weitergeholfen, hm?«
    »Ein bißchen schon. Woher hast du die Namen?«
    »Ist doch egal. Haben Sie Pode schon auf den Zahn gefühlt?«
    »Nein. Erzähl mir was über ihn.«
    »Was ich weiß, habe ich Ihnen gesagt«, antwortete sie. »Ich weiß bloß, daß er nebenher Bumsfotos von Jugendlichen macht – von Jungen und Mädchen. Hier draußen schwirren jede Menge Lämmergeier rum.«
    Decker holte das Foto der zweiten Toten heraus.
    »Hast du die schon mal gesehen, Kiki?«
    Die Kleine riß die Augen auf.
    »Kann man wohl sagen.«
    Jetzt hatte Decker allen Grund zum Lachen.
    »Wer ist sie?«
    »Gräfin Dracula. So heißt sie wegen ihren Zähnen. Die ist total irre, Decker, echt übergeschnappt.«
    »Laß hören.«
    »Eigentlich weiß ich nicht viel. Nur Klatsch und Tratsch. Es heißt, daß man ihr besser nicht zu nahe kommt. Ich habe schon ewig nichts mehr von ihr gehört.«
    »Weil sie tot ist, Kiki. Vor der brauchst du keine Angst mehr zu haben. Los, was weißt du?«
    »Tot?«
    »Ja.«
    »Hat das was mit der anderen zu tun, nach der Sie sich erkundigt haben?«
    »Was weißt du über die Gräfin?«
    Kiki seufzte.
    »Mann, ich hab’ vielleicht Durst. Und Hunger. Ich weiß nicht, ob die hier einen Zwanziger wechseln können.«
    »Was willst du?«
    »Einmal die Nummer sechs mit reichlich Käse und Knoblauch. Und eine große Cola.«
    Decker stand auf und holte ihr das Essen. Es roch widerwärtig. Sie biß in den Hot Dog, kaute, wischte sich den Mund ab und trank einen Schluck Cola.
    »Was soll ich Ihnen sagen? Sie ist eine Perverse. Beziehungsweise sie war eine Perverse. Sie ist doch wirklich tot, ja?«
    Höchstwahrscheinlich, dachte er.
    »Ja«, sagte er.
    »Clementine soll sie schon gekannt haben, bevor sie richtig durchgedreht ist. Der könnt’ Ihnen bestimmt’ne Menge über sie erzählen.«
    »Du weichst mir aus«, sagte er.
    »Decker, ich weiß wirklich nichts Genaues. Nur, daß sie richtig gefährlich war und irre Sachen gemacht hat. Das erzählt man sich wenigstens.«
    »Was für irre Sachen?«
    »Irre Sachen eben.«
    »Zum Beispiel?«
    Das Mädchen rutschte ganz nah an ihn heran. Ihr Atem stank.
    »Sie soll arme Schweine in die Falle gelockt haben. Illegale zum Beispiel, denen sie gedroht hat, sie bei der Einwanderungsbehörde zu verpfeifen. Und die hat sie dann zu den perversesten Sachen gezwungen – daß sie mit Hunden vögeln oder tote Ratten essen. Sie soll auch Tiere aufgeschlitzt und

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