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Das Hohelied des Todes

Das Hohelied des Todes

Titel: Das Hohelied des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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ihr Blut getrunken haben.«
    Ein richtiges Herzchen, dachte er. Aber wie kam dabei Lindsey ins Spiel?
    Kiki rückte von ihm ab, sie schwitzte.
    »Ich rede zu viel.«
    »Was noch?«
    »Mehr weiß ich nicht.«
    »Und sie hat für Clementine angeschafft?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht hatten sie auch was miteinander.«
    »Hat er sie bei diesen Orgien fotografiert?«
    »Scheiße, ich weiß es nicht.«
    »Nehmen wir mal an, ich bin ein Perverso«, sagte er. »Wie komme ich an perverse Filme ran?«
    »Keine Ahnung.«
    »Los, raus damit!«
    »Ich weiß es nicht!« Sie schniefte und wischte sich mit dem Handrücken über die Nase. »Ehrlich nicht.«
    »Dann hör dich ein bißchen um, ja?«
    »Nein«, sagte sie schnell. »Ich will mich nicht in die Nesseln setzen.«
    Decker schwieg. Kiki biß sich auf die Lippe.
    »Was springt für mich dabei raus?« fragte sie.
    »Wenn du mir Fotos oder Filme besorgst, auf denen die Gräfin und Lindsey Bates zusammen drauf sind, springt für dich mehr dabei raus als Geld. Dann hole ich dich von der Straße, Kiki. Ich bringe dich im besten Heim der Stadt unter und kümmere mich darum, daß du versorgt wirst, bis du volljährig bist. Wenn du auf Drogen bist, verschaffe ich dir einen Platz im teuersten Rehabilitationsprogramm. Kein kalter Entzug, sondern sanfte Therapie. Ich bin beim Jugenddezernat, mir schulden viele Leute einen Gefallen, und ich weiß, wie man die richtigen Fäden zieht.«
    »Und wenn ich nichts rauskriege, bleibe ich auf der Straße und gehe weiter anschaffen. So haben Sie es sich doch wohl vorgestellt.«
    Decker kaute an seinem Schnurrbart, dann steckte er sich eine Zigarette an.
    »Ich muß als Gegenleistung was anbieten können, wenn ich für dich einen Deal einfädeln will«, sagte er. »Tut mir leid, aber so läuft es nun mal. Wenn ich dich jetzt von der Straße hole, kann es sein, daß ich ein Heim für dich finde, es kann aber auch nicht sein. Aber wenn ich dich erst reinhole, nachdem du mir geholfen hast, kann ich meinen Kollegen sagen: ›Seht her, Jungs, das ist die Kleine, die für mich Kopf und Kragen riskiert hat, und wir müssen uns bei ihr revanchieren, sonst glaubt uns nie mehr ein jugendlicher Informant auch nur ein Wort.‹ Dann hätten wir was in der Hand. Du wärst denen zwar immer noch scheißegal, aber sie würden es trotzdem machen.«
    Sie schlang fest die Arme um sich.
    »Ihr seid mir ein schöner Haufen von Ekeltypen.«
    Decker sagte nichts.
    Er bot ihr eine Marlboro an und gab ihr Feuer.
    »Wenn ich meine Nase in Sachen stecke, die mich nichts angehen, wird früher oder später einer Lunte riechen.«
    Er zog an der Zigarette und tätschelte ihr die Schulter.
    »Paß auf, du hast deine Regeln, ich hab’ meine Regeln«, sagte er. »Aber das wichtigste ist, daß du am Leben bleibst.«
    Er stand auf. Sie sah so mager aus, und sie hatte Soße am Kinn.
    »Ganz egal, was du rauskriegst, ich sehe zu, daß ich dich irgendwo unterbringe. Aber versprechen kann ich nichts.«
    Sie versuchte, cool zu bleiben, aber ihr Gesicht verzog sich, und sie fing an zu weinen. Er setzte sich wieder, und sie schmiegte sich schluchzend an ihn.
    »So ein Geflenne kriegen Sie bestimmt jeden Tag zu sehen«, schniefte sie.
    »Ist schon vorgekommen.«
    »Ich tue, was ich kann, Decker.«
    »Gut. Aber laß dich deswegen nicht umbringen.« Er machte sich los. »Laß dir Zeit, Kiki. Wenn du zu eifrig bist, kriegt bestimmt einer Wind davon. Bloß nichts überstürzen.«
    Sie nickte und wischte sich mit der schmutzigen Serviette die Tränen ab.
    »Ich muß gehen«, sagte er. »Melde dich, ja?«
    »Ja.«
    Er zauste ihr die Haare und drückte ihr noch einen Fünfer aus seiner eigenen Tasche in die Hand. Kinder, dachte er. Tief drinnen sind sie alle noch Kinder.

12
    Cecil Podes Geschäftsadresse führte Decker zu einem zwei Straßen langen Einkaufszentrum in der Nähe des Venice Boulevard in Culver City. Das Studio lag eingezwängt zwischen einem Schuhgeschäft und einer Pizzabäckerei. Es hatte zwei große Schaufenster, in denen Aufnahmen von künstlich lächelnden Menschen in steifen Posen ausgestellt waren: eine Familie im Sonntagsstaat, eine von hinten angestrahlte Braut, ein Bar-Mizwa-Junge, eine Konfirmandin. Dahinter stand auf einer Staffelei eine Großaufnahme von einem mit Eheringen geschmückten Händepaar, das ineinander verschlungen vor einer Blumendekoration lag.
    Schweinische Fotografien waren keine zu sehen.
    Decker ging hinein. Als er über die Schwelle trat, bimmelte

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