Das Horror-Hirn
Polizisten ist vorhanden. Das kenne ich, John. Wie hättest du dich auch ändern sollen? Ich bin hier schon einige Male gelaufen, und du kannst dich selbst davon überzeugen, dass mir nichts passiert ist. Ich bin noch okay, John. Schau mich an. Alles ist in bester Sahne.«
Das nahm ich wörtlich und ließ meinen Blick von Glenda’s Kopf bis zu den Füßen gleiten. »Kann man mit Fug und Recht behaupten. Bei dir ist wirklich alles in Butter.«
Sie schüttelte gespielt ärgerlich den Kopf. »Was hast du nur wieder für Gedanken?«
»Die richtigen.«
»Ja«, sie lachte auf. »Männer! Klar, die denken so was. Die denken nur immer an das eine.«
»Genau. Und zwar: Wo bekomme ich das nächste Bier? Ich habe nämlich großen Durst.«
»In meiner Tasche habe ich genug zu trinken.«
»Aber kein Bier«, nörgelte ich.
»Das tut auch nach dem Laufen nicht gut. Und jetzt stell dich nicht so an. Auf geht’s.«
»Ich bin dabei.«
Es wäre auch für mich besser gewesen, hätte ich ein wenig Gymnastik gemacht. So hatte ich mich zwar einigermaßen erholt, aber der kalte Schweiß bedeckte meinen Körper, und bei diesem Wind hatte ich sogar das Gefühl, etwas zu frieren.
Ich ließ Glenda vorlaufen. Ich blieb immer drei bis vier Schritte zurück. Ich wollte ihr damit auch das Gefühl geben, besser zu sein als ich. Zugleich wunderte ich mich über ihre Kondition. Ich hätte nicht gedacht, dass sie so locker durchhalten würde. Anzeichen von Erschöpfung sah ich bei ihr nicht. Sie lachte manchmal sogar auf, und die dunkle Haarflut wippte bei jedem Schritt.
Ich ließ mich dennoch etwas weiter zurückfallen. Nicht, weil ich das Tempo nicht beibehalten konnte, es ging mir um etwas anderes. Dieser komische Reflex hatte irgendwie Misstrauen in mir hochkeimen lassen.
Es konnte alles ganz harmlos sein. Ein Zufall oder so. Musste es aber nicht, denn je mehr sich die Menschen in ihre Wohnungen zurückzogen, umso stärker hatten sie sich auch zu Spannern entwickelt, die schauen wollten, was die anderen taten. Da standen sie dann mit Ferngläsern bewaffnet in ihren Käfigen und spähten durch die Fenster der Nachbarn in die fremden Wohnungen. In New York war dieses Spannen beinahe schon zu einem Volkssport geworden. Zudem gab es genügend Menschen, die es genossen, beobachtet zu werden.
Ich entdeckte nichts mehr. Die Umgebung war einfach zu dicht. Es gab keinen Wald, aber manche Büsche wuchsen schon so hoch wie Bäume, so dass ich kaum darüber hinwegschauen konnte. Wenn sich mal Lücken auftaten, dann sah ich einfach nur die Landschaft hier und keine Menschen, die sich in der Nähe aufhielten.
Möglicherweise machte ich mir auch zu viele Sorgen. So konzentrierte ich mich wieder auf das Laufen. Ich merkte schon, dass ich jetzt Kondition benötigte, um gut mithalten zu können. Mein innerer Motor war dabei richtig auf Touren gekommen, doch den Turbo einzuschalten und mich somit völlig zu verausgaben, daran dachte ich nicht.
Locker lief ich weiter. Auf einem Boden, der wunderbar weich war. Das Laub vom letzten Jahr hatte den Teppich gebildet. Zusammen mit dem Gras kam die Unterlage den menschlichen Sehnen und Füßen sehr entgegen.
Glenda drehte sich manchmal während des Laufens kurz um. Sie schaute mich an, sie lachte dann auf, ich sah ihr gerötetes Gesicht und animierte sie durch Handbewegungen dazu, weiterzulaufen.
»Du hältst dich ja tapfer, John.«
»Was soll ich sonst tun?«
»Stimmt.«
Wir hatten eine andere Strecke gewählt. Sie war nicht mehr so gerade. Um das Startniveau zu erreichen, liefen wir in mehreren Serpentinen wieder dem feuchteren Grund entgegen. Hier gab es auch keinen Pfad mehr. Wir mussten uns schon durch die Natur kämpfen und mehr als einmal Büsche zur Seite schlagen, damit sie nicht gegen unsere Körper peitschten.
Glenda Perkins lief wie eine Maschine, die voll aufgedreht war. Eine wie sie konnte kaum gestoppt werden. Ich hörte gar nicht auf, mich über ihre Kondition zu wundern. Noch jetzt, zum Ende des Laufs hin, sprang sie locker über Hindernisse wie aus der Erde ragende Wurzeln oder kleinere Baumstümpfe hinweg.
Wir hatten wieder die Flusshöhe erreicht. Allmählich kam mir die Umgebung bekannter vor. Ich beschleunigte meine Schritte, holte Glenda ein, die mir nur einen knappen Blick zuwarf und dann noch einmal das Tempo verschärfte.
Es war das Finale.
Und es endete an der Rückseite des Rovers, gegen die Glenda rutschte, sich dann nach vorn beugte und sich mit beiden Händen auf der
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