Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Hotel (German Edition)

Das Hotel (German Edition)

Titel: Das Hotel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Calaverno
Vom Netzwerk:
Veronika, den Anlasser zu betätigen. Nichts rührte sich. Nicht einmal ein leises Röcheln.
    «Hm, ich fürchte, da bin ich überfordert», gab Lou offen zu. «Es ist besser, wenn wir ihn gleich zur Werkstatt abschleppen. Ich habe heute nichts vor und könnte Chauffeur für dich spielen. Was hältst du davon?» Er zwinkerte ihr vertraulich zu. «Ich wäre dir dankbar, wenn du mein Angebot annehmen würdest. Hier ergeht es mir sonst noch wie dem Frosch bei Wilhelm Busch!»
    Unwillkürlich sah Veronika vor ihrem inneren Auge Lou, an dessen einem Bein Jenny und am anderen Mascha zog, und musste schallend lachen. «Das geschähe dir recht», meinte sie amüsiert. «Du hättest dich eben beizeiten für eine von den beiden entscheiden sollen. Jetzt sieh zu, wie du damit fertig wirst!»
    «Sei nicht so herzlos, gönn mir eine kurze Erholungspause.» Lou grinste jungenhaft. «Ich konnte doch nicht ahnen, dass sie so ausgehungert sind.»
    «Na gut, dann engagiere ich dich für heute als Fahrer. Aber wir müssen noch kurz in der Werkstatt vorbei und dort Bescheid sagen. Ich kenne den Chef, der kümmert sich dann um alles Weitere.»
    Der Mechaniker, ein älterer Mann mit grauen, kurzgeschorenen Haaren nahm ihre Beschreibung mit Gleichmut auf. «Keine Sorge, das kriegen wir schon wieder hin», brummelte er gutmütig. «Heute Abend läuft er wieder wie geschmiert.» Einer seiner Mundwinkel hob sich zu der Andeutung eines Lächelns. «Genießen Sie Ihren Tag!»
    Auf dem Weg zurück zu Lous Wagen, einem kleinen flotten Flitzer, war Veronika sich der ihr folgenden Blicke nur zu bewusst. Jeder der Männer kannte ihre Geschichte. Vermutlich hielten sie Lou für ihren jugendlichen Liebhaber. Irgendwie schmeichelte ihr das, denn Lou sah heute ganz besonders attraktiv aus. Ob es an dem hellblauen Leinenhemd lag? Oder daran, dass die Jeans so geschickt geschnitten war, dass sie seine schmalen Hüften und den festen, kleinen Hintern nachzeichnete, ohne provozierend eng zu sitzen?
    Vielleicht war es auch die Intensität, mit der die Blicke aus seinen dunklen Augen auf ihr ruhten …
    Während sie in der Bank war, wollte er einen kurzen Stadtbummel machen, wie er sagte. Veronika sah ihm nach, wie er davonschlenderte, die Sonnenbrille lässig auf die Stirn geschoben. Ja, er sah verdammt gut aus. Sie konnte ihre Freundinnen verstehen, die ihre Augen nicht von ihm lassen konnten. So wie Mascha sich heute Morgen benommen hatte, hatte sie ihn wohl etwas näher kennengelernt. Und auch Jenny schien ihr irgendwie verändert. Nicht mehr so spröde und abweisend.
    Veronika wandte sich um und betrat die kühle Schalterhalle mit den Kassen, dem modernen Brunnen in der Mitte und der versteckt gelegenen Treppe in die oberen Stockwerke, wo die wichtigen Verhandlungen stattfanden. Die Empfangsdame an der Rezeption im ersten Stock lächelte sie mit professioneller Höflichkeit an.
    «Lohgerber, ich habe einen Termin», sagte Veronika, leicht nervös, denn das Schreiben, mit dem sie zu einer Besprechung «über bestimmte Aspekte Ihrer finanziellen Situation» gebeten worden war, hatte seltsam vage geklungen.
    «Ja, natürlich. Herr Maier-Hinterfeld hat Sie bereits avisiert», erwiderte die junge Frau in dem unauffälligen dunkelblauen Kostüm, kam eilfertig hinter ihrem Tresen hervor und bat Veronika, ihr zu folgen. «Ich bringe Sie in sein Büro.»
    «Ist Herr Dr.   Schneyder denn krank?», fragte Veronika irritiert, denn sie war davon ausgegangen, dass der ihr unbekannte Maier-Hinterfeld im Auftrag ihres entgegenkommenden Gesprächspartners vom letzten Mal geschrieben hätte.
    «Herr Dr.   Schneyder ist nicht mehr bei uns», antwortete die junge Frau ausweichend.
    In Veronika stieg ein ungutes Gefühl auf, das sich verstärkte, als sie das Büro betraten. Der Mann, der sich erhob, um sie zu begrüßen, war ihr auf Anhieb unsympathisch. Trotz Armani-Anzug und modischer Brille wirkte er eher wie ein schmieriger Buchmacher. Sein aufgesetztes Lächeln und der protzige Siegelring, der ihr auffiel, als er ihr die manikürte Hand entgegenstreckte, trugen wenig dazu bei, ihn in einem besseren Licht erscheinen zu lassen.
    «Frau Lohgerber, wie schön, dass Sie Zeit für mich haben», sagte er und bleckte die unnatürlich weißen Zähne.
    Veronika unterdrückte heroisch den Impuls, sich auf dem Absatz umzudrehen und davonzulaufen. Sei nicht so albern, ermahnte sie sich selbst. Du wirst doch vor diesem kleinen, miesen Bürohengst keine Angst haben! Sein

Weitere Kostenlose Bücher