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Das Hotel (German Edition)

Das Hotel (German Edition)

Titel: Das Hotel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Calaverno
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Händedruck war genauso unangenehm, wie sie es erwartet hatte. Feucht, unbestimmt, irgendwie schwammig.
    «Nehmen Sie doch bitte Platz.» Er wies auf einen niedrigen Polstersessel neben dem Fenster. «Darf ich Ihnen etwas bringen lassen? Einen Kaffee? Ein Mineralwasser?»
    «Danke, nichts», wehrte Veronika ab. «Lassen Sie uns gleich zur Sache kommen. Sie haben angedeutet, dass es Probleme gäbe. Können Sie mir das genauer erklären? Soviel ich weiß, habe ich alle Verbindlichkeiten bei Ihrer Bank fristgerecht bedient.»
    «Äh, ja, das stimmt», sagte er und wartete, bis die Tür sich hinter der jungen Angestellten geschlossen hatte. Dann zog er den zweiten Sessel unmittelbar vor ihren, setzte sich breitbeinig hinein und warf schwungvoll einen grünen Aktendeckel auf den kleinen Tisch neben Veronikas Sessel.
    «Sie führen in dem Haus doch so eine Art Pension», begann er.
    « Wir führen dort eine Pension», berichtigte Veronika ihn kühl.
    «Gut, aber Sie sind die eingetragene Besitzerin, richtig?»
    «Das stimmt», sagte Veronika und fragte sich im Stillen, worauf er hinauswollte.
    «Wie Sie wissen, läuft Ende des Jahres Ihr Abkommen mit der Bank über die Stundung Ihrer Schulden aus. Können Sie schon beurteilen, ob Sie Ihre Verbindlichkeiten bei uns dann begleichen können?»
    Veronika saß wie erstarrt da. Das hatte sie befürchtet, seit sie diesen Brief geöffnet hatte. Natürlich war das nicht zu schaffen. Was sollte sie tun? Um eine Fristverlängerung betteln?
    «Ich frage das nicht ohne Grund», erläuterte ihr Gegenüber selbstzufrieden. «Es ist nämlich ein Interessent auf der Bildfläche erschienen, der das Anwesen gerne kaufen würde. Natürlich würden wir es vorziehen, unsere langjährige Geschäftsbeziehung mit Ihnen weiterzuführen, aber …», er zuckte bedauernd mit den Schultern. «Allerdings gäbe es da noch eine Möglichkeit», fuhr er mit bedeutungsvoll gesenkter Stimme fort.
    Veronika sah auf. «Und welche?»
    «Haben Sie schon mal daran gedacht, dass es eine Möglichkeit gibt, deutlich höhere Einnahmen zu erzielen als mit einer Pension?»
    Fassungslos starrte sie ihn an. Hatte sie ihn richtig verstanden?
    Er nickte selbstzufrieden. «Genau. Gegen ein, sagen wir, entsprechendes Entgegenkommen und eine geringe finanzielle Beteiligung wäre ich bereit, mich bei der nächsten Sitzung sehr entschieden dafür auszusprechen, das Abkommen mit Ihnen zu verlängern.» Er lehnte sich zurück, die Beine breit gespreizt, eine fast obszöne Geste und griff nach seinem Reißverschluss. «Zufällig habe ich Verbindungen zu Insidern, die Ihnen die passende Kundschaft ins Haus schicken werden. Praktisch, nicht wahr? Und natürlich werde ich selber ab und an vorbeikommen und nach dem Rechten sehen.» Grinsend zog er den Reißverschluss auf, fasste in den Slip und präsentierte ihr seinen Penis. «Wie wäre es jetzt gleich mit einer kleinen Anzahlung? Ich möchte nicht die Katze im Sack kaufen.»
    Angewidert blickte Veronika auf das rosige Etwas, das sich, gestützt von seinen beiden Händen, in die Höhe reckte und neckisch auf sie zuzuschwanken schien.
    «Nicht so schüchtern! Er beißt nicht», scherzte Maier-Hinterfeld, offensichtlich um einen lockeren Tonfall bemüht.
    «Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht ganz folgen.» Veronika verschanzte sich hinter ihrem eisigsten Lächeln. «Sie können doch nicht ernsthaft vorschlagen, dass ich aus meinem Haus einen … ein Bordell mache!»
    «Warum denn nicht?» Der Mann betrachtete bedauernd seinen Penis, der zusehends schrumpfte. «Geld ist Geld, und soviel ich gehört habe, geht es nicht gerade tugendhaft bei Ihnen zu. Da können Sie genauso gut damit Kohle machen.» Verärgert stopfte er seinen nunmehr vollkommen schlaffen Schwanz zurück in den Slip und zog mit einem ungeduldigen «Ratsch» den Reißverschluss der Hose hoch.
    Veronika war alarmiert. «Und wer hat so etwas behauptet?»
    Er wich ihrem Blick aus. «Man hört da so einiges.»
    In Gedanken ging Veronika ihre Gäste der vergangenen Wochen durch. Aber bei keinem von ihnen schien ihr eine Verbindung zu diesem Rattengesicht vorstellbar. Er hatte jetzt ein selbstzufriedenes Grinsen aufgesetzt, das den Wunsch in ihr weckte, ihm irgendetwas ins Gesicht zu schütten. Aber sie hatte ja alle Getränke abgelehnt. Unter Aufbietung ihrer ganzen Willenskraft gelang es ihr, Haltung zu bewahren und so zu tun, als dächte sie ernsthaft über seinen Vorschlag nach.
    So ekelhaft er auch war, so wollte sie doch

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