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Das Hotel New Hampshire

Das Hotel New Hampshire

Titel: Das Hotel New Hampshire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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sein - gegen das Sperma. Um mir über diese Beklemmung hinwegzuhelfen, bestand Susie darauf, daß ich ein Präservativ benutzte.
    »Das ist das Dumme bei Männern«, sagte sie gelegentlich. »Bevor du's mit ihnen tust, mußt du dich so massiv wappnen, daß du manchmal den Zweck aus den Augen verlierst.«
    Aber in letzter Zeit ist Susie ruhiger geworden. Sie ist jetzt offenbar der Meinung, daß eine Methode der Geburtenregelung ausreicht.
    Und wenn es doch einmal schiefgehen sollte, dann kann ich nur hoffen, daß sie sich tapfer damit abfinden wird. Natürlich würde ich sie nicht drängen, ein Baby zu haben, wenn sie es nicht haben wollte. Leute, die von anderen verlangen, daß sie ungewollte Kinder zur Welt bringen, sind in meinen Augen schlimmer als Kinderfresser.
    »Aber selbst wenn ich nicht zu häßlich wäre«, protestiert Susie, »dann bin ich doch zu alt. Ich meine, wenn du über vierzig bist, kann es alle möglichen Komplikationen geben. Ich hätte vielleicht nicht nur ein häßliches Baby, ich hätte vielleicht überhaupt kein Baby - ich würde vielleicht eine Art Banane zur Welt bringen! Es ist ganz schön riskant, wenn du über vierzig bist.«
    »Unsinn, Susie«, sage ich ihr. »Wir bringen dich schon in Form - ein leichtes Gewichttraining, ein bißchen Laufen. Im Herzen bist du noch jung, Susie«, sage ich ihr. »Der Bär in dir ist noch nicht mal erwachsen.«
    »Überzeug mich doch«, sagt sie zu mir, und ich weiß, was das heißt. Es ist unsere Umschreibung dafür - wenn wir einander wollen. Aus heiterem Himmel sagt sie dann einfach zu mir: »Mir fehlt ein bißchen Überzeugung.«
    Oder ich sage etwa: »Susie, du siehst aus, als müßte man dich überzeugen.«
    Oder aber Susie sagt einfach »Earl!« zu mir, und ich weiß genau, was sie meint.
    Als wir getraut wurden, sagte sie genau das; an der Stelle, wo sie eigentlich »Ja« hätte sagen sollen, sagte Susie: »Earl!«
    »Was?« sagte der Pfarrer.
    »Earl!« sagte Susie und nickte.
    »Ja«, sagte ich dem Pfarrer. »Das heißt ja.«
    Ich vermute, weder Susie noch ich werden je ganz über Franny wegkommen, aber wir haben unsere Liebe zu Franny als unseren gemeinsamen Besitz, und das ist mehr, als wohl die meisten Paare gemeinsam haben. Und wenn Susie einst Freud ihre Augen lieh, übernehme ich heute das Sehen für meinen Vater, und so haben Susie und ich auch Freuds Blick als gemeinsamen Besitz. »Deine Ehe wurde im Himmel geschlossen, Mann«, sagte Junior Jones einmal zu mir.
    Nach der Nacht, in der ich zum erstenmal mit Susie dem Bären geschlafen hatte, kam ich zum morgendlichen Gewichttraining mit Vater etwas zu spät in den Ballsaal.
    Er war bereits fleißig an der Arbeit, als ich hereinwankte.
    »Vierhundertundvierundsechzig«, sagte ich zu ihm, denn das war der traditionelle Gruß zwischen uns. Wenn wir an diesen alten Schwerenöter Schnitzler dachten, dann schien uns das eine sehr komische Art der Begrüßung für zwei Männer, die ohne Frauen lebten.
    »Von wegen vierhundertundvierundsechzig!« raunzte Vater. »Vierhundertvierundsechzig - nie und nimmer! Ich hab mir das die halbe Nacht anhören müssen. Jessas Gott, ich bin vielleicht blind, aber ich kann immer noch hören. Nach dem, was ich mitgekriegt habe, hast du vielleicht noch vierhundertundachtundfünfzig. In dir stecken keine vierhundertundvierundsechzig mehr - das war einmal. Wer zum Teufel ist sie? Ich hätte so was nicht für möglich gehalten, so ein Tier!«
    Aber als ich ihm erzählte, daß ich mit Susie dem Bären zusammengewesen war und daß ich sehr stark hoffte, sie würde dableiben und bei uns wohnen, da war Vater begeistert.
    »Genau das hat uns gefehlt!« rief er aus. »Das ist einfach perfekt! Ich meine, ein besseres Hotel könnte man sich nicht wünschen. Ich finde, du hast das Hotelgewerbe phantastisch im Griff! Aber wir brauchen einen Bären. Jeder braucht einen Bären! Und jetzt, wo du einen Bären hast, bist du am Ziel, John. Jetzt hast du doch noch das Happy-End geschrieben.«
    Nicht ganz, dachte ich. Aber wenn ich alles berücksichtigte - wenn ich an Kummer dachte, an das Unheil, an die Liebe -, dann wußte ich, die Dinge könnten sehr viel schlechter stehen.
    Was fehlt also noch? Nur ein Kind, glaube ich. Ein Kind fehlt. Ich wollte ein Kind, und ich will es noch immer.
    Wenn ich an Egg denke, wenn ich an Lilly denke, dann sind Kinder das einzige, was mir jetzt noch fehlt. Es könnte mir natürlich immer noch gelingen, Susie den Bären zu überzeugen, aber Franny und

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