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Das Hotel

Das Hotel

Titel: Das Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Bett.
    Was, wenn tatsächlich ein Mann darunter lag?
    Nein, da lag niemand.
    Aber was, wenn doch? Was, wenn er mich packt, sobald ich die Tagesdecke hochhebe?
    » Dann bekommt er eine Ladung Pfefferspray in die Augen, ehe ich ihn windelweich prügle«, sagte sie laut.
    Maria streckte eine Hand nach der Decke aus, während die andere mit dem Pfefferspray zielte.
    Ich mach das jetzt. Auf Drei.
    Eins …
    Zwei …
    Drei!
    Maria riss die Tagesdecke hoch.
    Niemand packte sie. Unter dem Bett war alles leer, außer einer Wollmaus, die sie wegpustete. Sie ließ die Tagesdecke los, stieß einen lauten Seufzer aus und entspannte sich ein wenig.
    » Es wird wirklich Zeit, dass ich mich hinlege.«
    Maria stand auf und überlegte, wann sie das letzte Mal geschlafen hatte. Mittlerweile war es über vierundzwanzig Stunden her – lang genug, um jeden nervös oder panisch werden zu lassen.
    Sie kehrte wieder ins Bad zurück, griff nach der Zahnbürste auf dem Waschbecken und stellte sich vor, wie sie ins Bett fallen und sich gemütlich einwickeln würde.
    Ihre Zahnbürste war verschwunden.
    Maria sah unter das Becken und in ihre Kulturtasche.
    Sie war nirgends zu finden – wie vom Erdboden verschluckt.
    Maria starrte das Poster an. Lincoln erwiderte ihren Blick mit grimmiger Miene.
    Das hat nichts mit Erschöpfung zu tun. Hier spielt mir jemand einen Streich.
    » Ich pfeife auf das Zimmer, selbst wenn es so gut wie nichts kostet«, sagte sie laut. » Ich gehe jetzt.«
    Sie eilte zum Bett zurück, um sich ihr Handy vom Nachttisch zu schnappen.
    Auch das Handy war verschwunden.
    Stattdessen lag etwas anderes an seinem Platz. Etwas Kleines, Braunes.
    Maria stieß einen Schrei aus und zuckte zurück.
    Das ist nicht wahr. Das muss ein schlechter Witz sein.
    Sie starrte auf das braune Ding, als ob es sie jeden Augenblick anspringen würde.
    Ist das echt? Sieht vertrocknet und alt aus.
    Irgendein blöder Halloween-Scherzartikel vielleicht?
    Doch dann roch sie es. Ein Gestank von Verwesung, der sich in ihrer Nase und ihrem Mund ausbreitete und sie würgen ließ.
    » Das ist echt. Gütiger Himmel … Es ist wirklich echt.«
    Jemand hat ein menschliches Ohr in mein Zimmer gelegt.
    Sie rannte zur Tür und riss sie auf. In ihrer Panik entging ihr, dass sie die Tür nicht erst entriegeln musste. Sie hielt das Pfefferspray in der rechten Hand – bereit, jeden damit anzuspritzen, der ihr im Weg stand.
    Aber der Flur lag leer, dunkel und still da.
    Sie eilte zur Treppe, vorbei an Türen mit Namen wie Theodore Roosevelt, Harry S. Truman und Millard Fillmore. Über der gewundenen Treppe hing ein riesiges Poster von Mount Rushmore. Maria stürzte zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppe hinab und rannte so schnell sie konnte am Frühstückszimmer mit dem elektrischen Kamin vorbei Richtung Haustür. Sie drehte am Türknauf und warf sich dann mit aller Wucht gegen die Tür.
    Aber die Tür gab nicht nach. Maria prallte gegen das Holz und verletzte sich dabei an der Schulter. Sie drehte erneut am Türknauf.
    Keine Chance.
    Dann riss sie daran, aber auch das brachte nichts.
    Leise fluchend suchte sie nach einem Riegel, einem Schloss, einem Türstopper oder einem anderen Grund, warum die Tür nicht aufgehen wollte. Aber die einzige Art, die Tür zu verriegeln, schien der Knauf zu sein, und der ließ sich ohne Probleme drehen. Sie biss die Zähne zusammen und warf sich erneut gegen die Tür.
    Aber sie hätte sich genauso gut gegen eine Betonwand werfen können. Die Tür zitterte nicht einmal.
    » He! Kleine!«
    Die Worte trafen Maria wie ein Schlag. Eine männliche Stimme – irgendwo hinter ihr. Sie drehte sich blitzartig um und spannte dabei jeden Muskel an.
    » Ja, ich rede mit dir, Süße. Wir wollen uns jetzt ein bisschen amüsieren – ja, das wollen wir.«
    Die Stimme klang heiser und gemein, mit einem irgendwie hinterwäldlerischen Akzent. Aber Maria konnte sie nicht lokalisieren. Der Empfangsraum und der Aufenthaltsraum zu ihrer Rechten schienen leer zu sein. Der staubige Kronleuchter aus Hirschgeweihen über ihr warf seltsame, flatternde Schatten an die Decke, und im Frühstückszimmer flackerte das orangefarbene Licht des elektrischen Kamins.
    » Wer ist da?«, rief Maria, den Arm mit dem Pfefferspray noch immer ausgestreckt, den Finger auf dem Knopf der Sprühflasche. Sie war jederzeit bereit, abzudrücken.
    Keine Antwort.
    Er konnte sich überall verstecken: hinter dem Sofa, in den vielen Ecken, neben dem großen Bücherregal, hinter der

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