Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)
seltene Gelegenheit, dem Imperium zu dienen«, sagte Morojal. Ihre Stimme plätscherte ruhig an die Ufer meines imaginären Gelobten Landes, wo ich bereits die Imperiale Krone trug. »Ihr kennt die sieben Imperialen Dienste?«
Ihre Frage riss mich unsanft aus meinen Tagträumen.
»Äh, sieben?«, fragte ich. »Ich weiß von sechs. Flotte, Marineinfanterie, diplomatisches Korps, Erkundung, Imperiale Regierung, Koloniale Regierung …«
»Es gibt einen siebenten, den Geheimdienst. Er wird Regulierung genannt. Ihr wurdet ausgewählt, Regulant zu werden.«
Ich war also am Ende überhaupt kein Kandidat. Meine imaginäre Imperiale Krone fiel mir vom Kopf und löste sich in Luft auf.
»Was bedeutet das?«, fragte ich mürrisch. »Was macht ein Regulant?«
»Ein Regulant tut, was vom Imperialen Geist für nötig erachtet wird, um das Gleichgewicht im Imperium zu erhalten«, sagte Morojal. »Normalerweise heißt das, in die Pläne anderer Prinzen einzugreifen, manchmal ihnen dabei zu helfen, ihr Ziel zu erreichen, manchmal es ihnen zu verwehren. Dafür werden die Regulanten mit besonderen Kräften ausgestattet, die gewöhnlichen Prinzen nicht gewährt werden. Zum Beispiel mehr Priestern, einer besseren Verbindung und besserenKommunikationsmöglichkeiten mit dem Geist, der Fähigkeit, anderen Prinzen gegenüber mehr als eine Identität anzunehmen und so fort.«
»Wie bitte? Mehr als eine Identität anzunehmen? Was bedeutet das?«, fragte ich. Ich war zutiefst schockiert. Das hieß ja, dass der Imperiale Geist uns anlügen konnte, und zwar nicht nur in Haddads »unterschiedlichen Graden der Wahrheit«.
»Wenn nötig, kann der Imperiale Geist die Information, die Ihr anderen Prinzen übermittelt, neu justieren und angeben, dass Ihr in Wirklichkeit ein anderer Prinz seid oder einen anderen Rang bekleidet, der nützlicher ist, und so weiter.«
»Aber was ist, wenn er das einem Prinzen angibt, der den Regulanten schon kennt?«
»Regulanten ist es – anders als anderen Prinzen – ebenfalls erlaubt, ihre äußere Erscheinung zu verändern. Unter kontrollierten Bedingungen.«
»Ich habe das sowieso nie verstanden«, murmelte ich und dachte an meine etwas zu lange Nase. »Ich meine, die Tech ist da. Warum sollte man uns alle nicht so aussehen lassen, wie wir es wollen?«
»Eine Gesichtsgestaltung ermöglicht es dem Chirurgen – sogar einem Priesterchirurgen –, dem Gehirn eines Prinzen viel zu nahe zu kommen«, antwortete Morojal. »Deshalb ist sie nur Regulanten gestattet, und auch ihnen nur unter Umständen, in denen die Loyalität des gesamten medizinischen Teams sowohl außer Frage als auch unter Beobachtung steht.«
»In was für einem Fall wäre das?«
»In dem Fall, dass einem prinzlichen Gehirn fremdartige oder feindliche Psitech-Komponenten eingepflanzt wurden«, sagte Morojal. »Die dann auf andere Prinzen oder sogar den Imperialen Geist übergreifen könnten.«
»Also kann man nicht einmal den Priestern vertrauen?«
»Nicht immer«, entgegnete Morojal. »Die meisten Priester, die keine Relaiskommunikatoren sind, stehen nicht regelmäßig in Kontakt mit dem Imperialen Geist, und einige werden nur mental und jährlich oder noch seltener geprüft und reguliert. Die Loyalitätskonditionierung greift nicht mehr. So etwas passiert.«
»So viel ist sicher«, sagte ich mitfühlend. »Oder auch nicht. Dass etwas passiert, meine ich.«
»Ihr seid ein sehr junger Prinz«, sagte Morojal. »Trotzdem, anders als viele Prinzen, die sich niemals die Mühe machen, etwas zu lernen, was nichts mit der Befriedigung ihrer unmittelbaren Wünsche und Ambitionen zu tun hat, scheint Ihr fähig zu sein, in größeren Zusammenhängen zu denken. Ich glaube, Ihr habt die Anlagen, ein viel bedeutenderer Prinz des Imperiums zu werden, solltet Ihr Euch dafür entscheiden.«
»Was passiert, wenn ich kein Regulant werden will?«
»Nichts«, antwortete Morojal. »Ihr macht Euch hier auf dem Versorgungsposten an die Arbeit. In ein paar Monaten werdet Ihr wahrscheinlich ermordet oder sterbt bei etwas, das wie ein Unfall aussieht, aber tatsächlich von Admiral Jerrazis eingefädelt wurde, der weiß , dass Ihr seinen Protegé Huzand für alle Ewigkeit getötet habt.«
»Was?«, jaulte ich auf. »Woher weiß er das?«
»Er wurde informiert«, sagte Morojal mit kalten Augen, wobei das blaue Fluidum in ihrem Kopf hin und her waberte.
»Ihr habt es ihm verraten. Um Druck auf mich auszuüben«, sagte ich. »Damit ich Ja sage und
Weitere Kostenlose Bücher