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Das Imperium der Woelfe

Das Imperium der Woelfe

Titel: Das Imperium der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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einbruchsicheren Panzerschrank, der mit großem Sachverstand geöffnet worden war, eine Brieftasche gefunden. Er war zu dem Besitzer der Papiere gegangen und hatte einen jungen blonden kurzsichtigen Kerl mit struppigem Haar angetroffen. Als er ihm die Dokumente zurückgab, sagte er zu ihm: »Du hättest dich besser konzentrieren sollen.« Schiffer hatte den Einbruch nicht weiter verfolgt und dafür eine Originallithografie von Bellmer erhalten.
    »Aber was ist es dann?«
    »Lager.«
    »Was?«
    »Ein Möbellager.«
    Seit jener Nacht hatte Brouillard alles getan, was Schiffer wollte. Er hatte Türen für illegale Hausdurchsuchungen geöffnet; Schlösser aufgebrochen, um nachts jemanden auf frischer Tat zu ertappen; Tresore geknackt, um kompromittierende Dokumente zu finden. Der Dieb war die perfekte Alternative zu amtlichen Genehmigungen.
    Er wohnte über seinem Laden in der Rue de Lancry, einer Schlosserwerkstatt, die er mit der Beute seiner nächtlichen Ausflüge finanziert hatte.
    »Kannst du noch mehr dazu sagen?«
    Brouillard hielt den Schlüssel unter die Lampe. Dieser Einbrecher war einzigartig: Sobald er sich einem Schloss näherte, geschah ein Wunder. Eine kleine Bewegung, eine Berührung. Ein geheimnisvoller Vorgang. Schiffer konnte ihn gar nicht genug bei seiner Arbeit bewundern. Er hatte den Eindruck, eine geheime Kehrseite der Natur zu entdecken. Die Essenz einer unerklärlichen Begabung.
    »Surger steht hier«, sagte der Gauner leise. »Man sieht die Buchstaben, Filigranarbeit, da, auf dem Rand.«
    »Kennst du die?«
    »Ja. Ich habe mehrere Verstecke dort. Man kann Tag und Nacht rein.«
    »Wo?«
    »Château-Landon, Rue Girard.«
    Schiffer schluckte seinen Speichel hinunter, das Wasser lief ihm im Mund zusammen. »Gibt 's eine Geheimnummer für den Eingang?«
    »AB 756. Dein Schlüssel hat die Nummer 4C 32. Vierte Etage, da wo die Miniboxen sind.«
    Cyril Brouillard blickte auf und berührte sein Brillengestell. Mit singender Stimme sagte er: »Die Etage mit den kleinen Schätzen... «

Kapitel 50
     
    Das Gebäude lag über den Gleisen der Gare de l'Est, imposant und einsam wie ein Frachtschiff, das in einen Hafen einfährt. Der Bau mit den vier Etagen war frisch renoviert und gestrichen. Eine Insel der Sauberkeit, die Gütern auf ihrer Reise Unterschlupf gewährte.
    Schiffer ging durch die erste Schranke und überquerte den Parkplatz.
    Um zwei Uhr morgens rechnete er damit, dass ein Wächter in Schwarz mit dem Logo SURGER, einem aggressiven Hund und einem elektrischen Knüppel aus dem Dunkel auftauchen würde.
    Aber nichts geschah.
    Er gab die Geheimnummer ein und passierte die Glastür. Am Ende der Garderobe sah er einen in seltsames rotes Licht getauchten Zementflur mit einer Reihe metallener Rollläden; alle zwanzig Meter kreuzten Seitenflure den Hauptgang, man konnte sich ein Labyrinth von Abteilen vorstellen.
    Er lief geradeaus unter den Sicherheitskameras hindurch, bis er am Ende des Gangs eine Treppe erreichte. Jeder Schritt hinterließ ein dumpfes, kaum wahrnehmbares Geräusch auf dem perlgrauen Zement. Schiffer genoss die Stille, die Einsamkeit, die Spannung und die Macht des Eindringlings.
    Er erreichte die vierte Etage und hielt inne. Ein neuer Flur lag vor ihm, in dem die Schließfächer dichter beieinander standen. Die Etage der kleinen Schätze. Schiffer griff in seine Tasche und zog den Schlüssel heraus. Er las die Nummern an den Türen, vertat sich mehrmals, bis er schließlich die Nummer 4C 32 fand.
    Bevor er das Schloss öffnete, hielt er inne. Er konnte die Gegenwart seines Gegenübers beinahe riechen, hinter der Tür - die Frau, die noch keinen Namen hatte.
    Er kniete sich hin, drehte den Schlüssel im Schloss und schob mit einer kurzen Handbewegung den eisernen Rollladen hoch.
    Im Halbdunkel öffnete sich ein Hohlraum von einem Quadratmeter. Leer. Er regte sich nicht auf, denn er hatte nicht damit gerechnet, einen mit Möbeln und HiFi-Produkten voll gestopften Container zu finden.
    Er nahm die Taschenlampe zur Hand, die er Brouillard geklaut hatte. Auf dem Boden hockend, leuchtete er langsam den Zementkubus ab, suchte jede Ecke, jeden Hohlblockstein ab, bis er ganz hinten einen Karton entdeckte.
    Sein Gegenüber, das immer näher kam.
    Er bewegte sich in das Dunkel hinein, machte vor der Schachtel Halt, klemmte die Taschenlampe zwischen die Zähne und begann seine Suche.
    Kleider, allesamt dunkel mit Namen berühmter Couturiers. Issey Miyake. Helmut Lang. Fendi. Prada... Seine

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