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Das Imperium der Woelfe

Das Imperium der Woelfe

Titel: Das Imperium der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Finger berührten Unterwäsche. Schwarze Helligkeit: Dieser Gedanke kam ihm in den Sinn. Die Stoffe waren weich, von fast unanständiger Sinnlichkeit, die Spitzengewebe von einem dezenten Schimmer. Die Spitzen bebten unter der Berührung seiner Hände... Dieses Mal stellte sich kein Verlangen und keine Erektion ein: Die Anmaßung dieser Wäschestücke, der Hochmut, der darin zum Ausdruck kam, nahm ihm jede Lust.
    Er setzte die Suche fort und fand in einem Seidentuch einen weiteren Schlüssel. Ein seltsamer Schlüssel, in einfacher Form, mit flachem Bart. Wieder Arbeit für Monsieur Brouillard.
    Ihm fehlte die letzte Gewissheit.
    Er tastete weiter, hob Gegenstände in die Höhe, drehte sie herum. Plötzlich erstrahlte im Licht seiner Taschenlampe eine goldene Brosche in Form einer Mohnblüte mit funkelnden Blütenblättern. Er ließ die von Speichel triefende Lampe los, bettete sie auf den Boden, hob das Schmuckstück in die Höhe wie einen mit magischen Kräften versehenen Skarabäus, spuckte aus und murmelte in die Dunkelheit: »Allaha sühkür! Gott sei gepriesen! Du bist wieder da.«

 
     
     
     
     
     
     
     
    neun

Kapitel 51
     
    Mathilde Wilcrau hatte noch nie einen Positronenemissionstomografie-Scanner aus solcher Nähe gesehen. Von außen sah das Gerät aus wie ein normaler Computertomograf, ein großes weißes Rad tat sich auf, in dessen Mitte eine mit Messinstrumenten versehene Liege aus Stahl stand, an die Halterungen für Infusionen angebracht waren. Auf einem rollbaren Tisch lagen vakuumverpackte Spritzen und Plastikampullen. Diese seltsame Konstruktion füllte den Raum, sie schälte sich aus dem Halbdunkel wie eine übermenschengroße Hieroglyphe.
    Um eine solche Maschine ausfindig zu machen, waren die Flüchtigen ins Universitätskrankenhaus von Reims gefahren, hundert Kilometer von Paris entfernt. Eric Ackermann kannte den Leiter der Radiologischen Abteilung. Als der Arzt zu Hause den Anruf erhielt, fuhr er sogleich eilig in die Klinik und begrüßte den Neurologen warmherzig. Er erinnerte an einen Frontoffizier, der überrascht den Besuch eines legendären Generals erhält.
    Seit sechs Stunden machte sich Ackermann am Apparat zu schaffen. Von der Steuerungseinheit aus beobachtete ihn Mathilde Wilcrau bei der Arbeit. Er war über Anna gebeugt, deren Kopf sich in der Maschine befand. Er machte Injektionen, stellte den Perfusor ein und projizierte Bilder auf einen schräg angebrachten Spiegel, der sich im inneren oberen Bogen des Zylinders befand. Vor allem aber redete er.
    Während Mathilde durch die Scheibe beobachtete, wie er sich, einer Flamme gleich, eifrig hin und her bewegte, konnte sie eine gewisse Faszination nicht unterdrücken. Diesem langen, unreifen Kerl, dem sie nicht einmal ihr Auto geliehen hätte, war es gelungen, in einer Atmosphäre extremer politischer Gewalt ein einzigartiges Experiment am menschlichen Gehirn durchzuführen. Er hatte eine entscheidende Grenze in der Erforschung des Gehirns überschritten.
    Unter anderen Umständen hätte dieser Fortschritt zu besseren therapeutischen Entwicklungen führen können, und sein Name hätte auf neurologischen und psychiatrischen Handbüchern gestanden. Ob die Methode Ackermann noch einmal eine Chance erhalten würde?
    Der große Rothaarige arbeitete immer noch fieberhaft und voller Nervosität. Mathilde konnte seine Bewegungen deuten. Er arbeitete nicht nur mit hitzigem Eifer, sondern war über und über mit Drogen voll gepumpt, denn schließlich war er abhängig von Amphetaminen und anderen Aufputschmitteln. Sobald sie angekommen waren, hatte er in der Krankenhausapotheke eine »Erfrischungspause« eingelegt, wie er sich ausdrückte. Und diese synthetischen Drogen passten perfekt zu ihm, dem durchgeknallten Typen, der immer nur für und durch die Chemie gelebt hatte...
    Sechs Uhr.
    Mathilde war im einschläfernden Geräusch der Computer mehrfach eingenickt. Als sie aufwachte, versuchte sie, ihre Gedanken zu ordnen. Vergeblich. Ein einziger Gedanke zog ihre Aufmerksamkeit auf sich wie eine Lampe, die einen Nachtfalter anlockt. Annas Verwandlung.
    Am Vorabend hatte sie ein Geschöpf ohne Erinnerung bei sich aufgenommen, verletzlich und nackt wie ein Baby. Die Entdeckung des Henna hatte alles verändert, und die Frau hatte sich nach dieser Erkenntnis wie ein Quarzkristall gehärtet. Sie schien in diesem Moment verstanden zu haben, dass das Schlimmste nicht mehr zu fürchten war, sondern dass sie sich ihm stellen und es bekämpfen

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