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Das Imperium der Woelfe

Das Imperium der Woelfe

Titel: Das Imperium der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Akarsa riesige Obstplantagen in seiner Heimatregion, bei Gaziantep. Und er ist noch keine vierzig. Ein erfolgreicher Jungunternehmer nach türkischem Muster.«
    In Pauls Kopf löste der Name Gaziantep eine Erinnerung aus. Alle Opfer kamen aus dieser Gegend. War das Zufall? Er hielt sich eine Weile bei dem jungen Mann mit der bis zum Kragen hochgeknöpften Samtweste auf. Er ähnelte eher einem verträumten studentischen Bohémien als einem Wunderkind der Geschäftswelt.
    »Ist er politisch aktiv?«
    Ajak nickte. »Ein moderner Führer. Er hat eigene Gruppen gegründet, in denen Rap-Musik gehört, über Europa diskutiert und Alkohol getrunken wird. Es wirkt alles sehr liberal.«
    »Hat er gemäßigte Anschauungen?«
    »Nur zum Schein, meiner Meinung nach ist Akarsa ein reiner Fanatiker. Vielleicht der Schlimmste von allen. Er glaubt an eine radikale Rückkehr zu den Wurzeln und ist von der glorreichen Vergangenheit der Türkei besessen. Er besitzt sogar eine Stiftung, mit der er archäologische Projekte unterstützt.«
    Paul dachte an die antiken Masken, an die aus Stein gehauenen Gesichter. Doch dies war keine Spur, nicht mal eine Theorie. Nur ein verrückter Einfall, für den es keine Anhaltspunkte gab.
    »Kriminelle Aktivitäten?«, fragte er.
    »Ich glaube nicht, nein. Akarsa braucht kein Geld. Und ich bin sicher, dass er die Grauen Wölfe, die sich mit der Mafia kompromittieren, verabscheut. In seinen Augen ist das der >Sache< nicht würdig.«
    Paul warf einen Blick auf seine Armbanduhr: halb zehn - höchste Zeit, sich wieder um die Chirurgen zu kümmern. Er sammelte die Fotos ein und stand auf: »Danke, Ali. Ich bin sicher, dass mir diese Informationen auf die eine oder andere Weise sehr nützlich sein werden.«
    Der Mann begleitete ihn bis zur Tür. An der Schwelle fragte er: »Sie haben mir noch immer nicht gesagt, ob die Grauen Wölfe etwas mit der Mordserie zu tun haben.«
    »Ja, es besteht die Möglichkeit, dass sie daran beteiligt sind.«
    »Aber auf welche Weise?«
    »Ich kann nichts sagen.«
    »Glauben Sie, dass sie in Paris sind?«
    Paul schritt, ohne zu antworten, den Flur entlang. Auf der Treppe blieb er stehen: »Eine letzte Sache, Ali. Die Grauen Wölfe, warum dieser Name?«
    »Das hat mit dem Gründungsmythos zu tun.«
    »Was für ein Mythos?«
    »Es heißt, dass die Türken in alter Zeit eine hungrige Horde ohne Unterkunft waren, tief in Mittelasien. Als sie dem Tod nahe waren, kamen Wölfe und ernährten und schützten sie. Graue Wölfe, die das echte Volk der Türken zum Leben erweckt haben.«
    Paul merkte, dass er sich so fest ans Geländer klammerte, dass seine Handgelenke weiß wurden. Er stellte sich eine Meute vor, die schnaubend durch die unendlich weite Steppe lief und mit dem grauen Sonnenstaub verschmolz. Ajik schloss mit den Worten: »Sie schützen die türkische Rasse. Sie sind die Wächter des Ursprungs und der anfänglichen Reinheit. Manche von ihnen glauben, sie seien die Nachkommen einer weißen Wölfin, Asena. Ich hoffe, dass Sie sich irren und diese Männer nicht in Paris sind. Sie sind nämlich keine gewöhnlichen Kriminellen. Sie haben keinerlei Ähnlichkeit mit irgendetwas, das Sie je aus der Nähe oder der Ferne kennen gelernt haben.«

Kapitel 60
     
    Als Paul ins Auto stieg, klingelte sein Telefon.
    »Inspektor, ich habe vielleicht etwas.«
    Es war Naubrels Stimme.
    »Was?«
    »Bei der Befragung eines Heizers habe ich entdeckt, dass man die Überdrucktechnik auch in einem Bereich verwendet, dem wir noch nicht nachgegangen sind.«
    Nerteaux hatte noch lauter Wölfe und Steppen im Kopf und begriff nicht so richtig, wovon sein Mitarbeiter sprach.
    »Welcher Bereich?«, fragte er.
    »Konservierung von Lebensmitteln. Eine Technik aus Japan, noch ziemlich neu. Anstatt die Produkte zu erhitzen, werden sie überhöhtem Druck ausgesetzt. Das ist zwar teurer, aber dabei bleiben die Vitamine erhalten und... «
    »Verflucht, jetzt rück schon raus damit. Hast du eine Spur?«
    Naubrel verzog das Gesicht: »Mehrere Fabriken in Pariser Vorstädten verwenden diese Technik. Lieferanten von Bio- oder Feinkostwaren. Ein Ort im Bièvre-Tal scheint mir interessant zu sein.«
    »Warum?«
    »Weil er einer türkischen Firma gehört.«
    Paul spürte ein Kribbeln an den Haarwurzeln. »Wie heißt die Firma?«
    »Matak.«
    Die beiden Silben sagten ihm selbstverständlich nichts.
    »Was für Produkte stellen sie her?«
    »Fruchtsäfte, Luxuskonserven. Nach allem, was ich herausgefunden habe, ist das

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