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Das Imperium der Woelfe

Das Imperium der Woelfe

Titel: Das Imperium der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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erinnert, deren wahre Kraft sich erst nach der Explosion offenbart.
    Er trat näher, verbarg sich jedoch noch immer hinter den Säulen. Unzählige Fragen hätten ihm durch den Kopf gehen müssen, doch mit Verblüffung stellte Paul fest, dass ihn die Schar der dunklen Gestalten unter dem Gewölbe der Weihestätte auf seltsame Weise an die Beerdigung von Alpaslan Türkes erinnerte. Derselbe Prunk, dieselbe Feierlichkeit, dieselben Schnurrbarte. Auf seine Weise war es Jean-Louis Schiffer gelungen, so etwas wie ein offizielles Begräbnis zu erhalten.
    Am Ende des Parks sah er einen Krankenwagen in der Nähe eines unterirdischen Eingangs. Sanitäter in weißen Kitteln rauchten Zigaretten und unterhielten sich mit uniformierten Beamten. Sie warteten vermutlich darauf, dass die Spurensicherung genug Proben für die Beweisaufnahme entnommen hatte, bevor die Leiche abtransportiert wurde. Schiffer befand sich also noch in dem Gebäude.
    Paul verließ sein Versteck und ging auf den von Ligusterhecken geschützten Eingang zu. Als er die Treppe hinunterstieg, hielt ihn eine Stimme zurück: »Hallo, da können Sie nicht durch.«
    Er wandte sich um und hielt seine Marke hoch. Der Wachtposten erstarrte, stand beinahe stramm. Paul überließ ihn seiner Verblüffung und näherte sich wortlos dem schmiedeeisernen Gittertor.
    Zuerst glaubte er, das Labyrinth einer Mine mit unterirdischen Gängen und Ebenen zu betreten. Dann gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit, und er sah die Anlage vor sich: weißschwarze Nischenfluchten mit Tausenden Namenstafeln und Blumensträußen, die auf jeder der Etagen in gläsernen Gefäßen von der Decke hingen. Eine in Stein gehauene Stadt für Höhlenmenschen.
    Er beugte sich über einen offenen Schacht zu den unteren Etagen hinunter und erkannte ein weißes Licht im zweiten Untergeschoss: Die Leute von der Spurensicherung waren dort. Er entdeckte eine weitere Treppe und stieg nach unten. Je näher er an das Licht herankam, desto düsterer schien ihm die Atmosphäre zu werden. Ein einzigartiger Geruch stieg ihm in die Nase, trocken, stechend, mineralhaltig. Als er das zweite Untergeschoss erreicht hatte, wandte er sich nach rechts. Er folgte mehr dem Geruch als der Lichtquelle. An der ersten Abzweigung sah er die weiß gekleideten Techniker mit Papiermützen auf dem Kopf. Sie hatten ihr Hauptquartier an der Stelle aufgeschlagen, an der sich mehrere Gänge kreuzten. In ihren offenen Chromkoffern, die auf Plastikplanen ruhten, sah man die Versuchsröhrchen, Fläschchen, Spraydosen... Paul näherte sich ohne einen Laut. Die beiden Gestalten drehten ihm den Rücken zu.
    Er musste sich nicht anstrengen, um zu husten, denn der Raum war staubgeschwängert. Die Kosmonauten wandten sich um; sie trugen Masken in Form eines umgedrehten Ypsilon. Wieder zeigte Paul seine Marke, doch einer der Insektenköpfe sagte Nein und hob die behandschuhten Hände hoch.
    Eine erstickte Stimme ertönte: »Tut mir Leid, wir fangen gerade mit den Fingerabdrücken an.«
    »Nur eine Minute. Wir haben zusammengearbeitet. Das können Sie doch verstehen, oder?«
    Die beiden Ypsilons sahen einander an. Ein paar Sekunden vergingen, dann zog einer der Techniker eine weitere Maske aus dem Koffer. »Dritte Allee«, sagte er. »Immer dem Lichtstrahl folgen. Und bleib auf den Brettern, kein Fuß darf den Boden berühren!«
    Paul ignorierte die Maske und lief los. Der Mann hielt ihn an: »Nimm sie, sonst kannst du nicht atmen.«
    Er verzog das Gesicht, als er die weiße Schale über seine Haare stülpte. Er ging durch den ersten Gang auf der linken Seite, folgte den Brettern und stieg an den Kreuzungen über die Kabel der Projektoren. Die endlos scheinenden Mauern wiederholten eine Litanei von Fächern und Grabinschriften, die Wolke der grauen Partikel in der Luft wurde immer dichter.
    Nach einem Knick begriff er endlich die Warnung. Unter dem Halogenlicht verschwanden Fußboden, Wände, Decke in tristem Grau. Der Staub der Toten war aus den durch die Kugeln aufgerissenen Nischen gedrungen. Dutzende Urnen waren zu Boden gefallen, und ihr Inhalt hatte sich mit Gips und Schutt vermischt.
    An den Wänden erkannte Paul die Treffer von zwei verschiedenen Waffen: ein Großkaliber, Typ Shotgun, und eine halbautomatische Pistole, Kaliber neun Millimeter - oder eine gute alte 45er.
    Fasziniert von dieser Mondlandschaft, ging Paul vorwärts. Er hatte die Bilder von Städten auf den Philippinen gesehen, die nach einem Vulkanausbruch unter Asche

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