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Das Imperium der Woelfe

Das Imperium der Woelfe

Titel: Das Imperium der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Gestalt eines brüllenden Wolfes unterhalb der drei Mondsicheln abgebildet.
    Paul hatte den Eindruck, als sehe er eine marschierende Armee aus steinernen Kriegern mit einfachen Wertvorstellungen und esoterischen Symbolen. Die Grauen Wölfe waren mehr als eine politische Partei, sie bildeten eine Art Sekte, einen mystischen Clan, der sich auf althergebrachte Traditionen berief.
    Auf den letzten Bildern überraschte ihn ein letztes Detail, denn entgegen seinen Erwartungen hoben die Kämpfer beim Vorbeiziehen des Sarges nicht die Faust. Sie hielten zwei Finger zu einem ungewöhnlichen Gruß in die Höhe. Er konzentrierte sich auf eine weinende Frau im Schnee, die ebenfalls die geheimnisvolle Geste ausführte.
    Als er genauer hinschaute, sah er, dass sie den Zeige- und kleinen Finger nach oben gestreckt hatte und dass Mittel- sowie Ringfinger mit dem Daumen ein Dreieck bildeten. Er fragte laut: »Was bedeutet diese Geste?«
    »Weiß ich nicht«, sagte Matkowska. »Sie alle machen das. Wahrscheinlich ein Erkennungszeichen. Die kommen mir ziemlich bescheuert vor.«
    Das Zeichen war ein Schlüssel. Zwei zum Himmel gestreckte Finger, wie zwei Ohren... Und plötzlich begriff er.
    Er machte die Geste Naubrel und Matkowska vor.
    »Meine Fresse! Seht ihr nicht, was das bedeutet?«
    Paul zeigte ihnen seine Hand von der Seite, wie eine zum Fenster gerichtete Schnauze: »Seht genauer hin.«
    »Ach du Scheiße«, flüsterte Naubrel. »Das ist ein Wolf. Eine Wolfsschnauze. «

Kapitel 59
     
    Als sie die Brasserie verließen, erklärte Paul: »Wir teilen uns auf.«
    Die beiden Polizisten waren enttäuscht, sie hatten gehofft, nach der schlaflosen Nacht nach Hause gehen zu können. Er ignorierte ihre verärgerten Mienen.
    »Naubrel, du machst mit den Hochdruckkesseln weiter.«
    »Was? Aber...«
    »Ich will eine komplette Liste aller Einrichtungen der Ile de France, die über diese Ausstattung verfügen.«
    Der Ermittler öffnete die Arme zum Zeichen, dass das Unternehmen aussichtslos war. »Diese Sache ist eine Sackgasse. Ich habe mit Matkowska alles durchgekämmt, vom Maurer bis zum Heizungsmonteur, vom Klempner bis zum Glaser. Wir haben Versuchswerkstätten aufgesucht, die ... «
    Paul unterbrach ihn. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er es auch sein lassen können. Doch Schiffer hatte ihn am Telefon nach diesem Thema gefragt, und das bedeutete, dass es einen guten Grund gab, sich weiter dafür zu interessieren. Paul traute dem Instinkt des alten Fuchses...
    »Ich will diese Liste haben«, sagte er schroff. »Alle Orte, an denen auch nur die kleinste Aussicht besteht, dass die Mörder eine Kammer benutzt haben.«
    »Und ich?«, fragte Matkowska.
    Paul reichte ihm seine Wohnungsschlüssel: »Du fährst zu mir in die Rue du Chemin-Vert und holst aus meinem Briefkasten alle Kataloge, Broschüren und Dokumente über Masken und antike Büsten. Ein Mitarbeiter hat sie für mich gesammelt.«
    »Was soll ich damit machen?«
    Auch den Glauben an diese Spur hatte er verloren, doch wieder hörte er Schiffers Stimme: »Und die antiken Masken?« Vielleicht war Pauls Vermutung doch nicht so falsch? »Du setzt dich in meine Wohnung«, sagte er in festem Ton, »und vergleichst jedes Bild mit den Fotos der Toten.«
    »Warum?«
    »Such nach Ähnlichkeiten. Ich bin sicher, dass der Mörder sich nach antiken Vorbildern richtet, wenn er sie verstümmelt.«
    Der Polizist sah ungläubig die Schlüssel in seiner Hand baumeln. Paul gab keine weiteren Erläuterungen, und während er auf sein Auto zuging, sagte er: »Um zwölf ist die nächste Besprechung. Wenn ihr bis dahin etwas Wichtiges findet, ruft ihr sofort an.«
    Es war höchste Zeit, einer neuen Idee nachzugehen, die ihn beschäftigte. Ein Kulturattaché der türkischen Botschaft, Ali Ajik, wohnte nur ein paar Querstraßen entfernt. Womöglich würde es sich lohnen, ihn anzurufen. Der Mann hatte sich im Zusammenhang mit diesem Fall stets kooperativ gezeigt, und Paul suchte das Gespräch mit einem türkischen Staatsangehörigen.
    Im Auto benutzte er sein Mobiltelefon, das endlich wieder geladen war. Ajik schlief nicht mehr - zumindest behauptete er es.
    Wenige Minuten später stieg Paul die Stufen zur Wohnung des Diplomaten hinauf. Er schwankte leicht beim Gehen aus Schlafmangel, Hunger, Aufregung...
    Der Mann empfing ihn in einem kleinen modernen Appartement, das er in eine Ali-Baba-Höhle umgewandelt hatte. Lackierte Möbel schimmerten im goldbraunen Licht, an den Wänden hingen gold- und

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