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Das Imperium der Woelfe

Das Imperium der Woelfe

Titel: Das Imperium der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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eher ein Labor als eine Fabrik. Ein echtes Pilotprojekt.«
    Das Kribbeln verwandelte sich in elektrische Wellen. Azer Akarsa, der nationalistische Jungunternehmer, der mit Obstanbau ein Vermögen gemacht hatte. Der Junge aus Gaziantep. Ob da ein Zusammenhang bestand?
    Paul sagte in energischerem Ton: »Du machst jetzt Folgendes: Sieh zu, dass du diese Einrichtung besichtigen kannst.«
    »Jetzt?«
    »Was denkst du? Ich will, dass du dir den Ort, an dem sich die Hochdruckkammer befindet, gründlich ansiehst. Aber Vorsicht: keine offizielle Durchsuchung, keine Dienstmarke.«
    »Aber wie soll ich denn... «
    »Sieh zu, wie du klarkommst. Und du musst herausfinden, wem in der Türkei diese Fabrik gehört.«
    »Das muss eine Holding oder GmbH sein.«
    »Dann frag die Verantwortlichen vor Ort. Und wende dich an die Handelskammer. Wenn es sein muss, in der Türkei. Ich will die Liste der Hauptaktionäre.«
    Naubrel schien zu ahnen, dass sein Chef eine bestimmte Idee verfolgte: »Wonach suchen wir?«
    »Vielleicht nach einem Namen: Azer Akarsa.«
    »Verflucht, was sind das für Namen! Können Sie mal buchstabieren?«
    Paul kam der Aufforderung nach, und als er schließlich auflegen wollte, fragte Naubrel: »Haben Sie Radio gehört?«
    »Warum?«
    »Heute Nacht wurde auf dem Père-Lachaise ein Toter gefunden. Seine Leiche war verstümmelt.«
    Nerteaux wurde eiskalt. »Eine Frau?«
    »Nein. Ein Mann. Ein Bulle. Einer, der früher im 10. Arrondissement gearbeitet hat. Jean-Louis Schiffer. Ein Spezialist für Türken und... «
    Die schlimmsten Verletzungen, die eine Kugel im Körper eines Menschen anrichtet, entstehen nicht durch die Kugel selbst, sondern durch ihre Bahn, die eine zerstörerische Leere hinterlässt. Der Schweif eines Kometen, der durch die Haut, das Gewebe, die Knochen fährt. Paul spürte, wie diese Worte ihn durchdrangen, in seine Eingeweide fuhren und einen Schmerz auslösten, der ihn aufschreien ließ. Doch er konnte sein eigenes Schreien nicht hören, denn er hatte bereits das Blaulicht auf dem Dach befestigt und die Sirene eingeschaltet.

Kapitel 61
     
    Sie waren alle da, er konnte sie nach ihrer Kleidung einordnen. Die oberen Ränge der Place Beauvau - schwarzer Mantel, gewichste Schuhe - trugen Trauer, als sei das Trauertragen ihre zweite Natur; die Kommissare und Chefs der Brigaden wirkten in ihrem Tarngrün wie eine Schar Jäger im Hinterhalt, die Kriminalpolizisten wiederum kamen in Lederjacke und roter Armbinde daher, wie ehemalige Zuhälter, die sich zur Miliz haben bekehren lassen. Die meisten, egal, welchen Rang oder Dienstgrad sie bekleideten, trugen einen Schnurrbart. Es war eine Losung, ein Etikett jenseits aller Unterschiede und gehörte dazu wie die Kokarde auf der Dienstmarke.
    Paul ging am Fuß des Columbariums an den Leichen- und Streifenwagen vorbei, deren Blaulicht langsam kreiselte, und glitt am Gebäudeeingang diskret unter dem Absperrband hindurch.
    Als er innerhalb der Umzäunung war, lief er linker Hand auf die Arkaden zu und stellte sich hinter eine Säule. Er nahm sich keine Zeit, die Anlage zu bewundern, die langen Flure mit all den Namen und Blumen an den Wänden. Die Atmosphäre heiligen Respekts in Marmor gemeißelt, hier, wo die Erinnerung an die Toten wie Nebel über dem Wasser schwebte. Er konzentrierte sich auf die Gruppe der Polizisten, die in dem Garten standen, und suchte nach bekannten Gesichtern.
    Der Erste, den er sah, war Philippe Charlier. In seinem Lodenmantel war der Grüne Riese mehr denn je seines Spitznamens würdig. In seiner Nähe stand Christophe Beauvanier in Baseball-Mütze und Lederjacke. Die beiden Polizisten, die Schiffer in dieser Nacht befragt hatte, schienen wie Schakale herbeigeeilt zu sein, um sicherzugehen, dass der Mann auch wirklich tot war. In ihrer Nähe erkannte Paul auch Jean-Pierre Guichard, den Generalstaatsanwalt, und Claude Monestier, den leitenden Kommissar des Abschnitts Louis-Blanc sowie den Richter Thierry Bomarzo, einen der wenigen, die wussten, welche Rolle Schiffer in diesem Desaster gespielt hatte. Paul ahnte, was der Anblick all dieser Offiziellen für ihn bedeutete: Seine Karriere würde dieses Chaos nicht überleben.
    Was ihn am meisten erstaunte, war die Anwesenheit Morenckos, Chef der Abteilung gegen illegalen Drogenhandel, und de Pollets, Chef des Drogendezernats. Viele bedeutende Köpfe, wenn man bedachte, dass es sich bei dem Toten um einen einfachen Inspektor im Ruhestand handelte. Paul fühlte sich an eine Bombe

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