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Das Imperium der Woelfe

Das Imperium der Woelfe

Titel: Das Imperium der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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den Raum, als hätte jemand Milch in das grenzenlose Blau geschüttet.
    Paul nahm sich ein weiteres Exemplar des Autopsieberichtes: »Kann ich den auch haben?«
    Der Arzt sah ihn an, ohne zu antworten. Dann fragte er: »Sind Ihre Vorgesetzten wegen Schiffer informiert?«
    Paul schenkte ihm ein breites Lächeln.
    »Keine Sorge. Alles unter Kontrolle.«
    »Ich mache mir Sorgen um Sie. Der Mann ist ein Monstrum.«
    Paul fröstelte. Der Gerichtsmediziner versetzte: »Er hat Gazil Hemet getötet.«
    Der Name rief Erinnerungen wach. Oktober 2000: der Türke, der vom Thalys zerquetscht worden war, die Anzeigen gegen Schiffer wegen Mordes. April 2001: Die Staatsanwaltschaft stellte die Verfolgung mysteriöserweise ein.
    Paul antwortete mit eisiger Stimme: »Die Leiche war zerquetscht, und die Autopsie konnte nichts beweisen.«
    »Ich habe das Gegengutachten erstellt. Das Gesicht wies furchtbare Verletzungen auf. Ein Auge war herausgerissen worden, die Schläfen waren von einem Bohrer durchlöchert.« Er wies auf das Leichentuch: »Hemet braucht diese Frau um nichts zu beneiden.«
    Paul wurden die Beine schwach, er konnte einen solchen Verdacht gegen den Mann, mit dem er arbeiten wollte, nicht zulassen: »In dem Bericht war nur von Verletzungen die Rede und... «
    »Sie haben meine anderen Hinweise entfernt. Sie decken ihn.«
    »Wer sind >sie    »Sie haben Angst. Sie haben alle Angst.«
    Paul ging rückwärts auf das weiße Licht zu, das von draußen hereindrang, und Claude Scarbon holte tief Luft, während er seine Gummihandschuhe auszog: »Sie haben einen Pakt mit dem Teufel geschlossen.«

Kapitel 13
     
    »Sie nennen es Iskele. Richtig aussprechen: Is-ke-le.«
    »Was?«
    »Man könnte es mit >Anlegestelle< oder >Kai zum Ablegen< übersetzen.«
    »Wovon sprechen Sie?«
    Paul war Schiffer in das Auto gefolgt, hatte aber den Wagen noch nicht angelassen, der noch immer im Hof des Vésale-Pavillons stand, im Schatten schlanker Säulen. Chiffre fuhr fort: »Die wichtigste Organisation der Mafia, die die Einreise Illegaler nach Europa kontrolliert. Sie kümmern sich auch um Wohnung und Arbeit für die Leute. Meistens kriegen sie es hin, dass in einer Werkstatt Gruppen arbeiten, die aus derselben Gegend kommen. In manchen dieser Betriebe finden sich komplette Dorfgemeinschaften aus dem hinteren Anatolien.«
    Schiffer schwieg, trommelte mit den Fingern auf das Handschuhfach und fuhr fort: »Die Tarife sind variabel. Die Reichsten können sich ein Flugzeug leisten und die Zollbeamten bestechen. Sie kommen mit einer gefälschten Arbeitserlaubnis oder einem falschen Pass nach Frankreich. Die Ärmsten fahren in Containern über Griechenland oder in Lastwagen durch Bulgarien. In jedem Fall braucht man mindestens zweihunderttausend. In den Dörfern tun sich die Familien zusammen und bringen ungefähr ein Drittel der Summe auf. Der Arbeiter schuftet zehn Jahre, um den Rest zusammenzukriegen.«
    Paul beobachtete Schiffers Profil, das sich vor der sonnenbeschienenen Fensterscheibe deutlich abzeichnete. Dutzende Male hatte man ihm von diesem Netzwerk erzählt, doch es war das erste Mal, dass er eine derart genaue Beschreibung hörte.
    Der Bulle mit dem silbern schimmernden Schädel fuhr fort: »Du kannst dir nicht vorstellen, wie gut diese Kerle organisiert sind. Sie haben eine Liste, in der alles verzeichnet ist. Der Name, die Herkunft, der Betrieb und der Schuldenstand jedes Illegalen. Sie kommunizieren per E-Mail mit ihren Mittelsmännern in der Türkei, die den Druck auf die Familien aufrechterhalten. In Paris kümmern sie sich um jede Kleinigkeit: Sie nehmen Geldüberweisungen vor oder stellen verbilligte Telefonverbindungen her; sie gehen an Stelle der Leute zur Post, zur Bank, auf die Botschaft. Du willst einem deiner Kinder Spielsachen schicken? Du brauchst dich nur an Iskele zu wenden.
    Suchst du einen Frauenarzt? Iskele gibt dir die Adresse eines Doktors, der nicht ganz genau auf deinen Status in Frankreich achtet. Hast du Probleme mit deinem Betrieb? Iskele vermittelt in dem Streit. Es gibt nichts, was im türkischen Viertel geschieht, worüber sie nicht informiert sind und was sie nicht in ihren Akten verzeichnen.«
    Paul begriff endlich, worauf Chiffre hinauswollte: »Glauben Sie, dass sie über die Morde Bescheid wissen?«
    »Wenn die Mädchen wirklich Illegale sind, haben sich ihre Chefs vermutlich an Iskele gewandt. Einerseits, um zu wissen, was los war. Zum andern, um die Verschwundenen zu ersetzen. Wenn solche Tussen

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