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Das Imperium der Woelfe

Das Imperium der Woelfe

Titel: Das Imperium der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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nur oberflächlich, manchmal tief. Man kann sich vorstellen, dass der Mörder im Lauf der Zeit die Folter verstärkt hat. Bei den beiden anderen gibt es ungefähr genauso viele.« Er ließ die Hand, die die Blätter hielt, nach unten sinken, um seine Gesprächspartner anzusehen. »Generell gilt, dass alles, was ich hier beschreibe, auch auf die beiden früheren Opfer zutrifft. Die drei Frauen sind alle auf dieselbe Weise gefoltert worden.« »Mit welcher Waffe?«
    »Einem Kampfmesser, chrombeschichtet, mit Sägeklinge. Man kann an mehreren Wunden deutlich die Spuren der Zähne erkennen. Bei den beiden ersten Leichen habe ich untersuchen lassen, was für Messer solche Schnitte anrichten können, aber dabei kam nichts Besonderes heraus. Normale Militärausrüstung, von der es Dutzende Modelle gibt.«
    Chiffre beugte sich über andere Wunden, vor allem auf dem Oberkörper waren zahlreiche schwarze breite Ringe zu erkennen, die wie Knutschflecken oder Brandspuren aussahen. Als Paul diese auf der ersten Leiche gesehen hatte, hatte er an den Teufel denken müssen, an ein Wesen aus Glut, das sich an einem unschuldigen Körper vergnügt hatte.
    »Und das?«, fragte Schiffer und zeigte mit dem Finger auf eine andere Stelle. »Was ist es genau? Bisse?«
    »Auf den ersten Blick sind es Saugemale oder Verbrennungen, mittlerweile habe ich jedoch eine plausiblere Erklärung dafür gefunden: Der Mörder hat eine Autobatterie benutzt, um ihnen Elektroschocks beizubringen. Ich stelle mir vor, dass er die Klemmen eines Startkabels verwendet hat, und dann sind das hier keine Bissspuren, sondern die Druckpunkte der Kontaktspangen. Vermutlich befeuchtet er den Körper zunächst, um die Intensität der Stromstöße zu verstärken. Daher die schwarzen Spuren, auf dieser Leiche sind es mehr als zwanzig.« Er hob die eng bedruckten Seiten hoch. »Das steht alles in meinem Bericht.«
    Paul kannte den Inhalt. Er hatte die ersten beiden Autopsiebefunde immer wieder gelesen, und jedes Mal hatten sie bei ihm Widerwillen, ja Abscheu erregt. Er konnte diesen Wahnsinn nicht nachvollziehen.
    Schiffer pflanzte sich neben den Beinen der Leiche auf. Die Füße waren blauschwarz, die Haltung stark verkrümmt. »Und hier?«
    Scarbon trat von der gegenüberliegenden Seite an die Leiche heran. Die Männer sahen aus wie zwei Topografen, die das Relief einer Landkarte studieren.
    »Die Röntgenaufnahmen sind spektakulär. Fußwurzelknochen und Mittelfußknochen, Zehen, alles ist kaputt. Wir haben ungefähr siebzig Knochensplitter im Gewebe gezählt. Bei einem Sturz hätte ein solcher Schaden nicht verursacht werden können. Der Mörder hat sich mit einem Schlaginstrument über die Füße hergemacht. Eisenstange oder Baseball-Schläger. Die zwei anderen mussten dieselbe Behandlung über sich ergehen lassen. Es ist eine in der Türkei übliche Foltertechnik, Felaka oder Felika. Ich weiß nicht mehr genau.«
    Schiffer sagte in rauem, kehligem Ton: »Al-Falaqua.«
    Paul erinnerte sich, dass Chiffre fließend Türkisch und Arabisch sprach.
    »Ich kann Ihnen aus dem Stand zehn Länder nennen, die diese Methode praktizieren.«
    Scarbon schob seine Brille auf die Nase.
    »Aha. Na gut. Also eine exotische Angelegenheit.«
    Schiffer näherte sich dem Unterleib, wieder ergriff er eine Hand. Paul sah die schwarzen, geschwollenen Finger. Der Experte kommentierte: »Die Nägel wurden mit einer Zange ausgerissen, die Extremitäten verätzt.«
    »Mit welcher Säure?«
    »Unmöglich zu sagen.«
    »Kann es sein, dass diese Methode nach dem Tod angewandt wurde, um Spuren zu verwischen?«
    »Wenn das die Absicht war, hat der Mörder sein Ziel verfehlt. Die Rillen der Haut sind gut zu erkennen. Nein, ich glaube eher, es war eine weitere Foltermethode. Dieser Mörder macht nichts falsch.«
    Chiffre hatte die Hand wieder zurückgelegt und richtete seine Aufmerksamkeit auf die offen daliegenden unteren Geschlechtsteile. Auch der Arzt sah auf die Wunde. Die Topografen wurden allmählich zu Aasgeiern.
    »Hat er sie vergewaltigt?«
    »Nicht im sexuellen Sinn.«
    Zum ersten Mal zögerte Scarbon, und Paul senkte die Lider. Er sah die aufklaffende, auseinander gerissene, zerfetzte Wunde. Die inneren Teile - große Schamlippen, kleine Schamlippen, Klitoris - waren nach außen gedreht, die Haut auf unerträgliche Weise verzerrt. Der Arzt räusperte sich und begann: »Er hat ihr eine Art Knüppel hineingedrückt, der mit Rasierklingen bestückt war. Man sieht die Risse, hier, innerhalb der

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