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Das Implantat: Roman (German Edition)

Das Implantat: Roman (German Edition)

Titel: Das Implantat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel H. Wilson
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bringt mich dazu, mich auf einen alten Getränkekasten zu setzen. Nick blickt uns erwartungsvoll an.
    »Wie bist du hier reingekommen?«, will er wissen.
    Ich zögere, und in der schummrigen Beleuchtung mustern mich die beiden besorgt. Die Gespräche ihrer unzähligen Bewohner schwappen leise durch die Lagerhalle wie Wellen gegen ein Dock. Ich kann immer noch das leichte Kitzeln von dem Lichtstrahl spüren, den der Soldat auf mein Gesicht gerichtet hat.
    »Ich habe den Zenith benutzt. Den ganzen Zenith.«
    Lucy legt die Hand über den Mund.
    Nick beugt sich mit leuchtenden Augen vor. »Und wie ist das?«, fragt er.
    »Es ist … als wäre man ein Geist. Als würde man jemand anders zusehen. Alles folgt präzise einem Plan, den dir vorher niemand mitgeteilt hat.«
    »Wie beim Schicksal«, überlegt Nick laut.
    Schicksal. Ich denke darüber nach, wie es sich anfühlt, in den eigenen Kopf hineinzufallen. Die potenziellen Ergebnisse meines Handelns in leuchtenden Linien vor mir auf dem Boden zu sehen. Mit Geheimtinte gemalte Tanzschritte. Könnte ich in dem Moment versuchen, mich anders zu verhalten? Mir geht auf, dass ich es noch nicht probiert habe.
    »Ich muss euch beide hier rausholen. Und zwar sofort.«
    Nick und Lucy rühren sich nicht. Anscheinend ist ihnen der Ernst der Lage nicht bewusst, also fahre ich fort.
    »Vaughn hat gewonnen«, erkläre ich. »Er hat Lyle benutzt, um solche Greuel in Gang zu setzen, dass daraus Orte wie dieser entstanden sind. Lager, in denen Amps von der restlichen Bevölkerung ferngehalten und überwacht werden können. Das FBI hat mich zu Vaughn gebracht, doch ich konnte fliehen. Vorher hat er allerdings damit gedroht, uns alle zu töten.«
    Lucy runzelt die Stirn. »Lyle würde nicht zulassen, dass ihn jemand benutzt«, entgegnet sie.
    »Das ist ja jetzt auch egal«, antworte ich. »Vaughn will uns tot sehen, und mir bleiben noch ungefähr drei Minuten, um uns hier rauszuholen.«
    »Und dann?«, fragt Lucy.
    »Dann fliehen wir. Bleiben am Leben.«
    Lucy nimmt mein Gesicht in ihre Hände. Sie dreht meinen Kopf, und ich erkenne, dass Dutzende Amps sich um uns versammelt haben. Über aufgehängte Decken, Handtücher und Duschvorhänge hinweg spähen sie mit ernsten Gesichtern zu uns herein. Als sie hervortreten, bemerke ich, dass viele von ihnen improvisierte Waffen in den Händen halten: Stuhlbeine, Werkzeuge, Campingschaufeln. Hinter manchen stehen Kinder.
    »Wir sitzen alle im selben Boot, Owen«, meint Lucy. »Da draußen gibt es kein anderes Leben. Wir können nirgendwohin. Allein sind wir nicht sicher. Hier drinnen kann wenigstens der eine auf den anderen aufpassen.«
    »Aber ihr seid hier nicht sicher …«, wende ich ein.
    »Jim hat sein Leben für diese Menschen geopfert.«
    Eine Art elektrische Spannung scheint sich in der Lagerhalle auszubreiten. Mit gedämpften Stimmen flüstern sich die Leute hastig Anweisungen zu. Mit raschen, verstohlenen Bewegungen treiben Eltern ihre Kinder zusammen und verstauen ihre Wertsachen in Rucksäcken.
    »Die Wärter kommen«, sagt Lucy. Sie drückt mir einen Rucksack in die Hand. Im Innern finde ich ein paar Müsliriegel, etwas Kleidung, einzelne Dollarscheine.
    »Du musst gehen«, fügt Lucy hinzu. »Nick und ich können uns hier verstecken. Die anderen werden nicht zulassen, dass uns etwas passiert.«
    »Wenn euch jemand wegführen will, um euch Fragen zu stellen, weigert ihr euch. Geht auf keinen Fall mit jemandem mit. Bleibt immer bei …« Ich halte inne. Ich kann ihrem Gesicht ansehen, wozu sie in der Lage ist. Wie stark sie ist. Schließlich werfe ich mir den Rucksack über und umarme Lucy rasch.
    Dann nicke ich dem Jungen zu und berühre ihn sanft an der Schulter. »Ich werde dafür sorgen, dass alles wieder in Ordnung kommt, okay?«
    »Vaughn?«, fragt Nick.
    »Ich werde ihn daran hindern, euch weh zu tun. Ein für alle Mal.«

[HISTORISCHES DOKUMENT]
     
     
     
    Artikel XIV
     
    Alle Personen, die in den Vereinigten Staaten geboren wurden oder eingebürgert sind und ihrer Gesetzeshoheit unterstehen, sind Bürger der Vereinigten Staaten und des Einzelstaates, in dem sie ihren Wohnsitz haben. Keiner der Einzelstaaten darf Gesetze erlassen oder durchführen, die die Vorrechte oder Freiheiten von Bürgern der Vereinigten Staaten beschränken, und kein Staat darf irgendjemandem ohne ein ordentliches Gerichtsverfahren nach Recht und Gesetz Leben, Freiheit oder Eigentum nehmen oder irgendjemandem innerhalb seines Hoheitsbereiches den

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