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Das Implantat: Roman (German Edition)

Das Implantat: Roman (German Edition)

Titel: Das Implantat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel H. Wilson
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nicht sagen, ob die Lagerhalle dort unten eher einem Gefängnis oder einer Festung gleicht.
    Die Grenze des Lagers ist mit Stacheldraht gesichert, an den das umliegende Gestrüpp allerdings bis auf zwei Meter heranreicht. Hinter dem Stacheldraht ragen drei hastig errichtete Holztürme in die Höhe, die durch einen hohen Zaun miteinander verbunden sind. Ich kann die dunklen Silhouetten der Militärpolizisten erkennen, die auf den Türmen postiert sind. Ihre schmalen Gewehrläufe und das kurze Aufblitzen der Zielfernrohre, die dazugehören. Auch auf dem Boden gehen hier und da Militärpolizisten am Rand des Platzes langsam Patrouille.
    Ich hole tief Luft und tue, was Lyle mir beigebracht hat. Konzentriere mich auf mein Ziel. Unverletzt an dem scharfen Stacheldraht vorbeizukommen. Nicht ins Visier der Wächter mit ihren Scheinwerfern und Gewehren zu geraten. Doch vor allem:
niemandem weh zu tun.
Lucy hat mir gesagt, ich sei ein guter Mensch. Jedes Mal, wenn ich den Zenith anschalte, besteht jedoch die Möglichkeit, dass ich mit Blut an den Händen wieder aus meiner Trance aufwache.
    Drei, zwei, eins. Null.
    Ich scheine nach hinten zu fallen, mitten in die Dunkelheit, die sich hinter meinen Lidern verbirgt. Ich überlasse dem Implantat die Kontrolle. Voll drauf.
    Während überall um mich herum Daten und Muster aufleuchten, werde ich ganz ruhig.
    Verborgene Pfade, winzige Objekte und alle möglichen anderen Angaben zu meiner Umwelt erstrahlen in buntem Licht. Netzhautimplantat, Innenohrhilfe und Autofokus verschmelzen in perfekter Harmonie. Die Temperaturunterschiede des Betons. Die Dichte der Stacheldrahtrollen. Sogar das Schweifen der Suchscheinwerfer wird aus der Zeit gelöst und als leuchtendes Muster dargestellt. Ich kann sehen, wohin der Scheinwerfer leuchtet. Ich kann sehen, wohin er leuchten wird.
    Schon beginnen meine Beine, sich zu bewegen. Der matschige Hang gleitet unter mir hinweg. Dann höre ich den leisen Rhythmus meiner Schritte auf dem Beton. Mit ruckartigen Bewegungen kommt der kniehohe Stacheldraht näher. Man hat ihn offensichtlich hastig von einer Spule abgerollt und von der Ladefläche eines Lasters geworfen. Eine der scharfen Schlaufen hat sich verheddert und glatt gezogen; wie ein leuchtender Tunnel scheint die Stelle vor mir auf.
    Unmittelbar nachdem der Strahl des Scheinwerfers ein Stück oberhalb meines Kopfes vorbeigeglitten ist, springe ich über die flache Stelle im Stacheldraht hinweg. Schlitternd lande ich auf dem mit Unkraut bewachsenen Beton auf der anderen Seite.
    Sofort springe ich weiter auf den Maschendrahtzaun zu und klettere hinauf. Metall schneidet mir in die Finger, dann katapultiere ich mich über den Stacheldraht, der oben am Zaun angebracht ist. Kaum treffen meine Füße auf dem Boden auf, rolle ich mich bereits ab.
    Fünf Sekunden später komme ich nach einem schnellen Spurt auf der Rückseite eines kleinen Schuppens an. Um möglichst leise zu sein, bin ich auf den Ballen gelaufen, worunter allerdings die Kontrolle gelitten hat. So renne ich mehr oder weniger mit vollem Tempo gegen den Schuppen und schmiege mich schließlich an die Wand, um zu verschnaufen. An meinen feuchten Handflächen kann ich deutlich das rauhe Holz spüren.
    Okay, jetzt schalt ihn wieder aus, befehle ich mir selbst, und tatsächlich scheint es zu funktionieren.
Hol dir die Kontrolle vom Amp zurück. Aus, aus, aus.
    Die Leuchtschrift fängt gerade an, ein wenig zu verblassen, als ein junger Soldat um die Ecke des Schuppens gelaufen kommt. Erschrocken hebt er seine Taschenlampe und richtet den Strahl auf mein Gesicht. Ich kann förmlich spüren, wie die einzelnen Photonen von meiner Haut abprallen und in seine überrascht blickenden Augen zurückgeworfen werden.
    Mit meinem zottigen Bart scheine ich ihn nicht täuschen zu können.
    Ich denke nicht über meine Reaktion nach. Genau da liegt das Problem: Die Technologie handelt für mich, und reflexartig setzt sich die Außenwelt wieder in Gang. Der Schein der Lampe wird heller. Der junge Soldat gibt ein erstauntes Quäken von sich, als ich ihn mit dem Handballen am Kehlkopf erwische. Kurz sorgt die durch die Luft wirbelnde Taschenlampe für Verwirrung. Ich spüre, wie ich mich in einem sanften Bogen mit ihr drehe. Der Boden verwandelt sich in den Himmel und dann wieder in den Boden zurück.
    Ich fange die Taschenlampe auf, gehe in die Hocke und lege sie leise auf dem Boden ab. Dann mache ich einen Satz.
    Von hinten schlinge ich dem Soldaten den Arm um den

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