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habe ihnen nicht gesagt, wir machen eine Provokation; ich habe gesagt, wir machen mit dem Adenauer eine Diskussion, und allenfalls, wenn der nicht will, machen wir eine Demonstration. Die wußten Bescheid: Ich nehme den Adenauer bei einem passenden Wort, und wenn er nicht gleich antwortet, gehen wir raus, weiter nichts, wir gehen raus, wir zeigen durch unsere Haltung, der Mann ist unser nicht würdig.«
»Genossen«, sagte die Herausgeberin der NBR, »ihr wißt ja, wie diese Diskussion ausgesehen hat. Unser Anarchist hier hat dem Adenauer etwas zugerufen, das er wohl für ein politisches Argument hielt, und dann ist der halbe Festsaal aufgestanden und rausgelaufen.«
»Klar«, sagte Kutschen-Meyer, »bei sonne Gelegenheit mußte dich verständlich machen, denn es kommt auf das Verständnis an.«
»Und außerdem«, rief David, »war es nicht der halbe Saal, es waren dreiviertel. Die TU-Studenten sind mit uns rausgegangen, viele wohl nur aus Spaß am Krawall.«
»Klar«, sagte Kutschen-Meyer. »Und wat hat nu der Adenauer zu det Theater gesagt?«
David genoß das. »Nach meinem Zwischenruf hat er ersteinmal gar nichts gesagt. Als an die fünfhundert Studenten rausliefen, hat er auch nichts gesagt. Der wollte sich doch seinen Doktorhut abholen, und nun schnurren die Kameras, und die Mikrophone recken die Hälse, und unten ringt der Senat die Hände und wartet auf ein passendes Wort; da fehlte es ihm. Allerdings, als ich an der Tür war und der Saal dreiviertel leer, da ist ihm seine gerühmte Schlagfertigkeit zurückgekommen, höchstens drei, vier Minuten zu spät, da hat er gerufen und mit dem Finger auf mich gezeigt: ›Wartense nur, meine Damen und Herren, eines bin ich jewiß: den da werden wir auch noch bekehren!‹«
»Ick hoffe«, sagte Kutschen-Meyer, »dem wirste wat husten!«
»Und ich hoffe«, rief Johanna Müntzer, »jedermann sieht hier jetzt, welch eine Situation der Genosse Groth durch seine Eigenmächtigkeit auch noch heraufbeschworen hat: Er hat der Stumm-Polizei eine Handhabe gegeben, auf die Studenten einzuschlagen.«
»Ist doch nicht wahr«, rief David, »die Polizei hat gedacht, die Fete ist vorbei. Einer stand Posten, und als die Massen die Treppe runterkamen, hat er gefragt: ›Schon aus?‹, und die Studenten haben geschrien, klar, es sei aus, und da haben die Polizisten die Skatblätter eingesteckt und raus, und die Wagen sind vorgefahren, und als ich runterkam, standen sie schon Spalier. Kein Knüppelschlag, nur stramme Haltung – ich weiß gar nicht, was du immer mit mir hast, Genossin Müntzer!«
»Was ich immer mit dir habe? Ich habe die Verantwortung mit dir, Mensch! Schinderhannes konntest du in deinen Ratzeburger Wäldern spielen, Robin Hood von mir aus im holsteinischen Busch, aber der Klassenkampf ist von Karl Marx und nicht von Karl May! – Ich beantrage, dem Genossen Groth einen Verweis zu erteilen, und zwar wegen Wichtigtuerei und politischer Eigenmächtigkeit, um nicht von Anarchismus zu reden – und einen Verweis auch nur, weil es gerade noch einmal gut gegangen ist, aber soviel ist hier jetztsicher, Menschenskind, noch so ein Verstoß gegen die Parteidisziplin, und ich beantrage eine Rüge!«
Nun ja, er hatte seinen Verweis erhalten und einige Jahre später auch seine Rüge und jetzt, wieder ein Jahr später, wies seine Parteileitung das Ansinnen zurück, sie solle die Sache Gabelbach untersuchen; für sie gab es keine Sache Gabelbach, und jene, die es einmal gegeben hatte, war geklärt.
Aber nicht geklärt, unklar schien das Weltbild David Groths zu sein – die Parteileitung ließ es ihn wissen und forderte ihn auf, sich und seine Haltung zu prüfen und sich einmal der Frage zu stellen, wer denn am Ende wohl klüger sei: er oder die Partei.
Nein, sagte die Parteileitung, sie bestreite nicht sein Recht, Fragen vorzubringen, und sie drücke sich nicht vor ihrer Pflicht, Antworten zu geben, aber sie verhandle mit niemandem, der mit gezücktem Terzerol daherkomme, bereit, jeden über den Haufen zu knallen, der ihm nicht in seine Vorstellungen folgen wolle.
Wozu also habe sie hier der Soli und Salti des Genossen Groth noch einmal Erwähnung getan?
Der Warnung wegen vor schnellem Schuß und kurzem Schluß, und damit Ende für heute: Zieh einen Strich von Adenauer her über Port Arthur bis zu deinem heutigen etwas bengalischen Hintritt vor die Parteileitung und versuche, deine Spur zur Deckung zu bringen mit dem, was Parteilinie heißt; wir fürchten, die beiden gehen
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