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Das Impressum

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Titel: Das Impressum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Kant
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übernommen,und für den politischen Schaden im Bewußtsein von Port Arthur hat er eine strenge Rüge bekommen.
    Das ist eine Überspitzung, wollte David sagen, als er gewahrte, auf welche Pointe die Parteileitung ihren Bericht getrieben hatte, es handelte sich nicht um eine strenge Rüge, sondern lediglich um eine einfache – aber er unterließ den Einwurf: Sie hätten ihm doch nur entgegnet, mit streng sei nicht das Offizialprädikat gemeint gewesen; gemeint gewesen sei eine Bezeichnung für den moralischen Schub, mit dem sie ihm den Tadel ins Gewissen getrieben hätten, hätten treiben wollen – aber sie sähen schon: Es hatte wohl nicht ausgereicht.
    Den Gedankenanschluß wollte David seiner Leitung verbauen, und deshalb hielt er seinen Mund verschlossen, schloß aber gleich auch noch die Ohren, denn ihm war es nun genug der Belehrung, wußte jedoch, denen war es noch lang nicht genug; die würden jetzt den anderen, den älteren Fall solistischer Abweichung rügen und sich wieder einmal entrüsten über ihn und sein Zwiegespräch mit Dr. Konrad Adenauer, Bundeskanzler der deutschen West-Republik damals und eben im Begriffe, einen weiteren Ehrendoktorhut in Empfang zu nehmen.
    Das krumme Ding hatte ihm einen Verweis gebracht, und David hütete sich zu sagen, daß ihm der Eintrag niemals die Freude vergällt hatte an diesem so richtig schön krummen Ding.
    Dabei hatte Johanna Müntzer von Enttäuschung gesprochen und David auf längere Zeit unter jene eingereiht, die jetzt hier lernen sollten und hier jetzt nichts mehr lernten, weil sie verdorben worden waren in unmenschlichen Zeiten.
    Sie nannte den Adenauer-Coup eine Provokation und entsann sich, daß ausgerechnet das Wesen der Provokation Gegenstand erster Belehrung des David Groth durch Johanna Müntzer gewesen war.
    »Hast du diesen Adenauer und diesen Suhr-Senat und diese Stumm-Polizei provoziert?« fragte Johanna.
    »Ja, hab ich«, antwortete David, »aber doch wohl umgekehrt!«
    »Wie umgekehrt?«
    »Klassenmäßig umgekehrt. Ich habe die Methoden des Klassenfeindes gegen den Klassenfeind angewandt. Ich bin in das Lager des Klassenfeindes eingedrungen und habe das Lager des Klassenfeindes durcheinandergebracht.«
    »Klar«, sagte Leitungsmitglied Kutschen-Meyer, »zwischen mußte donnern, sonst wird nischt!«
    »Genosse Meyer«, sagte Johanna, »ich wende mich gegen diese Max-Hölz-Parolen. Wir alle wissen, daß dir die sechsspännigen Methoden des Genossen Groth gefallen müssen, aber wir haben hier jetzt andere Zeiten. Außerdem sind dir die konkreten Umstände, die wir jetzt hier diskutieren, nicht bekannt, weil du zur Schulung warst, oder nicht?«
    »Doch«, sagte Kutschen-Meyer, »stimmt, und studieren mußte, sonst wird nischt.«
    David merkte, hier war ein Bundesgenosse, potentiell, und er sagte rasch: »Wenn Genosse Meyer mitentscheiden soll, dann muß er auch wissen, worum es sich handelt. Ich schlage vor, ich fasse es noch einmal zusammen: Also, ich habe Eintrittskarten für Adenauers Ehrenpromotion besorgt, hundert …«
    »Besorgt ist ein Euphemismus für erschwindelt«, warf Johanna Müntzer ein.
    »Ich habe«, sagte David, »denen von der Studentenvertretung in Charlottenburg erzählt, ich wüßte von vielen Kommilitonen an der Humboldt-Uni, daß sie brennend gern einmal Herrn Adenauer sehen würden. Das war nicht geschwindelt; ich habe nur die Motive des brennenden Interesses unerwähnt gelassen. Ich habe die Studenten an der TU überzeugt, für das unteilbare Deutschland ist es besser, sie geben mir die hundert Karten. Die habe ich ja auch wirklich an Studenten der Humboldt-Uni verteilt, neunundneunzig.«
    »Und hast sie zu der Annahme gebracht, die Partei stünde hinter dir«, sagte Johanna.
    »Ich war dieser Annahme, Genossen. Ich gebe zu, ich habe dieses angenommen, sonst hätte ich es doch unseren Studenten nicht gesagt.«
    Johanna wandte sich an die anderen Leitungsmitglieder. »Entschuldigt, wenn ich diese Diskussion an mich reiße, aber durch täglichen Umgang mit diesem Menschen kenne ich ihn etwas besser als ihr. Er verdreht einem das Wort, wenn man es nicht festhält. Er hat eine Extraecke für Einfälle im Kopf, da muß man achtgeben. Komm zur Sache, David!«
    »Ich bin zwar bei der Sache, aber wenn du mich nicht ausreden läßt, Genossin Müntzer!«
    Kutschen-Meyer brummte: »Ausreden muß einer können, sonst kommt keene Klärung.«
    »Also«, sagte David, »die Studenten von der Humboldt sind mit hin nach Charlottenburg. Ich

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