Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Impressum

Das Impressum

Titel: Das Impressum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Kant
Vom Netzwerk:
Rente‹ – das ist doch lächerlich, Kollegen, und ich verwahre mich gegen diese inflatorische Verwendung des Fortschrittsbegriffs. Zweitens verlese ich den vollständigen Text einer, ja, was denn, Heirats-oder-was-Annonce: ›Temperamentvolle Klavierspielerin sucht flotten Geiger zwecks Hausmusik‹, und ich gestatte mir, mich zu fragen, von welcher Art diese Hausmusik wohl sein mag. Es stand übrigens unter ›Verschiedenes‹.«
    Hans Bammler kommt aus seinem Dämmer. »Erkläre dich mal, Edith, warum soll es nicht unter ›Verschiedenes‹ stehen? Da stehen doch diese musikalischen Sachen nun einmal, ›Wer spielt uns zur Jugendweihe auf? Akkordeon vorhanden‹ und so.«
    »Musikalische Sachen!« sagt Edith Schober. »Jugendweihe! Nach meiner Vorstellung handelt es sich hier um ein obszönes Angebot; soll ich das etwa noch erläutern?«
    Die Mehrheit der Konferenz hält dies nun wieder für ein schönes Angebot, aber der Hauptbuchhalter rettet die Lage. »Da am Ende ich mich mit den DEWAG-Leuten auseinandersetzen muß, schlage ich vor, Edith, du machst deine Erläuterungen schriftlich, damit ich denen gegenüber einen festen Stand habe; ich kenne mich mit Musik nicht so aus.«
    Er zwinkert, Edith winkt ab, und David tötet den Antrag, Ediths Papier möge als Hausmitteilung durch die Abteilungen geschickt werden; alles klar für den Andruck. Die nächsten beiden Nummern sind redaktionell auch unterm Dach; zwar flammt der Streit um den Fischland-Schmuck noch einmal auf, und es ist noch einmal erstaunlich, wie viele Konferenzteilnehmer Bernstein nicht ausstehen können, aber das war im Prinzip neulich schon geklärt worden: Die NBR wird nicht nur für die Konferenzteilnehmer gemacht; der Fischland-Artikel hat sein Imprimatur, basta.
    Und dann bringt die Tagesordnung David Groth dahin, wo er der Erfüllung seiner Träume noch am nächsten ist: Planung, Vorausplanung, Weitvorausplanung: Man müßte mal …
    Jetzt sind Leute mit Zukunftsfühlern willkommen:
    »Wie wäre es mit einem fiktiven Spaziergang durch das künftige Stadtzentrum? Kollege Gabelbach meint, mit Retuschen der Modelle kann man es lebendig illustrieren, und vielleicht finden wir durch Phantasie heraus, wo noch etwas fehlt.« (Einwurf: »Kneipen!!!«)
    »Unser Bezirkskorrespondent schreibt, neunundsechzig beginnen sie in der Lewitz mit einer riesigen Rinderaufzucht; das war bislang noch halbe Urwelt, allenfalls Heuwiesen, aber meistens Sumpf, Moor und Bruch, siebzig Quadratkilometer Vogelschutzgebiet.«
    (Frage: »Und was geschieht mit den Vögeln? Das ist doch bei Ludwigslust; ich glaube, da gibt es ganz seltene Vögel.« –Antwort: »Das müßte mit untersucht werden. Lilo, kennst du einen Ornithologen?« – Lilo kennt.)
    »Darf ich noch einmal an die Olympiade erinnern?« (Bescheid: Er darf nicht, er braucht es nicht, er erinnert seit drei Jahren daran, alles läuft.)
    »Ich hätte noch was für den zwanzigsten Jahrestag!« (Leises Stöhnen irgendwo.) »Analog zum NBR-Weltatlas auf der letzten Seite könnten wir doch neunundsechzig da einen DDR-Atlas hinstellen, oder sind bis dahin die dämlichen Rassehunde immer noch nicht alle?« (Empörung des Rassehunde-Fotografen wird niedergezischt.)
    »Die Karten müßten aber gestern in Auftrag; der Jahrestag ist morgen!« (Geknurrt: »Wem sagst du das?«)
    »Mit dem nächsten Roman steht es immer noch wackelig; aber Volk und Welt übersetzt gerade einen polnischen Krimi; der soll gut sein.« (»Wer sagt das?«) »Der Übersetzer.« (»Aha!«) – »Kriegen wir jemand in die Dominikanische Republik rein, den Australier vielleicht? Ich finde, man muß jetzt mal zeigen, was rauskommt, wenn die Amis ein Regime retten.« – »Im nächsten Jahr wird Johanna Müntzer siebzig; da bin ich für eine Doppelseite!« (»Bravo!«) – »Ich habe etwas mit Ruhla angesponnen; die machen einen elektrischen Wecker, Weltniveau, und ihre Kennziffern haben diesmal auch real den Inlandsbedarf gleich mit vorgesehen.« (»Oho!«) – »Was macht eigentlich so ’n Schirach, wenn er aus dem Knast ist; wie paßt der sich in den gesellschaftlichen Organismus da drüben?« (»Willst du seine Memoiren kaufen?«) »Nee, aber die Leute an das erinnern, was er ausläßt!« – »Das Autobahn-Anhalter-Problem haben wir ganz fallenlassen; greifen wir das zum Sommer wieder auf?« – »Ich möchte vierzehn Tage nach Akademgorodok.« – »Wir dürfen die Schrittmacher nicht vergessen!«
    Und die Planer und Leiter nicht und nicht die

Weitere Kostenlose Bücher